SIX FEET UNDER - Crypt Of The Devil
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2015
Mehr über Six Feet Under
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Metal Blade Records
- Release:
- 01.05.2015
- Gruesome
- Open Coffin Orgy
- Broken Bottle Rape
- Break The Cross In Half
- Lost Remains
- Slit Wrists
- Stab
- The Night Bleeds
- Compulsion To Brutalize
- Eternal Darkness
Von gefälligem Kopfnicken und gelegentlichem Achselzucken.
Ja, ich mag Death Metal. Sogar sehr, in all seinen verschiedenen Facetten. Er darf von mir aus gerne melodisch, rumpelig, modern, brutal, technisch, stumpf, progressiv, von mir aus sogar federnd-luftig-rosa oder was auch immer sein – Hauptsache gut. Genau dieses letzte Attribut habe ich für SIX FEET UNDER schon lange nicht mehr in den Mund genommen, woran auch "Crypt Of The Devil" nichts ändert. Es ist eine der großen, bekannten und erfolgreichen Death-Metal-Bands, und weiß Satan, ich habe grundsätzlich überhaupt nichts gegen Chris Barnes und seine Mannschaft; mir will einfach nur nicht so ganz in den Kopf gehen, warum gerade diese Band (immer noch) so groß, bekannt und erfolgreich ist.
Der Opener 'Gruesome' ist so unspektakulär stumpf, dass man ihn kurzerhand als Paradebeispiel für Death Metal in jedes Lexikon packen könnte, was man mit Blick auf das fehlende begeisterungsauslösende Potential jedoch genau so geschwind wieder überdenken sollte. Der löblich reduzierte Sound, das Positivste an "Crypt Of The Devil", offenbart auch im folgenden 'Open Coffin Orgy' (na, wer hat Lust?), dass hier ansonsten einfach wahnsinnig wenig passiert. Die langsamen Passagen plätschern so vor sich hin und die Blast-Beat-Attacken wirken verdammt uninspiriert, weshalb einzig die Melodieausflüge und Soli ein wenig aufhorchen lassen. Barnes Gesang hat zwar sowohl in der Tiefe als auch Höhe wie immer einen großen Wiedererkennungswert, wirklich Power kommt da im Vergleich zum durchschnittlichen (!) Genre-Kollegen jedoch nicht herüber. An wirklicher Enerige hapert es auch beim Großteil der Kompositionen (z.B. 'Compulsion To Brutalize'), nur manche haben so etwas wie einen nachvollziehbaren, netten Drive ('Slit Wrists'). Wenn man mit "Crypt Of The Devil" durch ist, hat man das Gefühl, als wären Ideen für vier Songs geschickt auf zehn Nummern verteilt worden: das simple Death-Metal-Handwerk. Es müssen nicht gleich wilde Experimente sein, und man darf bei SIX FEET UNDER natürlich auch hören, dass man es hier mit dem Original und seinem Sound zu tun hat, aber ein irgendwas an "mehr" (und wenn nur vom Songwriting her) wünscht man sich nach dem finalen 'Eternal Darkness' dann doch. Wie man seit über 20 Jahren den gleichen, kompromisslosen Kram herunterholzen und dabei trotzdem verdammt frisch klingen kann, könnten die Herren aktuell bei den ehemaligen Kollegen ihres Fronters nachhören; CANNIBAL CORPSE macht es vor.
Als Death-Metal-Anhänger kann ich das neue SIX FEET UNDER-Werk nicht wirklich schlecht finden, jedoch hält sich gefälliges Kopfnicken und gelegentliches Achselzucken in etwa die Waage. "Crypt Of The Devil" wird seine Freunde finden, da bin ich mir sicher, das werden jedoch keine neuen Weggefährten sein. Das Rätsel um den Erfolg dieser soliden (oder um es konkreter auszudrücken: mittelmäßigen) Band bleibt für mich daher auch anno 2015 ungelöst, denn aus meiner Sicht gibt es so unfassbar viele bessere Gruppen.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Oliver Paßgang