SCARECROW (D) - Condemned To Be Doomed
Mehr über Scarecrow (D)
- Genre:
- Thrash
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Golden Core / ZYX
- Release:
- 11.11.2022
- Condemned To Be Doomed - Part 1
- In The Beginning
- I Owe You ...
- Nuclear Radiation
- Personal Problems
- Condemned To Be Doomed - Part 2
- Eternity
- Repression
- No Reason To Be Sad
- Manipulated Minds
- Never Again
- Condemned III
- Serious Fact
- Manipulated Minds
- Pack Of Lies
Eine Lehrstunde in progressivem Gerumpel-Hardcore-Thrash!
Anno 1988: Ich war tief verwurzelt im amerikanischen Thrash und Speed, konnte mit teutonischem Stampf-Metal zumeist relativ wenig anfangen, da kommt eine junge Truppe aus dem süddeutschen Breisgau mit einer selbst produzierten LP um die Ecke, die mich vom Fleck weg begeistert. Die Rede ist von "Condemned To Be Doomed" der Band SCARECROW. Von Beginn an fasziniert mich die ganze Attitüde der Band, die irgendwo zwischen Hardcore, Punk und Thrash unterwegs ist. Alles ist Do-It-Yourself, wie man schon an der mutigen Eigenveröffentlichung sehen kann.
Auch musikalisch geht man sehr eigene Wege und mischt die oben bereits genannten Subgenres gekonnt miteinander. Dazu natürlich sozialkritische Texte. Nach diesem einen Album folgten noch Samplerbeiträge und Singles in Eigenregie. Danach war Stille im Funkturm von SCARECROW.
Nun hat sich das formidable Trüffelschwein-Label Golden Core erbarmt und das Album, samt aller weiteren Songs als schicken Silberling veröffentlicht, der gewohnt detailverliebt aufgemacht daher kommt. War ich zuerst noch etwas skeptisch, ob mich die Musik auch heute noch abholen würde, so sind diese Zweifel bereits beim langen Opener 'Condemned To Be Doomed Pt.1' komplett verflogen. Klar, der Sound ist sehr roh und beinahe etwas verwaschen und verpasst der Chose daher einen Indie/HC-Anstrich, aber rein musikalisch ist das leicht verspielter Thrash der gehobenen Klasse.
So ist zum Beispiel 'Nuclear Radiation' ein erstklassiger Thrasher, der auch über 30 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch mächtig Laune macht. Die eingestreuten Radio-Samples waren damals schon ziemliches High-End-Sampling würde ich sagen; heute schmunzelt man darüber. Weniger schmunzelig sind allerdings die Texte der Burschen. So geht diese Nummer, der Songtitel lässt es vermuten, um Nuklearkatastrophen. Das Desaster in Chernobyl 1986 war noch in allen Köpfen.
Musikalisch ist man innerhalb der eigenen Grenzen ziemlich facettenreich. Heute würde man das vielleicht Crossover nennen, aber die damit verbundenen Gedanken an groovige Beats ist völlig verkehrt. Hier ist es ein Kreuzüber aus leicht verschachteltem Thrash und amerikanischem Hardcore. So ist der überlange zweite Teil des Titelsongs mit seinen knapp zwölf Minuten Spielzeit schon eine sehr ambitionierte Angelegenheit. Schöngeister werden sicherlich denken, dass die Band sich spätestens hier komplett übernommen hat, ich hingegen finde sehr großen Gefallen an der Nummer.
Nach den sieben Songs des Longplayers folgen zuerst die vier Nummern der 7" "No Reason To Be Sad". Hier ist der Sound etwas fetter, was den Stücken natürlich sehr gut zu Gesicht steht. So ist das extrem abwechslungsreich und hat sogar Reggae-Momente. Obendrein finden wir hier mit 'Never Again' eine echte Hymne. Worum es geht, sollte bei diesem Titel klar sein.
Danach folgen noch die beider tollen Songs der 90er Single, sowie eine bislang unveröffentlichte Nummer.
Wie gewohnt, ist die Aufmachung sehr liebevoll und detailliert. So gibt es alle möglichen und unmöglichen Infos im dicken Booklet: Interview, Bandbio und alte Flyer. Leider erneut keine Songtexte.
Wer sich auf eine Zeitreise begeben möchte und sich an den oben erwähnten Stolpersteinen nicht stößt, ist hier bestens versorgt!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Holger Andrae