SENTENCED - The Funeral Album
Mehr über Sentenced
- Genre:
- Melancholic Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 30.05.2005
- May Today Become The Day
- Ever-Frost
- We Are But Falling Leaves
- Her Last 5 Minutes
- Where Waters Fall Frozen
- Despair-Ridden Hearts
- Vengeance Is Mine
- A Long Way To Nowhere
- Consider Us Dead
- Lower The Flags
- Drain Me
- Karu
- End Of The Road
Das Begräbnisalbum bringt eine Ära zum Stillstand, die in den Neunzigern eine eigene Stilrichtung im Metal etablierte, die heutzutage unter dem Banner Melancholic Rock fungiert. Zahlreiche Bands sind aus den Vorgaben der Finnen SENTENCED entstanden und räumen heute reihenweise Platinalben ab. Als Beispiel seien an dieser Stelle einmal HIM erwähnt, die stilistisch den romantisch schwermütigen Weg von SENTENCED aufnehmen und ihn aber leider relativ schwülstig konsequent zu Ende gehen. SENTENCED haben sich nie in diese Regionen begeben. Ihre Alben strotzen vor Kraft, die Gitarren schrauben Soundberge in die Höhe, während über allem, schön kontrastierend, die außergewöhnliche Stimme von Front-Alkvernichter Ville Laihiala steht. SENTENCED hatten immer ihren eigenen Sound, dem sie nun, anno 2005, einen schweren Eichensargdeckel verpassen.
Das letzte Album vor der Auflösung bringt im Gegensatz zum Vorgänger "The Cold White Light" oberflächlich nicht allzu viel Neues. Der Richtung ist identisch geblieben. Allerdings gehen die Finnen in allem einen Tick weiter. Manche Tracks lasten so schwer auf der Seele, dass einem Selbige unter dem Gewicht zu zerbrechen droht ('Her Last Five Minutes', 'A Long Way To Nowhere'). Andere wiederum fahren die volle Heavy-Rock-Wand, bis einem fast der Schädel explodiert ('May Today Become The Day', 'Ever-Frost', 'Vengeance Is Mine'). Daneben steht mit 'Where Waters Fall Frozen' ein Track, der mit seinem Death-Metal-Touch aus der Anfangszeit der Band stammen könnte. SENTENCED spannen den Bogen auf "The Funeral Album" also sehr weit und ziehen einen abschließenden Querschnitt durch ihre bisherigen Alben. Sozusagen ein Best-of mit neuen Nummern.
Leider Gottes war SENTENCED immer der Erfolg verwehrt, welchen zum Beispiel besagte HIM rund um den Globus einheimsen. Warum, das weiß leider keine Sau. Tracks wie 'We Are But Falling Leaves' oder 'Lower The Flags' sind reinrassige Hymnen, die sämtliche Weltcharts wie Erdnüsse mit einem Belohammer knacken können. Melodien en masse, die Hooks sitzen metertief im Fleisch und der Melancholiegehalt bleibt trotz allen Rockpfunds einfach unerreicht. Gerade ersterer Track glänzt mit so viel Gefühl und songwriterischer Tiefe, dass es einem fast den nikotinbenetzten Atem raubt.
Die Band hat sich mit "The Funeral Album" einen mehr als nur würdigen Abschied geleistet und schenkt der Metalwelt einmal mehr Vollwertkost aus dem melodischen Heavy-Rock-Bereich, bei dem keiner der dreizehn Tracks großartig abfällt. Der Sound ist, inzwischen typisch für Finnland, erstklassig produziert und rundet das letzte Lebenszeichen der Jungs maßgeschneidert ab. Hinzu kommen ein paar Farbtupfer, wie ein Kinderchor, der geisterhaft bei einigen Tracks Akzente setzt. Auch wurde der Anteil an Solopassagen deutlich ausgeweitet. Somit bleibt mir beim Verfassen dieser Rezension nur eine kleine süßsauere Träne im Auge. Süß, weil "The Funeral Album" ein großartiges und bewegendes Statement ist. Sauer, weil es für alle Zeit das letzte war ...
Anspieltipps: May Today Become The Day, Ever Frost, We Are But Falling Leaves
- Redakteur:
- Alex Straka