SARACEN - Marilyn
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2011
Mehr über Saracen
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Escape Music (H'ART)
- Release:
- 23.09.2011
- Norma Jeane
- Whither The Wind Blows
- Hold On
- Make This Body Work
- Who Am I
- Love Like A Razorblade
- Break The Spell
- Not For Sure
- Feel Like Going Home
- Unfinished Life
- Marilyn
Die pompösen NWoBHM-Veteranen überraschen mit einem neuen Album und haben ein paar illustre und längst vergessene Gäste an Bord.
Das ist ja mal eine handfeste Überraschung! Da spielt die britische Pomprock Legende SARACEN einen bombastischen Gig auf dem diesjährigen Keep-It-True-Festival und verschweigt dabei die Tatsache, dass ein neues Album in der Pipeline steckt. Dieses liegt nun vor mir und mit eingeschaltetem Euphoriekopfkino erwarte ich freudig erregt ein melodisch-schwülstiges Feuerwerk an Melodien. Die Tatsache, dass man neben dem Sänger der Hardrockformation FM Steve Overland, der norwegischen Sängerin Issa, auch noch Robin Beck als Gastsängerin auf diversen Songs dazu gezogen hat, irritiert mich zunächst nur marginal. Auch der angedrohte Einsatz eines Saxophones will mich noch nicht erschüttern, auch wenn ich kein Freund von Blasinstrumenten bin. Sieht man dies alles im Zusammenhang mit dem textlichen Konzept des Albums, darf man aber schon einmal die Stirn in Falten legen. Dieses Mal dreht es sich nämlich – der Titel lässt es vermuten – um das Leben von Marilyn Monroe. Insofern macht es natürlich Sinn, zwei Sängerinnen als Protagonisten hinzu zu ziehen.
Nach dem ersten Durchgang ist mir erst einmal warm ums Herz. Die zwölf Kompositionen sind nämlich so herrlich plüschig, dass ich ab und an über genau diesen Umstand schmunzeln muss. Trotzdem gefällt mir das Angehörte ausgesprochen gut, was in erster Linie daran liegt, dass man die unverkennbaren Trademarks der Band eben nicht über Bord geworfen hat. Noch immer regieren große, manchmal an der Kitschgrenze jonglierende Melodien, und noch immer interagieren die Gitarren mit den schon immer sehr präsenten Keyboards in selten erreichter Perfektion. Und der knackige Einstand mit 'Norma Jean' lässt sich gut an. Allerdings schmälert hier das Saxophonsolo mein Hörvergnügen. Sicher, der gute Mann kann ganz offensichtlich sein Instrument bedienen, aber ich hätte hier eben lieber eine Gitarre gehört. Da behalte ich mir das Recht auf Scheuklappen vor. 'Whither The Wind Blows' ist dann schon eher mein Jagdgebiet. Ein mitreißender Uptemporocker, der auch wunderbar auf früheren SARACEN-Alben stehen könnte. Thumbs up. Das nachfolgende, getragene 'Hold On' hören wir mit Issa hinterm Mikrophon. Die Dame verfügt über eine angenehm kraftvolle Stimme und gibt der Sache eine neue Klangfarbe. Schade nur, dass diese Ballade an sich eher etwas plätschernd klingt. Das erneut eingesetzte Saxophon mag seinen Beitrag dazu leisten. Ganz anders dann der Einstand von Robin Beck, die mit 'Make This Body Work' gleich mal eine deutliche Duftmarke setzt. Eine fetzige Rocknummer, die von ihrer rauchigen Stimme exzellent in Szene gesetzt wird. Ich erwarte bei zukünftigen Konzerten ein paar Tausend Hände in der Luft. Das macht Laune.
Und wie es sich für ein Konzeptalbum gehört, gibt es auch im weiteren Verlauf eine Achterbahnfahrt in Sachen Tempo und Härtegrad. Während 'Who I Am' mir zu schmalzig aus den Boxen tropft, reißt 'Break The Spell' meinen alten Hintern unwillkürlich in die Höhe. Aber auch einige der ruhigen Songs wissen durchaus zu gefallen. So ist das von Robin Beck vorgetragene 'Not For Sure' eine sehr intensive Nummer, die (fast) nur von einer Akustikgitarre unterlegt wird. Manche Stimmen haben eben das gewisse Etwas, um auch simpel gestrickten Songs Klasse einzuhauchen. Und Robin Beck verfügt eben über eine solche.
Unbestritten sind natürlich auch die Qualitäten von Originalsänger Steven Bettney, der auf oben erwähntem Festival für einige Maulsperren sorgen konnte. Aber auch auf "Marilyn" erfreut er bei 'Break The Spell' oder dem tollen 'Unfinished Life' mit seiner herausragenden Stimme. Da weiß man einfach, dass die Gäste nicht aus einer Notlage heraus an Bord geholt wurden, sondern aus dem Grund, dass eine weibliche Stimme zu dem textlichen Inhalt einfach …äh … stimmiger klingt.
Wenn es beim nächsten Mal wieder etwas mehr pompt, rockt und proggt, wird die Note auch wieder höher ausfallen. Trotzdem ein schönes Album.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Holger Andrae