SORROWFIELD - The Great Abduction
Mehr über Sorrowfield
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 16.05.2015
- Running Man
- The Other Side
- Differences
- Guardian Spirits
- Nothing Remains
- Trickster
- Sundergard
- Dark Passenger
- Blood of my Blood
- The Other Side (Rock Mix)
Lasst euch entführen.
SORROWFIELD liefert mit "The Great Abduction" einen ganz famosen Viertschlag ab, das darf der Underground-Connaisseur sofort beim ersten Durchgang feststellen. Nach einer drei Jahre langen Pause, die zwar von der 2013er EP "Sax, Blood & Rock´n Roll" unterbrochen wurde, was allerdings nicht zählen darf, weil ich die EP seinerzeit verpasste, legen die Bremer Sympathen also nochmal alle Kohlen ins Feuer. Auf drei tolle Alben dürfen die Jungs zwar schon zurückblicken, doch die Lust auf weitere Qualitätssteigerungen ist in jedem Ton deutlich zu vernehmen. Und genau dieser Ansporn wird auch belohnt.
Dabei bleiben die Hanseaten beim ganz speziellen Bandsound, der mir sofort warm ums Ohr werden lässt. So klingt wirklich keine andere Gruppe. Zwar schreibt sich die Truppe "Pure Scandinavian Pussy Metal" aufs Banner, aber wirklich vergleichbar ist die skandinavische Melodienlehre und das abwechslungsreiche und scheuklappenhassende Songmaterial der Norddeutschen nicht. Dafür schmeißt SORROWFIELD auch einfach zu gerne zu viel Verschiedenes in einen Topf. Mal gibt es wütenden Thrash mit Gebrüll, mal poprockige Ausflüge und immer sorgt Sänger Marco Bianchi für den süchtigmachenden Klangtupfer, der die Trauerweiden so unverkennbar macht. Zwar steigert sich auch Bianchi von Album zu Album qualitativ, aber die Eigenständigkeit bleibt. Zum Glück.
Es wäre allerdings vermessen, nur über Sangeskunst zu quatschen. Denn auch die Instrumentalfraktion macht auf "The Great Abduction" alles richtig. Ideenreichtum wird in Bremen großbuchstäblich gedruckt. Während 'Dark Passenger' düster drückend aus den Boxen wallt und im Refrain erlöst, ist mit 'Guardian Spirits' beispielsweise eine lupenreine Melodic-Metal-Hymne an Bord, die, ähnlich wie 'Legions' vom letzten Album "Heritage of Fire", ein richtiger Livehit werden könnte. 'Trickster' und 'Differences' knallen böse und beinah schon aggressiv, 'The Other Side' und 'Nothing Remains' drücken die Waage aber wieder ins Gleichgewicht und bieten wunderbare Schwelg-Melodien. Der größte Song auf "The Great Abduction" aber ist ohne Zweifel 'Blood Of My Blood'. SORROWFIELD verbindet hier mit Leichtigkeit schwarze Riffkunst mit epischem Anspruch, Upbeat-Rhythmen und den Blasinstrumenten der Bremer Kollegen von den MAD MONKS. Während andere, besser verdienende Bands mit dickem Label im Hintergrund also auf synthetisches Geblase zurückgreifen, bietet diese Eigenproduktion (übrigens im ostfriesischen Soundlodge-Studio aufgenommen) die Vollbedienung. Respekt!
Hinter dem von der Bremer Künstlerin Miri Chuuei gemalten und äußerst gelungenen Artwork gibt es also eine Menge zu entdecken. Der einzige Kritikpunkt am neuen SORROWFIELD-Werk ist (mal wieder) die etwas kurz geratene Spielzeit. Statt des Rock Mixes von 'The Other Side' hätte locker noch ein weiterer neuer Song seinen Weg auf das Album finden dürfen. Aber künstliche Verknappung macht ja auch irgendwie interessant. "The Great Abduction" ist - und das kann ich nach bestimmt zehn Durchgängen sicher sagen - das bisher beste Album der Bremer geworden. Ich freue mich auf alles, was da noch so kommen mag und genieße währenddessen noch einen weiteren Durchgang.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marius Luehring