SHAPE OF DESPAIR - Illusion's Play
Mehr über Shape Of Despair
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Spikefarm / Soulfood
- Release:
- 27.09.2004
- Sleep Mirrored
- Still-Motion
- Entwined In Misery
- Curse Life
- Fragile Emptiness
- Illusion's Play
Wer hat denn diesen armen Finnen ins Essen gerotzt, dass sie jetzt sooo traurig sind? Oder ist ihr Heimatsee ausgetrocknet? Oder sind vielleicht alle Familienmitglieder kollektiv abgehauen? Es bleiben nur Vermutungen, warum SHAPE OF DESPAIR auf ihrer dritten Scheibe "Illusion's Play" in solch einem Maße depressiv und wehmütig klingen. Dieses Album ist die vertonte, langsam aufkeimende Todessehnsucht nach einer beschissenen Woche, die perfekte Antwort auf den Spaß des Sommers, das Album für die grimmige Herbstnacht, bei Regen, allein, verlassen von jedem Gefühl.
SHAPE OF DESPAIR nehmen ihre Hörer mit auf eine Reise durch die wunderbare Welt der Schwermut, betont minimalistische Riffs weisen den Weg in ganze Ozeane aus sanft wiegender Melancholie. Manchmal liegen mehrere Sekunden zwischen einzelnen Gitarren-Anschlägen, so erdrückend trübsinnig klingen diese musizierenden Trauerweiden während ihrer sechs überlangen Kompositionen. Dabei erreichen SHAPE OF DESPAIR durchaus die das Hirn niederschmetternde Wirkung von ganz alten MY DYING BRIDE-Scheiben, in dieser Musik brennt noch nicht einmal ein kleines Fünkchen Hoffnung auf Besserung. Vielmehr spielen die sechs Seelenquäler zum Teil minutenlang mit ein und demselben Riff, kosten es jeweils fast unendlich aus, unterlegen es nur mit düsteren Keyboards - das Stimmenduo plus Ehepaar Natalie und Pasi Koskinen (Ex-AMORPHIS) hat sehr oft einfach einmal nichts zu tun. Wenn sie aber ihre Münder öffnen, dann grunzt Pasi getragen und ultratief, seine Frau singt dagegen mit glockenheller Engelsstimme. Ein himmliches Gespann, fürwahr. Stehen solche Musiker dann eigentlich oben im Paradies herum oder hat solche Musik mit dem Grab ein Ende? Keine Ahnung. Es bleibt aber eine logische Frage angesichts einer solchen Scheibe - schließlich muss der Hörer rund 61 Minuten ohne ernste Suizidgedanken überstehen. Wer das schafft, wird mit einem der schönsten Doom-Metal-Alben des Jahres belohnt, einer Scheibe, die einlullt, die Welt vergessen macht, den Alltag aussticht, große Gefühle beschwört und doch nur endlose Trauer als Ausweg aus allen Lebenskrisen anbietet. Schon ein Song wie "Still-Motion" mit minutenlangen Keyboard-Tupfern am Ende besitzt gerade aus seiner Ruhe heraus die Kraft, jeden Lebenswillen gerade so am Funkeln zu halten, dass es richtig wehtut im Herzgebälk. Denn nein, natürlich holt man sich nach einer Portion SHAPE OF DESPAIR keinen Strick und knüpft sich daran endlich auf - nein, nein ... Denn diese Scheibe ist samt ihrem schicken Düster-Cover so voll molligem Gefühl und Herzblut gepackt, dass es schlicht Spaß macht, sich in diesem todtraurigen Morast der Hoffnungslosigkeit wie eine Sau zu suhlen, sich lustvoll seine Seele zerquetschen zu lassen, sein Innerstes eingezwängt zwischen den schweren Mühlsteine "Depression" und "Melancholie". Quasi eine Scheibe als unübertreffliche Herzschmerzmassage. Bitte weitermachen.
Anspieltipps: Ohne Worte, Gesamtwerk ...
- Redakteur:
- Henri Kramer