SABATON - Coat of Arms
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2010
Mehr über Sabaton
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.25
- Label:
- Nuclear Blast (Warner)
- Release:
- 21.05.2010
- Coat Of Arms
- Midway
- Uprising
- Screaming Eagles
- The Final Solution
- Aces In Exile
- Saboteurs
- Wehrmacht
- White Death
- Metal Ripper
- Coat Of Arms (Instrumental)
- Metal Ripper (Instrumental - Bonus Track)
Wie ordentliche Bombast-Metal-Scheibchen im Soundcheck verlieren können...
Wie schlecht muss eine Band sein, um in unserem Soundcheck mit riesigem Abstand den letzten Platz zu belegen und gleich zwei Wertungen unter vier Punkten einzustreichen? Nun, die Frage werden euch die harschesten der Kritiker sicher mit guten Argumenten beantworten können. Die vorliegende Besprechung indes tritt eher dazu an, die Frage zu klären, ob dieser letzte Platz denn wirklich etwas über die Klasse eines Albums aussagt, oder nur über die geschmacklichen Verirrungen unseres Kollegiums. Damit nähern wir uns des Pudels Kern, denn wenn ihr die letzten Monate so verfolgt habt, dann wird euch sicher aufgefallen sein, dass eine Band es sehr schwer hat aus dem letzten Drittel heraus zu kommen, wenn ihre Musik nach Attributen wie pompös, orchestral, bombastisch, kitschig, martialisch oder pathetisch schreit.
Genau hier liegt dann auch das Problem begründet, das viele mit der neuen und mittlerweile fünften Studio-Langrille der Schweden von SABATON haben: Keyboardschwanger und pompös triefen Pathos und kriegerische Theatralik aus den Boxen. Tonnenweise synthetische Chöre und Orchestrierungen liegen auf jedem Song und lassen ihn zur verhinderten Soundtrack-Operette werden, die sich wie Zuckerguss über ein Grundgerüst aus teutonischem Metal der Marke GRAVE DIGGER und ebenso teutonsicher Melodieführung der Marke BLIND GUARDIAN legt. Dazu martialische Lyrik, die sich stets dem Kriege und zuforderst dem zweiten Weltkriege widmet. Ein weiterer Punkt, der in manchen Kreisen Unbehagen auslöst, und sich die Menschen fragen, ob man Worte wie 'The Final Solution' denn wirklich zum Refrain eines zwar düstren aber doch irgendwie triumphal klingenden Stückes machen sollte. Doch lasst euch von derlei Bedenken nicht auf die falsche Fährte bringen. Die Schweden machen im Text zum Stücke sehr deutlich klar, dass sie gerade nicht auf Seiten der Nazis stehen.
Hier wird verständlich, dass SABATON sicher polarisiert und die Gemüter spaltet. Der eine hat eine Allergie gegen Zuckerguss, der nächste kann Kriegslyrik nicht ertragen und der Dritte mag es nicht, wenn das Vers-Refrain-Schema zu simpel und ohne kompositorische Kniffe vor sich hin stampft. Da wird die Zielgruppe eben überschaubar, und selbst jemand, der wie ich grundsätzlich auf martialischen Metal mit Faust und Pomp steht, wird auf eine Belastungsprobe gestellt. Zum einen finde ich die simplen Mitsing-Refrains wie etwa bei 'Coat Of Arms' oder 'Screaming Eagles' sehr gelungen, ich mag die tiefe, griffige und doch melodisch Stimme von Joakim Broden sehr gerne und ich finde auch das kriegerische Konzept gelungen. Andererseits muss auch ich konstatieren, dass die Band, die ich mit einem genialen Album wie "Primo Victoria" kennen und schätzen gelernt habe, seither doch etwas abgebaut hat. Die Songs haben viel von ihrer Spannung verloren, der Zuckerguss neigt gelegentlich gen Überdosis, und ein aus Riff- und Text-Zitaten diverser Metalklassiker zusammengeschraubtes Stück wie der Rausschmeißer 'Metal Ripper' ist einfach nur flach.
So kann man zusammenfassen wohl feststellen, dass diejenigen unter euch, die an Bands wie aktuellen MANOWAR, HAMMERFALL und RHAPSODY nach wie vor ihre große Freude haben, sich vom schlechten Abschneiden der Schweden in unserem Soundcheck keinesfalls abschrecken lassen müssen, denn auch "Coat Of Arms" hat für euch noch einiges zu bieten. Eine Glanztat wie "Primo Victoria" ist es aber bei Weitem nicht, und wer bezüglich der eingangs erwähnten Attribute ähnlich tickt, wie augenscheinlich drei Viertel unserer Soundchecker, der muss um SABATON wohl in der Tat einen großen Bogen machen.
Anspieltipps: Coat Of Arms, Screaming Eagles, The Final Solution
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle