SATAN - The Early Demos
Mehr über Satan
- Genre:
- Heavy Metal (NWOBHM)
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Death Rider Records
- Kiss Of Death
- Heads Will Roll
- Oppression
- The Executioner
- Into The Fire/Trial By Fire
- Blades Of Steel
- No Turning Back
- Break Free
- Pull the Trigger
- The Ritual
- Blades Of Steel (live)
- No Turning Back (live)
- Pull The Trigger (live)
Die besten Songs der NWoBHM?
Kann man ein Label besser starten als mit der Wiederveröffentlichung der vielleicht besten NWoBHM-Songs, die niemals offiziell erschienen sind? Wohl kaum. Death Rider Records, das Label von Keep-It-True-Festival-Betreiber Oliver Weinsheimer ist im letzten Jahr mit der Veröffentlichung der frühen Songs der britischen Legende SATAN an den Start gegangen. Und genau so liebevoll und detailgetreu, wie das Festival organisiert ist, kommt auch dieser Silberling um die Ecke. Ein schickes Booklet mit Interviews, alten Zeitungsartikeln und Berichten aus der Zeit der Originalaufnahmen umhüllen diese magische Musik. Da kommt man schon vor dem Hörgenuss in die richtige Stimmung. Man merkt halt, dass hier Fans für Fans am Werk sind.
Wenden wir uns nun der Musik zu. Wie bereits erwähnt, hören wir hier SATAN vor der Zeit der fantastischen "Court In The Act", was natürlich bedeutet, dass hier nicht Brian Ross als Sänger zu hören ist. Ein Umstand, der anderen Bands eventuell das Genick brechen würde, bei der hier gebotenen Qualität spielt das aber eine untergeordnete Rolle. Gehen wir aber chronologisch vor.
Eröffnet wird das musikalische Feuerwerk mit den vier Nummern der sogenannten "Guardian"-Session; benannt nach dem Guardian-Label, welches später zwei der Nummern – 'The Executioner' und 'Oppression' - auf dem legendären "Roxcalibur"-Sampler veröffentlichten. Die anderen beiden Titel – 'Heads Will Roll' und 'Kiss Of Death' – landeten auf einer heute gesuchten Single. Diese frühe Inkarnation der Band beinhaltet neben der wohl besten Gitarrenkombo (Russ Tippins/Steve Ramsey) und Bassist Greame English, Andy Reed an den Drums und Trev Robinson am Mikro. Und was soll ich schreiben? Diese vier Songs gehören für mich zur creme de la creme in Sachen Heavy Metal. Ursprünglich bereits im Jahr 1981 aufgenommen, zaubert das Quartett hier eine Magie auf Band, welche selten erreicht wurde. Natürlich erinnern uns heute die Gitarrenläufe an frühe Kompositionen der Eisernen Jungfrauen, aber wie groß der Einfluss der Harris-Buben auf SATAN wirklich war, lässt sich heute kaum noch nachvollziehen. Der Unterschied zu Maiden ist einfach, dass SATAN mit diesen frühen Songs noch unverfälschter, noch ungestümer und noch fesselnder zu komponieren. Allein der Klang der Klampfen ist so beschwörend, ich fühle mich jedes Mal an einen Schlangenbeschwörer erinnert.Die Melodieführung innerhalb der Songs versetzt mich bei jedem Durchlauf in eine Art Schwebezustand.
