SEED FROM THE GEISHA - Talk Peace To The Wolf
Mehr über Seed From The Geisha
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Mosaic Music / M&O Music
- Release:
- 08.03.2011
- Heads Or Tails
- Feather
- Radiance
- Deliverance
- Light A Spark
- One Knee On The Concrete
- Shades
- Soma
- Vampire Youth
Wer sich bei 30 SECONDS TO MARS, INCUBUS und DREDG zu Hause fühlt, sollte den Franzosen einen Hörversuch gönnen.
Es ist immer wieder erstaunlich, wenn man mit der Nase darauf gestoßen wird, was in der Rockwelt so alles vor sich geht, ohne dass man auch nur einen Hauch davon mitbekommen würde, wenn es da nicht fleißige Promoter gäbe, die alles daran setzen, uns auch Bands vorzustellen, über die man nicht mal so eben beim Durchblättern der üblichen Gazetten und Durchklicken der Stammseiten im Netz stolpert.
So hat mir vor Kurzem der Promoter Domino Media, der für das französische Label Mosaic Music tätig ist, eine ganze Handvoll Promos aufs Ohr gedrückt, die erst einmal ein bisschen auf Halde lagen, weil ich keine der Bands auch nur vom Namen her kannte. Doch wenn das Alltagsgeschäft mal ein bisschen Raum lässt, dann darf gerne auch einmal das Unbekannte erforscht werden, und so hat heute eben die Scheibe einer Band namens SEED FROM THE GEISHA.
Hierbei handelt es sich um fünf junge Musiker aus Paris, die seit längerer Zeit befreundet sind, sich jedoch erst 2009 dazu entschieden, eine gemeinsame Band aus der Taufe zu heben und ein Debütalbum einzuspielen, das auf den Namen "Talk Peace To The Wolf" hört, mit einem künstlerisch sehr wertvollen Artwork aufwartet, und sich musikalisch nur schwer in eine Schublade pressen lässt. Gerade das Coverbild ist ein echter Hingucker, denn dass des Wolfes Schafpelz in Wirklichkeit oft ein Anzug mit Krawatte ist, wird hier sehr eindringlich verdeutlicht.
Die musikalischen Hauptzutaten entstammen bei SEED FROM THE GEISHA wohl den Bereichen des Alternative und des Progressive Rocks, doch auch Versatzstücke aus dem Post Rock finden sich an vielen Stellen des Albums, während plakative Core-Elemente zum Glück außen vor bleiben. Sänger Inigo bedient sich vor allem seiner klaren Stimme, die er sehr emotional und bewegend einsetzt. Egal ob feinfühlig, klagend oder aggressiv - der Mann beherrscht es hervorragend, Stimmungen zu transportieren, ohne affektiert oder weinerlich zu wirken.
Auch instrumental hat die Band jede Menge zu bieten, denn obwohl sich der Stil an sich nicht allzu sehr vom kommerziellen, modernen Radiorock amerikanischer Prägung abhebt, haben gerade die Gitarristen Ben und Tonio einiges auf dem Kasten, was sie technisch und kompositorisch über Bands wie LINKIN PARK erhebt. Riffs und Arrangments haben Tiefgang, der Rhythmusteppich von Guigz und Nico hat mehr Anspruch als den, eine Breakdown-schwangere Kommerzbombe zu zünden, und die fläche Produktion sorgt schlicht und ergreifend dafür, dass weder Soundlöcher auftauchen, noch dass sich der Hörer von der Klangwand erdrückt fühlt.
Wahrlich, ich bin kein Experte für diesen Stilbereich, doch wenn in den Bereichen Alternative, Prog und Postrock mehr Bands so subtil und intensiv zu Werke gingen, das plakativ Kommerzielle öfters in den Hintergrund träte und die Musiker immer so toll wären, wie bei SEED FROM THE GEISHA, dann könnte ich mir glatt vorstellen, auch noch ein Fan der genannten Genres zu werden. Wer sich in der Schnittmenge aus 30 SECONDS TO MARS, INCUBUS und DREDG zu Hause fühlt, der sollte den jungen Franzosen unbedingt einen Hörversuch gönnen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle