SEETHER - The Surface Seems So Far
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/24
Mehr über Seether
- Genre:
- Grunge / Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Concord / Universal
- Release:
- 20.09.2024
- Judas Mind
- Illusion
- Beneath The Veil
- Semblance Of Me
- Walls Come Down
- Try To Heal
- Paint The World
- Same Mistake
- Lost All Control
- Dead On The Vine
- Regret
Typisch SEETHER, gleichzeitg frisch und gespickt mit Hits!
Als um die Jahrtausendwende herum eine zweite Welle von Grunge-Rockern den Musiksender MTV eroberte, waren die Südafrikaner SEETHER einer der bekannteren Vertreter, auch weil sie gemeinsam mit Amy Lee (EVANESCENCE) den veritablen Hit 'Broken' produzierten und mit dem entsprechenden Video zeitweise in Dauerrotation waren. Viele Kollegen aus der damaligen Zeit sind seither wieder verschwunden oder haben sich anderen musikalischen Gefilden zugewandt, doch das Quartett um Fronter und Gitarrist Shaun Morgan geht weiterhin unbeirrt seinen Weg und veröffentlicht ein starkes Album nach dem anderen. Zugegeben, der noch aktuelle Langdreher "Si Vis Pacem, Para Bellum" aus dem Jahr 2020 überzeugt mich bis heute nicht so sehr wie das Frühwerk oder der 2017er Meilenstein "Poison The Parish", ist dennoch aber alles andere als ein schlechter Silberling. Ob das Quartett nun seinen qualitativen Höhenflug auch mit dem neunten Langspieler "The Surface Seems So Far" fortsetzen kann?
Nun, die Ankündigung der Scheibe und das Versprechen eines deutlich härteren Albums ließ mich vor wenigen Wochen jedenfalls schon einmal aufhorchen, war doch die ruhigere Ausrichtung mein größter Kritikpunkt bei der Bewertung von "Si Vis Pacem, Para Bellum". Als dann mit 'Judas Mind' auch noch eine wuchtig rockende Single veröffentlicht wurde, die nun das neue Studioalbum eröffnen darf, schnellte meine Erwartungshaltung ganz schnell nach oben. Nicht nur hat der Track ein wunderbar groovendes und knüppelhartes Riff im Gepäck, gleichzeitig beschwören die Strophen, in den Shaun Morgan mir mit seiner herrlich herben und einzigartigen Stimme wieder eine ordentliche Gänsehaut beschert, den Vibe der großen Helden Neunziger herauf. Damit bringt die Nummer eigentlich in guten fünf Minuten perfekt auf den Punkt, was SEETHER über all die Jahre hinweg ausgemacht hat. Entsprechend würde ich auch von einem veritablen Grunge-Hit sprechen und euch den Opener direkt als ersten Anspieltipp wärmstens ans Herz legen.
Doch auch danach ist die Liste der Höhepunkte nicht gerade kurz, denn bereits das stoisch-stampfende 'Illusion' und das gequält beginnende und von geschmackvoll verzerrten Vocals garnierte 'Beneath The Veil' können auf ganzer Linie überzeugen. Dabei begeistert mich am meisten wieder der Umstand, dass SEETHER auch nach 25 Jahren im Business unverkennbar nach SEETHER klingt, es gleichzeitig aber auch immer wieder schafft, moderne Einflüsse in den musikalischen Cocktail aufzunehmen, sodass sich trotz hohem Wiedererkennungswert nie musikalische Eintönigkeit einstellt. Hervorragend nachhören kann man das in 'Semblance Of Me' und auch 'Walls Come Down', die beide wunderbar groovig-wuchtigen Grunge mit einer positiven Note und bittersüßen Melodien verbinden, wie man sie ansonsten vor allem bei Kollegen wie ALTER BRIDGE zu hören bekommt. Doch damit nicht genug, denn mit massiven TOOL-Vibes schaut 'Paint The World' in der Folge weit über den musikalischen Tellerrand und tief in die Prog-Tasse, während das balladeske 'Same Mistake' mich sofort zu den MTV-Hochzeiten in den frühen Zweitausendern befördert und Gedanken an das eingangs erwähnte 'Broken' weckt, nur um mit 'Dead On The Vine' eine weitere Grunge-Hymne zur Seite gestellt zu bekommen, die sich blitzschnell ins Langzeitgedächtnis gräbt und sich dort auch langfristig einnistet.
Ihr hört es schon an meinen bisherigen Worten: Die Serie der starken SEETHER-Alben reißt auch mit "The Surface Seems So Far" nicht. Im Gegenteil, für mich ist das neunte Studioalbum des Vierers ganz dicht an Klassikern wie "Disclaimer II" oder "Karma And Effect" dran und beweist wieder einmal eindrucksvoll, dass SEETHER vielleicht eine der am sträflichst unterbewerteten Rockbands unserer Zeit ist. Warum die Jungs hierzulande keine Festivals headlinen, kann ich mir angesichts jahrelanger musikalischer Qualitätsarbeit nicht erklären. Aber vielleicht ändert sich dieser Umstand ja mit diesem wirklich großartigen Spätwerk endlich, denn zu wünschen wäre es Shaun und seinen Mitstreitern jedenfalls.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs