SEAR BLISS - Letters From The Edge
Letters From The Edge
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2018
Mehr über Sear Bliss
- Genre:
- Rock/Metal/Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Hammerheart Records
- Release:
- 15.06.2018
- Crossing The Frozen River
- Forbidden Doors
- Seven Springs
- A Mirror In The Forest
- Abandoned Peaks
- Haven
- The Main Divide
- Leaving Forever Land
- At The Banks Of Lethe
- Shroud
15.08.2018 | 21:30
Wie guter Wein: Schmeckt auch im Nachgang.
Ich kann mich noch vage erinnern, als mir ein damaliger Metal-Bruder etwas von den Ungarn SEAR BLISS erzählt hat, es muss zu Debüt-Zeiten gewesen sein. Er faselte irgendwas von 'ner coolen mystischen Death/Black-Metal-Band, die Trompeten-Klänge in ihren Sound eingebaut hat. Eine Hörprobe später befand ich das Material für durchaus interessant, aber auch etwas zu sperrig. Und so trennten sich die Wege zwischen den Ungarn und meinereins wieder. Gut über 20 Jahre später nun packte unser Häuptling Peter "Letters From The Edge" in den Soundcheck und die Wahl fürs Review fiel auf mich. Da kennt el jefe meinen Geschmack wohl doch besser als ich selbst. Denn ja, die zehn Songs haben mich überzeugt, nahezu restlos.
Aber nun ran ans Eingemachte! Zu den Schnellsten zählen die Ungarn zweifelsfrei nicht, was das Songwriting anbelangt. In 25 Jahren Bandgeschichte hat es SEAR BLISS gerade einmal auf acht Scheiben gebracht, die aktuelle einbegriffen. Solange uns das Quintett aber derartige Qualitätsware liefert, ist daran auch gar nichts auszusetzen. Den Einstieg markiert 'Crossing The Frozen River', ein spannend aufgebautes, mit tollen Akustikgitarren gespieltes Intro. Der erste "richtige" Song, 'The Main Divide', erinnert Anfangs an MOONSPELL zu "Irreligious"-Zeiten, ehe der Gesang von Gründungsmitglied András Nagy einsetzt: Ich musste tatsächlich zweimal, nein, sogar dreimal hinhören, ob sich da nicht doch SAMAELS Vorph zu einem Gastbeitrag hat hinreißen lassen. Die beiden Shouter klingen zum Verwechseln ähnlich, beide Stimmen sind äußerst voluminös und tief. Entsprechend ein weiterer Vergleich, wenn es bei SEAR BLISS gesanglich etwas Black-Metal-lastiger wird wie in 'Leaving Forever Land'. Denn da klingen die Vocals ein wenig wie die von MOONSPELLs Vokalisten Fernando Ribeiro, wenn jener aggressiver zu Werke geht.
Wie ihr seht, allein der Gesang bietet auf "Letters From The Edge" einiges an Abwechslung.
Hinzu kommt eine spannende musikalische Mixtur. Die Ungarn geben gerne mal Gas wie in besagtem 'Leaving Forever Land' oder in 'Forbidden Doors' mit tollem Black-Metal-Thema. Dann nehmen sie sich zurück und streuen hier und da gotisch-alternative Motive ein wie im Album-Highlight 'Shroud', der ein wenig an KATATONIA zu "Brave Murder Day"-Zeiten erinnert. Immer wieder tauchen diese wundervollen Clean-Passagen auf und lassen die Songs atmen. Die Trompete ist über die Jahre einer Posaune gewichen. Der eigenwillige Klang im metallischen Gerüst hat seinen Reiz und erfüllt seinen Zweck. Das tolle Werk rundet das gelungene Mastering von Dan Swanö ab.
Wie guter Wein offenbaren die zehn Titel auch im Nachgang ein äußerst breites Spektrum an Einflüssen. An "Letters From The Edge" hört sich der Musik-Gourmand lange nicht satt, es gibt mit jeder Verköstigung Neues zu entdecken. Acht Punkte mit Luft nach oben!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Haris Durakovic