SCROLLKEEPER - Wetiko
Mehr über Scrollkeeper
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Golden Core / ZYX
- Release:
- 06.10.2023
- Your Blood First
- Wetiko
- Misery
- Shadow Dancing
- Sleep And Dream
- Metal Merchants
Endlich neuer Stoff aus Houston!
SCROLLKEEPER konnte mich schon 2020 mit dem Debüt-Langspieler "Auto Da Fe" ziemlich begeistern, wie meiner Rezension zu entnehmen ist. Nach Corona und personeller Vakanz am Drumkit erscheint mit "Wetiko" nun ein neues Album der Band um Sänger Justin McKittrick. Dabei war dies zunächst als EP gedacht. Nach dem Ausstieg von Schlagzeuger Simon Marfleet, entstand die Idee mit MANILLA ROAD-Spezialist Neudi an der Schießbude ein paar Songs aufzunehmen und in eben jenem Format zu veröffentlichen. Nachdem die Songs im Kasten waren, fand sich allerdings eine neue Stammbesetzung in Form von Krystal Salinas, mit welcher drei weitere Songs eingezimmert wurden. So wuchs "Wetiko" auf über dreißig Minuten, was manche als Album bezeichnen würden. In der Form wird es jedenfalls auch promotet.
Ist ja alles auch gar nicht so wichtig. Wichtiger ist, was drin ist in diesem etwas weniger ansehnlich verpackten Album. Dabei passt das Artwork zum Titel, denn als Wétiko-Psychose bezeichnete US-Schriftsteller Jack D. Forbes die seiner Meinung nach ursprünglich europäische Faszination für das Böse, die zu einem Mangel an Empathie und schließlich zu Egoismus, Habgier und Gewalt führe. Durch den europäischen Imperialismus wuchs diese Krankheit irgendwann zu einem weltweiten Phänomen. Forbes bediente sich dabei aus dem Wortschatz eines Cree-Dialektes. Ursprünglich bezeichneten die Indigenen mit dem Wort die Gier nach Menschenfleisch, die vor allem im Winter durch langes Hungern auftrat. Das Artwork ist also hässlich, aber passt wie die Faust aufs Auge.
Aber was ist nun drin im Umschlag? Nun, SCROLLKEEPER spielt auch weiterhin recht schnellen Heavy Metal mit spritzigen Ideen und fetzigen Drums. Obwohl man meines Erachtens soundtechnisch etwas abgebaut hat - "Auto Da Fe" wirkte auf mich druckvoller und gerade bei den Gitarren und Drums differenzierter - kommen die Pluspunkte dieser Combo weiterhin bestens zur Geltung. So sorgt Gitarrist Alexander Kamburov erneut für so manche Überraschung mit seinen Licks und Soli, weil er eben nur sehr selten den einfachsten Weg wählt. Die neue Schlagzeugerin steht ihrem Vorgänger ebenfalls kaum nach und traut sich ebenfalls sehr eigenwillig in die Songs zu trommeln. Beim neuen Album steht der Gesang ziemlich im Vordergrund, was teilweise etwas anstrengend wird, weil McKittrick mit seiner hellen Stimme etwas weniger variabel als zuvor agiert.
Das ist allerdings alles Gemecker auf hohem Niveau. Das Doppel aus dem gleicherweise melodisch wie aggressiven 'Your Blood First', mit der großartigen Bassarbeit Andrew Suttons, und dem thrashenden Titelsong, ist ein großartig angepisster Weckruf. Die beiden Siebenminüter 'Shadow Dancing' und 'Sleep And Dream' sind rhythmisch vertrackte Goldstückchen, die auch nach wiederholtem Hören nicht im Ansatz Längen zeigen. Zum Schluss gibt's mit 'Metal Merchants' dann auch noch ein hübsches HALLOWS EVE-Cover, für das man mit Tommy Stewart auch noch den passenden Gast finden konnte.
So darf ich abschließend "Wetiko" gewisse Schwächen in der Produktion attestieren, die aber durch die wirklich gelungenen Kompositionen und das progressive Zusammenspiel der Beteiligten fast wieder wettgemacht werden. Das Debüt gefällt mir weiterhin einen Tacken besser, aber auch das neue SCROLLKEEPER-Album sei allen empfohlen, die heißen neuen Stoff mit gleichen Anteilen Epik und Progressivität suchen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marius Luehring