SKáLMöLD - Ýdalir
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/23
Mehr über Skálmöld
- Genre:
- Folk Metal / Pagan Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 18.08.2023
- Ýr
- Ýdalir
- Ratatoskur
- Verðandi
- Veðurfölnir
- Skuld
- Níðhöggur
- Ullur
So gut waren die Isländer noch nie.
Ganze fünf Jahre mussten die Fans der Viking Metal Größe SKALMÖLD auf den Nachfolger zu "Sorgir" warten. Das sorgte in Szenekreisen schon für ordentlich Füße scharren – nur nicht im Hause POWERMETAL.de. Hier wurde nicht nur der Vorgänger mit Missachtung gestraft (kein Review), nein, auch dessen 2016er Vorläufer "Vögguvísur Yggdrasils" sorgte für spannenden Gesprächsstoff. Zum einen wurden die Schlaflieder des Weltenbaum zwar von meinem Kollegen Marius mit 9 Punkten abgefeiert, und trotzdem mit dem letzten Platz im Soundcheck 09/2016 abgestraft und zum anderen hat mein anderer Kollege Michael das Album mit einer historischen Benotung von 1,5 Punkten geradezu vernichtet. Das ist mal eine Aussage und daraus resultierende Notendiskrepanz. Nun im Sommer 2023 ist Michael immer noch dabei und SKALMÖLD stellt sich mal wieder dem Wettbewerb. Müssen sich die "ONKELZ mit Flöten" nun warm anziehen oder verstehen auch deutsche Musikredakteure endlich die Großartigkeit einer Band, die selbst vom eigenen Staatsoberhaupt Guðni Th. Jóhannesson supportet werden?
Für mich selbst ist "Ýdalir" die Jungfernfahrt mit SKALMÖLD und somit war ich gespannt wie Bolle, was mich denn auf den folgenden 46 Minuten erwarten würde und ob die Band immer noch so zwiespältig klingt wie 2016. Das Wichtigste gleich vorweg – diese unfassbar kaputten, growlartigen Gesangspassagen sind immer noch sehr präsent und sicherlich mehr als nur Geschmackssache. Einen stärkeren Fokus bekommen 2023 jedoch auch fiese Screams, welche auch mich an die Grenze bringen, was ich denn noch für akzeptabel halte. Das ist schon sehr kreischlastig und spannt den Bogen bis zum Anschlag.
Doch damit habe ich den großen Kritikpunkt auch direkt zu Beginn abgefrühstückt.Was die Band nämlich musikalisch abfeuert, ist erste Sahne und diese beiden Arten von Aggrogesängen sind nicht die einzigen Gesangsformen auf dem Album. Die Chöre sind absolut herausragend und umso mehr Björgvin Sigurðsson im cleanen Bereich vordringt, umso stärker wird das Gesamtergebnis. Traditionell ist in diesem Genre immer der Cleangesang eine Achillesverse und hier ist es überaschenderweise das glatte Gegenteil. Ich gehe soweit, dass Björgvin hier tatsächlich Referenzklasse abliefert. Hört euch nur mal 'Ullur' an. Ganzkörpergänsehaut garantiert. Überhaupt ist der epische Longtrack am Ende das absolute Highlight der Scheibe. Wenn ab der vierten Minute diese zarte Stimme einsetzt und über Lagerfeuereffekten mantraartig einen Singalong für die Jahrescharts aus der Hüfte schießt, bin ich kurz schockverliebt. Sobald dann die Gitarren einsetzen, spürt man förmlich, wie man in Wolle (Ullur) eingespannt wird und ergibt sich dieser Weltklasse-Melodie, die zu Recht über eine solche Distanz ausgekostet wird. Wenn ihr dieses Jahr nur Kapazitäten für einen "Ohohoh"-Chor habt, dann bitte diesen. Ja - 'Ullar' hat Song des Jahres Niveau.Das Level können die anderen Tracks natürlich nicht mithalten, aber auch dort verstecken sich noch echte Perlen. Ob es das wunderbar düstere Groove-Monster 'Skuld' ist, welches auch Black-Metal-Fans zufriedenstellen könnte, oder das großartig orchestrierte 'Níðhöggur', welches die stärksten Chorgesänge des Albums in Petto hat. Glanzpunkte gibt es auf diesem Album also mehr als genug.
Eigentlich müsste somit hier abschließend eine Note um die 8,5 bis 9 Punkte stehen, aber die oben erwähnten Growl- und Scream-Anteile sorgen doch für eine deutliche Abwertung ('Urður' ist für mich kaum hörbar). Hier bitte die Umfänge noch weiter reduzieren und das nächste Album wird noch besser bewertet. Somit kann ich Michaels Probleme mit SKALMÖLD durchaus verstehen, aber trotzdem seine Notenfindung nicht nachvollziehen – bis auf den Gesang ist das wirklich richtig guter Viking Metal. Wobei zur ganzen Wahrheit auch gehört, dass die Isländer so gut wie auf "Ýdalir" noch nie geklungen haben. Ich bin auf seine diesjährige Benotung gespannt.Bleibt für mich nur noch ein Problem mit einem Lied, was mich ständig zur Weißglut bringt. Es geht um den kleinen Hit 'Verðandi', welcher eine Melodie äußerst prominent einsetzt, welche mir unfassbar bekannt vorkommt. Ich kann sie aber keinem mir bekannten Traditional richtig zuordnen und das macht mich wirklich kirre. Wer die Lösung hat – schickt mir bitte eine Nachricht.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal