TANGENT, THE - Le Sacre Du Travail
Mehr über Tangent, The
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- InsideOut (Universal)
- Release:
- 21.06.2013
- 1st Movement: Coming up on the Hour (Overture)
- 2nd Movement: Morning Journey & The Arrival
- 3rd Movement: Afternoon Malaise
- 4th Movement: A Voyage Through Rush Hour
- 5th Movement: Evening Tv
Klangkino und Kopfnuss
Auch wenn wohl nur eingefleischte Progger die Band THE TANGENT kennen, ist das Personal diese britischen Supergroup aller Ehren wert. Unter der Regie Andy Tillisons werkeln hier unter anderem Theo Travis (u.a. STEVEN WILSON), Jonas Reinhold (FLOWER KINGS) und Gavin Harrison (PORCUPINE TREE). Vorschusslorbeeren sind nur insofern nötig, als dass man es durch die anderen Arbeiten der Musiker gewohnt ist, einer neuen Scheibe mehr Zeit zur Entfaltung zu geben als in anderen Genres. Dieser verkopfte Zugang zur Musik ist allerdings selbst gewählt, Mitleid muss hier niemand haben.
Das vorliegende Konzeptalbum besteht aus fünf Sätzen, nicht Songs. Ja, es wird nicht gespart mit der Nähe zur klassischen Musik. "Le Sacre Du Travail" ist folglich auch kein klassisches (no pun intended) Prog-Rock-Album. Wer das erwartet hat, wird etwas mehr Mühe mit dem neuen Werk THE TANGENTs haben. Wer allerdings die ruhige Seite des "Concerto for Group And Orchestra" JON LORDs zu schätzen weiß, befindet sich mitten in der Zielgruppe dieses Ritus.
Alleine der zweite Satz 'Morning Journey & The Arrival' kann schon für verknotete Hirne sorgen, denn in Rock-Konventionen wird hier nicht gedacht. Sprich: man verliert leicht die Orientierung, wird dafür aber auch mit träumerischen Passagen verwöhnt, die auf eine paradoxe Art und Weise den Kontrapunkt zur vermeintlichen Kopflastigkeit des Werks darstellen. Es ist offensichtlich, dass ein einhelliges Urteil und eine Kategorisierung der Wesensmerkmale dieses Albums ziemlich schwierig sind. Wohlmöglich liegt aber in diesem Punkt die wahre Stärke.
Bekanntlich ist für den künstlerischen Gehalt nicht nur die ikonographische oder die vorikonographische Ebene, also die kulturelle Anschlussfähigkeit und augenscheinliche Ästhetik, maßgeblich, sondern auch der Prozess, den der Rezipient durchleben muss, um Kunst zu verarbeiten. Klingt zu hochgestochen? Mag sein. Aber hin und wieder erwischt mich Musik, die ihren Reiz nicht nur darin hat, "gut zu klingen" oder "tolle Hooks zu haben". Manchmal gestehe ich der Musik zu, mich zum Grübeln anzuregen und hinter Takte, Tonarten und Einflüsse zu blicken. Ich kann verstehen, wenn nicht jeder diese Ansicht teilt. Eventuell kann man sich auch so vom Schönklang THE TANGENTs bezirzen lassen, vermutlich geht "Le Sacre Du Travail" auch an vielen Ohren einfach vorbei. Lohnenswert ist diese Auseinandersetzung auf jeden Fall!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Nils Macher