SCALD (RUS) - Ancient Doom Metal
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/24
Mehr über Scald (RUS)
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- High Roller Records
- Release:
- 26.07.2024
- Ancient Doom Metal
- Young God Resurrected
- Master Of The Lake
- Far Northern Corner
- ALU (My Protection)
- The Liberating Spells Of Fire
Eine gelungene Fortführung.
Als ich vor vielen Jahren in den Tiefen des Internets und in den Anfangstagen meiner Doom-Erweckung über die da schon längst nicht mehr aktiven Russen SCALD stolperte und mir das bis jetzt einzige Album "Will Of Gods Is A Great Power" einfuhr, war es recht schnell um mich geschehen. Seitdem nimmt mich diese Scheibe mit ihrer urtümlichen, rauhen und ungefilterten Energie und überbordender Emotionalität ausnahmslos jedes Mal komplett mit und sie gehört in meiner Welt auf einen der zugegeben zahlreichen Podeste in den Hallen des Doom Metal.
Etwa zeitgleich zur Veröffentlichung dieses für mich wegweisenden Debüts starb Sänger Agyl bei einem Zugunfall und die Geschichte SCALD wurde für die nächsten zwanzig Jahre für beendet erklärt. Inzwischen haben die Männer aus Jaroslawl allerdings erkannt, dass diese Geschichte wohl doch noch nicht beendet ist. 2021 erschien eine Zwei-Song-EP namens "There Flies Our Wail!" mit der instrumentalen Originalbesetzung und dem chilenischen Doom-Tausendsassa Felipe Kutzbach (unter anderem CAPILLA ARDIENTE und PROCESSION) am Gesang. Nach drei weiteren Jahren erscheint nun unter dem passenden Titel "Ancient Doom Metal" ein zweites vollständiges Album, ebenfalls mit dem inzwischen nach Schweden umgesiedelten Kutzbach.
Nach dieser etwas längeren Vorgeschichte, die Kenner sicher eh übersprungen haben, komme ich nun zu dem, was die Band um Chef und Bassist Velingor 27 Jahre nach dem Debüt auf die Rille gebannt hat. Das kommt dem damaligem Œuvre nämlich durchaus nahe, was ja bestens zum Titel des Albums passt. Immer noch steht epischer, langsamer Doom Metal mit Texten aus der nordischen und der slawischen Mythologie an vorderster Front. Teilweise werden kleinere Einflüsse aus dem Folk eingewoben, die den Songs etwas Eigentümlichkeit verleihen. Mit 'The Master Of The Lake' wird dieser DNA-Strang dann auch mal etwas deutlicher präsentiert, wobei auch dieser Song in meinen Ohren immer noch tief im Doom verwurzelt steht. Bezüglich der einzelnen Stücke, aber auch des Artworks, der Songtexte und der beteiligten Musiker steht "Ancient Doom Metal" also voll in seiner Tradition und punktet auf ganzer Ebene. Auch Kutzbachs schwere und energische Stimme trifft hier durchweg die richtigen Töne.
Nun liebe ich an "Will Of Gods Is A Great Power" allerdings nicht nur die Songs an sich, sondern auch die eine ganz eigene Atmosphäre verströmende, primitive Unproduktion und das unnachahmliche Charisma Agyls, der mich mit seiner Stimme und seinem Akzent auch nach hundert Umdrehungen des Albums immer wieder in den Bann zieht. Und das ist etwas, was SCALD in seiner Reinkarnation natürlich nicht reproduzieren kann. Aber darf ich das der Band wirklich vorwerfen? Das Album klingt so, wie man es von einer Produktion im Jahre 2024 erwarten darf und ist glücklicherweise dennoch weit weg von modernen Ballersounds. Und Kutzbach singt zum Glück so, wie er nun mal singt und versucht sich gar nicht erst daran, seinen Vorgänger nachzuahmen.
So ist "Ancient Doom Metal" zweifelsohne ein Werk, das es verdient, unter dem Namen SCALD veröffentlicht zu werden. Dabei knüpft es nicht unbedingt direkt an den Underground-Kult an, sondern es zeigt die Musiker von damals mit all ihrer Erfahrung, die sie auf dem Weg gesammelt haben und ihre aktuelle Version dieser geschichtsträchtigen Band. Und diese Version vermag mich zwar nicht so verzaubern, wie die, die ich vor vielen Jahren kennen gelernt habe, aber sie hat ein wirklich tolles Album am Start, das ich jedem Freund epischen Doom Metals ans Herz legen möchte.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marius Luehring