Wie soll man diese Wundertaten in schnöde Worte kleiden? Ich bin überfordert, denn egal, wie ich es ausdrücken werde, es wird der Klasse dieser Nummer nicht gerecht werden. Alle vier Nummern sind mächtig nach vorne galoppierende Schweißtreiber, deren Rhythmik sofort mitreißt. Darüber spielen Russ und Steve mit wunderbaren Stereo-Effekten und lassen dem Hörer so die Sinne schwinden. Man hat die ganze Zeit den Eindruck einer exzellenten Bandprobe beizuwohnen, so frisch klingt alles. Die immer wieder eingeflochtenen Akustikversatzstücke geben dem Hörer immer wieder etwas Zeit zum Durchatmen. Gut so, denn ich bin nach jeder Nummer völlig aus der Puste. Obendrein ist der kauzige Gesangsstil von Mister Robinson auch noch ebenso originell, wie es die instrumentale Untermalung schon ist. Das passt wie der berühmte Deckel auf den berühmten Eimer. Man versteht sofort jedes Wort und kann sich mit seinen sozial-kritischen Texten auch herrlich identifizieren. Arm gegen Reich oder das Leben eines Underdogs sind Themen, die so ehrlich klingen, wie die Musik. Da ist nichts aufgesetzt, das ist alles echt.
Wer noch immer nicht heiß auf diese Musik ist, der hört jetzt sofort in 'Oppression' hinein. Diese Nummer ist mal so ganz nebenbei der vielleicht beste NWoBHM-Song überhaupt. Ich versuche mich erst gar nicht an einer detaillierten Beschreibung. Hören, in Ehrfurcht erstarren und den Labeljungs danken, dass sie dieses Kleinod noch einmal aufgelegt haben. Ein gewisser Mister Harris darf sich getrost in den gestreiften Hintern beißen, dass er noch keine Nummer dieses Kalibers hinbekommen hat. Keine. Und ich liebe seine alten Kompositionen.
Eigentlich reichen diese vier Nummern schon aus, um das Teil hier einzusacken, aber es geht ja noch viel weiter. Es folgt das legendäre "Into The Fire"-Demo, auf welchem es bereits die ersten beiden Besetzungswechsel gab. Ian McCormack, den wir später noch bei BATTLEAXE und den SATAN-Nachfolgern PARIAH hören dürfen, verkloppt die Felle und Trev Robinson wurde durch Ian Swift ersetzt. Dieser tauchte später unter anderem bei AVENGER und ATOMKRAFT wieder auf. Fakt ist, dass die Musik auf diesem Demo irgendwie etwas reifer klingt, ohne dass die Band aber zu viel Charisma verloren hätte. Rein subjektiv kommen die Nummern nicht ganz an die Klasse der "Guardian"-Aufnahmen heran, was natürlich nicht heißt, dass auch nur eine Note von "Into The Fire" nicht toll platziert wäre. Die meisten Nummern sind hinterher in veränderten Versionen auf dem Album gelandet – welches Brian Ross eingesungen hat – wirken aber in den hier vorliegenden Fassungen roher. Aus heutiger Sicht mag man schreiben, dass es neben mangelnder Knete für ein vernünftiges Aufnahme-Equipment auch am Selbstfindungsprozess der Band lag, dass man eben so klang, ich hänge allerdings der verklärten Ansicht nach, dass die Band schon damals sehr genau wusste, wohin der Weg führen sollte.
Musikalisch lässt sich an solche Granaten wie dem pfeilschnellen 'Trial By Fire', dem hymnischen 'Blades Of Steel' oder dem fulminanten Instrumental 'The Ritual' absolut gar nichts verbessern. Durch den technisch sicher besseren Sänger klingt man hier etwas erwachsener, hat etwas an Irrsinn verloren, serviert dem geneigten Freund von anspruchsvoller Stromgitarrenmusik aber trotz alledem erstklassige Musik.
Als Sahnehaubitze gibt es abschließend noch drei Livetracks vom Earthquake Festival 1984. Hier ist der Sound zwar etwas dumpf, aber das schmälert dieses exzellente Gesamtpaket nicht im Geringsten. Kultig wird die dadurch, dass wir hier eine Aufnahme mit Lou Taylor am Mikro finden. Der gute Mann hat es mit SATAN nämlich nie ins Studio geschafft und kam erst bei BLIND FURY dazu den einen oder anderen satanischen Vers aufzunehmen. Insofern sind diese Aufnahmen also höchst spannend.
Ich höre jetzt auf zu lamentieren und ihr geht alle los und besorgt euch diese Wundertüte. Besser geht diese Art von Musik nicht.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae