SHAPE OF DESPAIR - Monotony Fields
Mehr über Shape Of Despair
- Genre:
- Atmospheric Funeral Doom
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 15.06.2015
- Reaching The Innermost
- Monotony Fields
- Descending Inner Night
- The Distant Dream Of Life
- Withdrawn
- In Longing
- The Blank Journey
- Written In My Scars
So schön kann in Klang verpackte Hoffnungslosigkeit sein.
Ist das schon wieder so lang her? Über zehn Jahre hat es gedauert, "Illusion's Play" einen Nachfolger auf Albumlänge angedeihen zu lassen. Zwischendurch gab es zwar kleinere Lebenszeichen in Form der 2010er EP "Written In My Scars" (dieser Song ist in veränderter und leicht verbesserter Version auch auf dem aktuellen Album vertreten) und einer Split-7'' mit BEFORE THE RAIN. Und nun toben, nein schleppen sich die Finnen von SHAPE OF DESPAIR endlich wieder auf fast 80 Minuten Spielzeit durch ihre unverwechselbare Klangwelt. Der getragene, sphärische Funeral Doom geht dabei einmal mehr tief unter die Haut.
"Monotony Fields" also heißt die Platte. Und obwohl wir hier von Funeral Doom sprechen, ist das kein monoton vor sich hin walzender Klangmonolith. So eintönig ist das gar nicht, auch wenn zwischen einzelnen Gitarrenanschlägen manchmal schon etwas Zeit vergeht. Aber auf diesem Werk gibt es einiges zu entdecken, auch sorgt der hohe Anteil an packenden Harmonien für einen starken Kontrapunkt zum dunklen, schleppenden Treiben. Hinzu kommen die Vielseitigkeit der Vocals und ein ganzer Strauß eindrücklicher Melodien, die sich in aller Gemächlichkeit Bahn brechen. Nun könnte man meinen, fast 80 Minuten bzw. acht Überlänge-Songs sind dennoch des Guten etwas zu viel für diesen Stil - aber die Zeit scheint still zu stehen beim Hören dieser Platte.
Inzwischen werden die dunklen Growls wie auch der männliche Klargesang von Henri Koivula intoniert, nachdem Pasi Koskinen (ex-AMORPHIS) die Band bereits vor ein paar Jahren verlassen hat, was das Gefälle etwas mehr in Richtung clean vocals verschiebt und bei den Growls nun eher das Düstere denn das Kratzige dieser Gesangsform zum Vorschein tritt. Pasis Frau Natalie ist aber nach wie vor an Bord und steuert ihren sirenenhaften Gesang bei. Dass das dumpfe Tönen in Form von bratzig dröhnenden Gitarrenanschlägen und rohen Growls mehr und mehr der Vergangenheit angehört, rückt das Ganze stellenweise etwas in die Nähe von atmosphärischem Rock, wenn man den typischerweise recht schmachtenden Gesang dabei mal außen vor lässt. Wo die Klänge bei Bands wie THE CHANT oder ANTIMATTER aber häufig etwas schwelgerisch-verträumtes innehaben, regiert bei SHAPE OF DESPAIR nach wie vor Schwermut und Hoffnungslosigkeit (der Doom ist allgegenwärtig), wenn auch insgesamt etwas eingängiger und harmonischer verpackt als auf den Alben der Band zuvor.
Beachtlich ist die Entwicklung zweifellos, welche SHAPE OF DESPAIR genommen hat. Ein kleines bisschen nostalgisch denke ich an das Debütalbum "Shades Of..." aus dem Jahre 2000 zurück. Auch diese klasse Scheibe beeindruckte bereits mit eigenständigem und sehr berührendem Funeral Doom - '...In The Mist' von diesem Album wird nicht zu Unrecht immer mal wieder bei den besten Funeral-Doom-Songs mit genannt. Und doch haben die Finnen inzwischen noch so viel mehr aus ihrem Stil herausgeholt. Wie es häufig so ist, wurde der Sound klarer und sicherlich hatten auch diese rauhen, groben Klänge von damals - gerade die etwas gurgelnden Vocals - ihren unvergleichlichen Reiz. Insbesondere im Zusammenspiel mit einer hypnotischen Melodie, welche die Songs veredelte. Allerdings ging die Band damals noch etwas eindimensional zu Werke, doch das wandelte sich im Laufe der Jahre. Schon auf dem Drittwerk "Illusion's Play" (2004) wurde der Doom Metal deutlich abwechslungsreicher zelebriert mit mehr Keyboard-Einsatz, mehr gesanglichen Facetten; die Band ging manchmal heftiger, manchmal auch noch bedrückender zu Werke als zuvor. Und nun, elf Jahre später fallen vor allem die vermehrten Keyboard-Flächen auf, die die Musik noch sphärischer machen und der höhere Anteil an Klargesang gegenüber dem dumpfen Growling (wohl auch bedingt durch den Sängerwechsel). Im an sich limitierten Feld des Funeral Doom haben diese Finnen also schon eine Menge an Facetten ausgelotet und wenn jetzt die Arbeitsgeschwindigkeit nicht der Musiziergeschwindigkeit so ähnlich wäre, könnten wir vielleicht bald noch ein paar mehr dieser Facetten vernehmen. Doch sicher ist das nicht, ob und wann das nächste SHAPE OF DESPAIR-Werk uns beglücken wird. Gespannt sein darf man dennoch, was da an melancholischem Funeral Doom noch heranrollen mag.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer