SECRETS OF THE MOON - Privilegivm
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2009
Mehr über Secrets Of The Moon
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Prophecy/Soulfood
- Release:
- 18.09.2009
- Privilegivm
- Sulphur
- Black Halo
- I Maldoror
- Harvest
- For They Know Not
- Queen Among Rats
- Descent
- Shepherd
Das Privileg, neue Maßstäbe in Sachen des deutschen Schwarzmetalls zu setzen.
Drei lange Jahre ließen die Niedersachsen ihre Fans auf den Nachfolger zu "Antithesis" warten, denn gut Ding will Weile haben. So steht bereits nach dem ersten Durchlauf des Viertlings fest, dass sich das Warten gelohnt hat. Dennoch wächst die Scheibe auch nach vielen Durchläufen mehr und mehr, ja, sie offenbart klares Suchtpotential. Die Osnabrücker demonstrieren auf "Privilegivm" mehr als eindrucksvoll, wie man klassischen Black Metal mit einer ungemein progressiven und anspruchsvollen Note verbindet, ohne direkt in den Avantgarde-Sektor zu rutschen. Außerdem packen die Jungs in ihre ausladenden und zwischen sieben und dreizehn Minuten langen Kompositionen so viele Spannungsmomente, dass die stattliche einstündige Scheibe niemals auch nur im Ansatz langweilig wird.
Hört euch ein Stück wie 'I Maldoror' an und ihr werdet verstehen, was mich an SECRETS OF THE MOON so sehr begeistert. Das Stück liefert euch den archaisch schwarzmetallischen Peitschenschlag, den DARKTHRONE auf "Plaguewielder" zelebrierten, es versetzt euch mit einem kalten und doch organischen Groove in Bewegung, wie es KHOLD oder SATYRICON nicht besser vermögen, es begeistert mit einer sinister singenden Leadgitarre und doomigen Einschüben, und doch hat alles Hand und Fuß, alles seinen roten Faden; alles dient einem kompositorischen Konzept, das den Hörer fesselt und langfristig unterhält. Das dreiteilige 'Harvest' setzt dem in Sachen Komplexität noch eins drauf, doch auch hier bleibt die Komposition nachvollziehbar und spannend, nichts wirkt verkopft. Die Perkussionsarbeit ist der Hammer und reißt den Hörer gnadenlos mit; es gibt keine Elemente, die den Fan überfordern. Die Band lässt euch Zeit, euch auf die Fahrt durch die dunklen und morbiden Klanglandschaften einzulassen und euch dort wohl zu fühlen.
Was auch Black-Metal-Skeptiker aufhorchen lassen sollte, ist die Tatsache, dass SECRETS OF THE MOON sämtliche Klippen gekonnt umschifft, die außerhalb der eigentlichen Szene bei schwarzmetallischen Releases gerne für Unmut sorgen. "Privilegivm" hat einen über jeden Zweifel erhabenen druckvollen Sound, der aber vor allem im Schlagzeug- und Gitarrenbereich so organisch und lebendig ist, dass auch überzeugte Puristen der Szene keinen Anstoß nehmen werden. Es wird sehr oft in gedrosseltem Tempo vorgegangen, das Schlagwerk ist toll akzentuiert, gefühlvoll und vielseitig, und der sehr wohl garstige Gesang ist abwechslungsreich und nachvollziehbar. Auch die perseverativen Instrumentalpassagen haben ihre beachtlichen Spannungsmomente.
Kurzum: "Privilegivm" ist ein Black-Metal-Album, das Genregrenzen überwinden kann, ohne die alte Klientel zu verprellen. Allein das ist beachtlich! Dass die Band darüber hinaus kompositorisch, musikalisch und soundtechnisch der Perfektion sehr nahe kommt, ist fast schon beängstigend. Auf jeden Fall ist das Privileg eine Scheibe, die jeder kennen sollte, der auch nur ein bisschen was für grandios in Szene gesetzten Black Metal ohne Trueness-Komplex übrig hat. Aktuell sind SECRETS OF THE MOON für mich die definitive Speerspitze der deutschen Schwarzwurzel-Szene - das solltet ihr belohnen!
Anspieltipps: Sulphur, I Maldoror, Harvest, For They Know Not
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle