SUBSIGNAL - La Muerta
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2018
Mehr über Subsignal
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Gentle Art Of Music
- Release:
- 25.05.2018
- 271 Days
- La Muerta
- The Bells of Lyonesse
- Every Able Hand
- Teardrops Will Dry in Source of Origin
- The Approaches
- Even Though the Stars Don't Shine
- The Passage
- When All the Trains Are Sleeping
- As Birds on Pinions Free
- Some Kind of Drowning
Nicht einfach mehr vom Selben.
Ich muss sicher nicht erwähnen, dass ich auf keine andere Scheibe so gespannt bin wie auf eine neue SUBSIGNAL. Die Band hat sich mit vier Alben einen Fundus an nahezu perfekten Songs aufgebaut, der eigentlich unmöglich auf diesem Niveau fortzuführen ist. Das habe ich aber 2013 und 2015 bereits gesagt, also darf man wohl gespannt sein, ob mich die Fünf wieder überraschen können.
Die Voraussetzungen dafür sind gut. Im SUBSIGNAL-Camp hat sich nichts Grundlegendes getan, man könnte also eigentlich einfach mehr von dem erwarten, was sie so vortrefflich seit 2007 zelebrieren: intelligenten, melodischen, mitreißenden Progressive Rock mit einem steten Blick auf AOR und reichhaltige Arragements. Doch mit "La Muerta" ist es dann nicht so einfach, denn zart und leicht hat sich doch etwas verändert. Die Band hat ihre Hard Rock-Einflüsse weitgehend abgelegt!
Das ist jedoch kein Grund, geschockt zu sein. Geblieben ist alles andere, die brillante Stimme von Arno Menses hat für mich nichts von ihrer Faszination eingebüßt, auch wenn sie seltener so im Vordergrund steht wie auf den Vorgängeralben. Markus Steffens Gitarrenstil ist weiterhin hörbar, aber auch er setzt weniger offensichtliche Akzente, sondern reiht sich mehr ins Kollektiv ein. Der Anteil am Gesamtsound, den der langjährige Bassmann Ralph Schwager innehat, offenbart sich erst vollständig, wenn man den Kopfhörer benutzt, das Schlagzeugspiel von Dirk Brand ist abwechlungsreich und virtuos, und Keyboarder Markus Maichel ist ein Könner. Dennoch verfestigt sich in mir nach einigen Durchläufen, dass letzterer ein bisschen zuviel Raum im Gesamtsound erhalten hat.
Als Gesamtwerk ist "La Muerta" ein starkes Album geworden, bei dem sich meine Bewertung nur im Vergleich zu den eigenen, sehr hoch gelegten Messlatten erklären lässt. Denn zuerst einmal muss ich betonen, dass ich es absolut richtig und lobenswert finde, wenn sich eine Band verändert. Die Musiker sind natürlich nicht mehr die gleichen wie vor zehn Jahren, Lebensumstände hinterlassen Spuren, neue Erfahrungen, neue Vorlieben schleichen sich in die Kompositionen, und das hört man auf dem fünften Album in durchgehend positiver Art und Weise. Der Stil ist weiter von den hartrockenden Ursprüngen von SIEGES EVEN und "Beautiful And Monstrous" weggerückt, der Rock machte einem mehr oder weniger latenten Pop-Einfluss Platz, der sich auch mal Bahn brechen kann wie im Titellied, und AOR dient als Basis unter den kompositorischen Füßen der Musiker. Dazu kommt ein bisschen RUSH und Einflüsse britischen Neo Progs. Wer Alben von Giant Electric Pea Records im Schrank hat, wird bei 'The Passage' aufhorchen.
Doch steht neben dem poppigeren, seichteren Ansatz, der überhaupt keinen Anlass zu Kritik birgt, ein anderer Punkt im Raum, der mich "La Muerta" ein wenig schwächer einschätzen lässt als die vier Vorgänger. Mir fehlen die so herausragenden, zerbrechlichen Melodien und Fragmente, die den ersten vier Alben eine so großartige Dynamik gaben und unsterbliche Lieder wie 'The Sea', 'Touchstones', 'A New Reliance' und antürlich das magnum opus 'The Beacons Of Somewhere Sometime, Pt. I' so einzigartig machen. Am nächsten kommt dem noch 'The Bells Of Lyonesse', doch enthalten auch die Lieder mit ruhigeren Passagen viel Keyboards, gelegentlich auch zuviel. Das macht sich nicht so sehr im einzelnen Lied bemerkbar als im Albumkontext, wenn "La Muerta" weniger abwechslungsreich wirkt als die bisherigen Alben, was ich an den Tasteninstrumenten festmache.
Aber ach, was jammere ich. "La Muerta" ist natürlich dennoch mein Album des Monats, und das Progressive Rock (und Pop) Album des Jahres, an dem sich alle anderen Releases werden messen lassen müssen. Wenn SUBSIGNAL nicht vorher vier nahezu perfekte Alben geschaffen hätte, wäre meine Euphorie sicher größer. Selbst schuld. Aber damit können sie sicherlich leben, und ich höre jetzt weiter "La Muerta", denn ich habe das Gefühl, dass dieses Album eventuell einfach noch mehr Zeit braucht, um zu wachsen. Zeit, die mir leider nicht blieb bis zu dem Punkt, an dem ich diesen Text verfassen musste. Und das wiederum ist ja ein Lob für ein Prog-Album, weswegen ich es auch mit diesem Gedanken beenden will. 'Every Able Hand' holt sich jetzt dieses Album, hört es zehnmal und sagt mir dann, wo ich richtig oder falsch liege. SUBSIGNAL hat den Thron verteidigt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger