SALEM (ISR) - Playing God And Other Short Stories
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2010
Mehr über Salem (ISR)
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Pulverised Records/ Soulfood
- Release:
- 30.04.2010
- Drums Of The Dead Part I
- Drums Of The Dead Part II
- The Priviliged Dead
- Exodus
- The Downfall Of Paris Part I
- The Downfall Of Paris Part II
- The Mark Of The Beast Part I
- Beast Lullaby
- The Mark Of The Beast Part II
- The Mark Of The Beast Part III
- I Hate Pigs!
- Playing God
Mit ihrem siebten Album melden sich die Israelis als Metal-Flaggschiff ihrer Heimat zurück.
Wenn die Rede von israelischem Metal ist, dann denken viele zuerst an ein bekanntes Sextett aus Petah Tikva, das sich der Verbindung doomiger Klänge mit orientalischer Folklore widmet. Bei mir indes geht der erste Gedanke immer an eine Band aus Giv'ataim, die bereits etliche Jahre mehr auf dem Buckel hat und sich stets dem extremen, aber doch spannenden, originellen und intensiven Metal verschrieben hat und nun mit "Playing God And Other Short Stories" ihr siebtes Album vorlegt. Die Rede ist natürlich von SALEM um Frontmann und Bandgründer Ze'ev Tananboim, dessen charasmatische und extreme Stimme seit zwanzig Jahren eine prägnante Größe des extremen Metals ist, oder sein könnte, wenn sich der gemeine Fan von Black und Death Metal denn für Bands aus Israel interessieren würde.
Dass SALEM eben nicht nur eine weitere gesichtslose Band ist, die mit extremem Sound und nicht alltäglicher Herkunft auf sich aufmerksam zu machen, ist - wenn nicht schon nach den letzten sechs Alben - spätestens nach Verklingen des Einstiegsdoppels 'Drums Of The Dead' klar, zieht die Band hier doch mit martialischem Drumming, intensiver Perkussion, eigenwilliger Rhythmik, tollem Gesang (ja, auch die weiblichen Parts überzeugen!) und einem monumentalen Drive in die Schlacht. Auch in der Folge erweist sich "Playing God..." als ausgesprochene Schlagzeug-Platte, die den Hörer zu Anfang ob der verwirrenden Rhythmen und des dominanten Drumsounds ein wenig überfordert, doch mit jedem weiteren Durchlauf offenbart das scheinbare Gehacke mehr Struktur, mehr Tiefgang und mehr bunte Facetten, die im ersten Sounderlebnis noch verborgen bleiben.
Ein etwas gedrosselterer Groover wie 'Exodus' (ja, in der Tat ein Bob-Marley-Cover) lädt zum gepflegten Mitbangen ein, während der nun folgende Zweiteiler 'The Downfall Of Paris' mit klassischer Military Snare eingeleitet wird und so ein wenig das zitiert, was MAYHEM zu einer großen Kriegserklärung verwandelten. Freilich nicht in der selben Radikalität wie die Norweger, die schon in der Frühzeit beider Bands einiges mit den Israelis verband. Doch zurück zum Song, der im getragenen Mittelstück den Gitarren von Nir Gutraiman und Lior Mizrahi viel Raum lässt, eine bedrückende Stimmung aufzubauen, die von Ze'evs anklagendem, bellendem Gesang und dem dazu im Kontrast stehenden Klagegesang der Sängerin noch intensiviert wird. Ein weiterer Mehrteiler mit dem Titel 'The Mark Of The Beast' sorgt mit starken Thrash-Einflüssen im Riffing, gekonntem Einsatz der Sängerin und vielschichtigen Arrangements, sowie mit einer ausgefeilten Dramaturgie für Spannung und Abwechslung, bevor das abschließende Titelstück schön mit den Kontrasten aus ausladender Melancholie und irrsinnigem Gehacke arbeitet.
So bleibt als Fazit für mich ein sehr spannendes Album, das sicher nicht leicht zugänglich ist, aber auf einem sehr hohen musikalischen Niveau mit viel Innovation dafür sorgt, dass der Hörer mit jedem Hördurchlauf gewinnt und Neues entdeckt. Das führt SALEM aus meiner Sicht zurück auf den Thron des israelischen Metals, den sie möglicherweise vor sechs Jahren an die eingangs angedeutete bekanntere Band verloren haben dürften. Doch nun sind sie für mich in Sachen Kreativität und Ausführung wieder ganz oben angelangt. Trotz aller Sperrigkeit.
Anspieltipps: Drums Of The Dead, Downfall Of Paris, The Mark Of The Beast, Playing God
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle