SLAYER - God Hates Us All
Mehr über Slayer
- Genre:
- Thrash
- Darkness Of Christ
- Disciple
- God Send Death
- New Faith
- Cast Down
- Threshold
- Exile
- Seven Faces
- Bloodline
- Deviance
- War Zone
- Here Comes The Pain
- Payback
Wohl kaum eine Platte wurde sehnlicher erwartet als die neue SLAYER-Scheibe "God Hates Us All". Und eines ist dann auch sofort klar - ganz schön fett walzt sich das neue SLAYER-Machwerk aus den Boxen, eine Top-Produktion ist das geworden. Tom Araya schreit die ganze Zeit wie ein Berserker und wirkt energiegeladener als beispielsweise noch auf der "Divine Intervention"-Scheibe. Dieser aggressive Gesang tut sich allerdings nur dann positiv hervor, wenn er nicht die Gitarren-Riffwände in den Hintergrund stellt, was ab und an der Fall ist. Aber bei den Songs an sich kann man dann doch nicht hundertprozentig zufrieden sein. Auf "God Hates Us All" stehen meiner Meinung nach zu viele Mid-Tempo-Songs und dem entsprechend zu wenig echtes Highspeed-Geböller. "War Zone" und "Payback" heißen die wenigen richtig schnellen Nummern, dazu kommen einige ebenfalls druckvolle und brachiale Stücke wie "Disciple", "New Faith" und "Exile", die den Hörer allerdings eher durch mittelschnelle, dafür aber alles niederwalzende Riffs wegblasen. Wie schon gesagt, an der Produktion gibt's eben nichts zu bemängeln. Aber auch einige unterdurchschnittliche Songs haben sich eingeschlichen ("Threshold", "Seven Faces"). Ein paar Überraschungen haben SLAYER dann auch noch parat. Bei "God Send Death" zum Beispiel kriegt man ein paar New Metal-Elemente zu hören. Oder bei "Bloodline", hier singt (!) Araya den Refrain (ihr wisst schon: das sind diese melodischen, mit den Stimmbändern erzeugten Laute). Und auch "Deviance" ist so ein Song, der irgendwie moderner klingt als das, was SLAYER früher so verzapft haben.
Solcherlei ist sicherlich auch Ausdruck dessen, dass die Band ihren Sound immer wieder ein paar kleinen Veränderungen unterziehen will. Wobei sie das aber in Grenzen halten, so dass immer noch gilt: wo SLAYER drauf steht, ist auch SLAYER drin. Denn im Großen und Ganzen ähnelt die Scheibe doch sehr deutlich dem Vorgänger "Diabolus In Musica".
Im Booklet findet man dann noch Auszüge aus der Bibel, teilweise durchgestrichen oder mit Bemerkungen wie "Lie" oder "Bullshit" versehen - das kommt mir vor wie eine Band, die versucht krampfhaft einen auf Böse zu machen. So einen Kinderkram sollten SLAYER eigentlich nicht nötig haben, bei denen weiß doch Jeder, dass sie böse sind. ;-)
Wie zur Bestätigung dessen findet man auch bei den Lyrics die bisher meisten dieser vierbuchstabigen F-Wörter auf einem SLAYER-Album überhaupt.
Also versuche ich mich mal an einem Fazit.
Natürlich darf man nicht mit "Reign In Blood" im Hinterköpfchen an die neue Scheibe rangehen, da SLAYER gar keine neuen Härterekorde aufstellen wollen. In dieser Hinsicht war wohl "Divine Intervention" die letzte reine Knüppelscheibe der Band. Eine Entwicklung kann man ihnen also nicht absprechen, gut finden muss man sie natürlich nicht.
Trotzdem kann man von einer Band wie SLAYER mehr erwarten. Die neue Scheibe weist vielleicht zu viele Parallelen zum Vorgänger "Diabolus In Musica" auf, der ebenfalls viele Midtempo-Songs und nur wenige schnelle Knüppelstücke wie "Scrum" und "Point" enthielt. Außerdem bin ich der Meinung, dass die gute Produktion auf "God Hates Us All" ein paar schwächere Songs noch "rettet".
Dass diese Scheibe ein sehr geteiltes Echo hinterlassen wird, scheint mir ziemlich sicher. Wer mit vorgefertigten Erwartungen rangeht, wird sich jedenfalls bestätigt fühlen. Die Leute, die einen Durchläufer erwarten, finden sicherlich genug schwächere Momente auf der Platte, während die, die nichts geringeres als ein Hammeralbum erwarten, auch genügend Highlights entdecken werden.
Für mich, der versucht hat, so neutral wie das bei SLAYER eben möglich ist, an die Platte heran zu gehen, ist sie schon ganz ordentlich geworden (aber mehr eben auch nicht). Ich denke allerdings, dass man diese Scheibe nicht blind kaufen, sondern auf jeden Fall erstmal Probe hören sollte.
Anspieltipps: Disciple, Exile, War Zone, Payback
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer