SIGNUM REGIS - Decennium Primum
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2017
Mehr über Signum Regis
- Genre:
- Melodic Speed Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 17.03.2017
- Decennium Primum
- Unfold The Mystery
- Damnatio Ad Bestias
- Screaming For Justice
- Kingdom Of Light
- The Future King
- Well Deserved
- Thunder And Rain
- Train To Neverland
- A Psalm Of Life
Heavier, erdiger, natürlicher und zupackender als je zuvor!
Keine fünfzehn Monate ist es her, dass die slowakische Band SIGNUM REGIS im November 2015 mit ihrem vierten Studioalbum an die Spitze unseres Soundchecks stürmte. Verdientermaßen, denn "Chapter IV: The Reckoning" war bis dahin fraglos einer der Höhepunkte des Schaffens des Quintetts aus Senec, das seine Fangemeinde in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich erweitern konnte und mittlerweile eine feste Größe unter den jüngeren Bands im Melodic Speed Metal bzw. im Power Metal der europäischen Prägung geworden ist. Dass die Jungs daher das erste Jahrzehnt ihrer Karriere mit einem Jubiläumsalbum feiern, ist mehr als angemessen, auch wenn sich möglicherweise der eine oder andere Fan erst einmal verwundert die Augen reibt, wenn er sieht, dass "Decennium Primum" tatsächlich als Eigenpressung erscheint. Doch seid unbesorgt, dies liegt nicht daran, dass die Band kein Label gefunden hätte, sondern vielmehr an sehr erfreulichen Ereignissen: SIGNUM REGIS ist es gelungen, unter 400 teilnehmenden Bands aus Tschechien und der Slowakei beim "Spark Fresh Blood 2015"-Bandwettbewerb den ersten Platz zu erringen und eine komplette CD-Pressung zu gewinnen, weshalb für die neue Scheibe ein Label schlicht nicht gebraucht wurde und die Band alles in die eigenen Hände nehmen konnte.
Doch genug der langen Vorrede, kommen wir zur Musik, die erneut zu begeistern weiß, denn "Decennium Primum" wird bereits von einem wunderschönen, gezupften Gitarrenintro eingeleitet, das ein barockes Flair versprüht und zum Ende hin mit seiner Leadgitarre und URIAH-HEEP-artigen Chören den wuchtigen Einstieg mit 'Unfold The Mystery' vorbereitet. Der Opener erinnert dann zwar ein wenig an STRATOVARIUS, kommt jedoch deutlich heavier aus den Boxen als der Großteil des Oeuvres der finnischen Kollegen, was sowohl an der druckvollen und doch differenzierten Produktion liegt, als auch an Ronnie Königs gewohntermaßen sehr prägnanten Bassspiel, das auch die eine oder andere DeMaio-Referenz aufzuweisen scheint. Außerdem verleiht der etwas rauere Gesangsstil des etatmäßigen Sängers Mayo Petranin, dessen fester Einstieg im Jahre 2014 dem Wiedererkennungswert der Band unheimlich gut getan hat, der Truppe eine sehr eigene Note.
Überhaupt präsentiert sich SIGNUM REGIS inzwischen sehr gereift und so eigenständig, wie es in einem so etablierten, alten Genre mit all seinen Konventionen eben möglich ist: Neben Mayos nicht allzu typischen Gesang, der auch beim tollen, dramatischen 'Damnatio Ad Bestias' unheimlich kraftvoll und unprätentiös glänzen kann, und der für Bands aus dem neoklassischem Bereich nicht unbedingt typischen Basspräsenz, lassen der häufig eingesetzte Dialog zwischen Filip Koluš' Leadgitarre und Ján Tupýs Keyboard immer wieder aufhorchen, so etwa bei 'Screaming For Justice', ebenso die gerne eingeflochtenen akustischen Zupfgitarrenparts, die etwa die Powerballade 'Kingdom Of Light' ungemein bereichern, in dem ich einen dezenten Einfluss klassischer MANOWAR-Balladen wahrzunehmen glaube und auch eine minimale Eric-Adam-Note in Mayos Hooklines und Phrasierungen, speziell im Refrain. Mit dem speedigen, kraftvollen 'The Future King' kommen dann zumindest in den Versen auch ein paar leichte Einflüsse aus dem Teutonenmetal zum Tragen, die Ronnie Königs andere Band VINDEX wesentlich stärker prägten, die sich hier aber hervorragend mit den melodischen und vom Keyboard getragenen Parts in Bridge und Chorus ergänzen.
Ungleich vertrackter und progressiver präsentiert sich im Anschluss das eher sperrige, aber doch sehr schöne 'Well Deserved' mit einigen faszinierenden Bassfrickeleien und Leadgitarrenabfahrten und Jaro Jančulas fein akzentuiertem Drumming; doch auch hier umgarnt uns im Zentrum ein einschmeichelnder, hochmelodischer Refrain. 'Thunder And Rain' ist (wie zuvor schon 'The Future King') ein Stück, das ursprünglich in tschechischer Sprache für das Bandprojekt TRIGGER verfasst aber hier für SIGNUM REGIS neu arrangiert und von Tommy König mit einem neuen Text versehen worden ist und SIGNUM REGIS so hymnisch und eingängig präsentiert, wie die Band nur sein kann, bevor 'Train To Neverland' unter Beteiligung von ex-Mitglied Ado Kaláber mit einem durchaus dunklen, auffälligen Riff und einem grandiosen Refrain begeistert. Dass die Band zum Abschluss mit 'A Psalm Of Life' nochmals alle Register zieht, versteht sich hier fast von selbst, doch hier sei auch nochmal besonders auf die Lyrik hingewiesen, die hier auch auf den amerikanischen Dramatiker Henry Wadsworth Longfellow Bezug nimmt, der es auch schon den Kollegen von HAWKWIND auf 'Assault & Battery' angetan hatte.
Was das Album neben den tollen, eingängigen und abwechslungsreichen Songs auszeichnet, sind einmal mehr die durchweg positiven, wenn auch keineswegs unkritischen oder gar naiven Texte mit zumeist christlichem Hintergrund, sowie in ganz besonderem Maße die sehr gelungene, natürliche Produktion, die im Gegensatz zu vielen Genrekollegen nicht den Hauch von Sterilität mitbringt. Gerade, dass das Schlagzeug akustisch abgenommen wurde und ohne Triggers und Samples auskommt, ist in diesem Stilbereich nicht an der Tagesordnung und verleiht "Decennium Primum" einen sehr erdigen, angenehm intensiven Klang und so präsentiert sich SIGNUM REGIS anno 2017 heavier, erdiger, natürlicher und zupackender als je zuvor, weshalb eine neuerliche Platzierung in den Top-5 unseres Soundchecks nur konsequent ist.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle