TANZWUT - Ihr wolltet Spaß
Mehr über Tanzwut
- Genre:
- Medieval Electro Metal
- Label:
- Pica Records / EFA
- Release:
- 07.04.2003
- Wieder da
- Nein nein
- Der Traum
- Meer
- Zaubern
- Für immer
- Fatue
- Erdbeerrot
- Ihr wolltet Spaß
- Der Fluch
- Gnade
- Caupona
Seit "Im Labyrinth der Sinne" kann man die Mischung aus Metal, Elektronik und Spielmannsmusik, die TANZWUT - im Gewand von CORVUS CORAX auch als "Könige der Spielleute" bekannt - präsentieren, als ausgereift betrachten, doch mit "Ihr wolltet Spaß" setzen die Berliner noch einen oben drauf. Das neue Album präsentiert sich noch kraftvoller, stilistisch variationsreicher (gerade die unterschiedlichen Metal-Einflüsse sind bei jedem Durchlauf für eine Entdeckung gut, zumal seit neuestem mit Patrick jemand mit klassischer Gitarrenausbildung die Sechssaitige bedient, und auch die elektronischen Klangexperimente können sich hören lassen) und im Gesamtsound perfektioniert. Insgesamt kommt die Produktion mit deutlich mehr Schmackes aus den Boxen als schon beim fabelhaften „Labyrinth der Sinne“. Dabei ließen sich - für jene, denen der Name TANZWUT noch nicht vertraut sein sollte - Parallelen zu IN EXTREMO, UMBRA ET IMAGO und nicht zuletzt RAMMSTEIN ziehen, bei den Letzteren allerdings auf erheblich höherem Gesamtniveau.
Mit Letztgenannten teilen sie auch leider das einzig erkennbare Manko: Manche Texte sind ganz wunderbar geraten, bei anderen dagegen stolpert das Metrum vor sich hin oder der Inhalt des Zusammengereimten bleibt schwer zugänglich oder – mir zumindest – schleierhaft und verschlossen. Pluspunkte sammeln TANZWUT auch diesmal wieder mit einigen Besonderheiten wie Interpretationen aus der „Carmina Burana“ oder von Beethovens Fünfter, und Hildegard von Bingen steuerte auch noch Text dazu bei.
Neben prächtigen Krachern und Nackenbrechern bietet das Album aber auch erneut schaurig-schöne Gänsehautharmonien – bei Glanzwerken wie „Meer“ oder dem geradezu orchestral arrangierten „Caupona“ läuft es mir jedenfalls kalt den Rücken runter und ich versinke völlig in der Klangmagie. Der verstärkte Einsatz kräftiger Begleitchöre dürfte seinen Anteil daran haben.
Musikalisch wird also höchster Genuss geboten und es befindet sich so manch unsterbliches Kleinod auf diesem vielseitigen Kunstwerk, das mit allerlei Experimenten überrascht, auch vor radikalen Klassiker-Modernisierungen nicht zurückschreckt und überdies eine geradezu magische Faszination ausbreitet. Eine wahrhaft glänzende Genre-Symbiose, die den Status der Berliner Jungs als variations- und wandlungsfähige Ausnahmemusiker erneut zu bestätigen weiß und Appetit auf die Live-Präsentation macht. Wenn ich mir die Zahl der Vorbestellungen allein auf Amazon betrachte, dürfte dieses Album ein Granatenerfolg werden – und das hat es mehr als verdient. Ein absolutes Glanzlicht unter den Frühlingsveröffentlichungen!
Anspieltipps: Meer, Fatue, Erdbeerrot, Caupona
- Redakteur:
- Andreas Jur