TAROT - Gravity of Light
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2010
Mehr über Tarot
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast (Warner)
- Release:
- 23.04.2010
- Satan Is Dead
- Hell Knows
- Rise!
- Pilot Of All Dreams
- Magic And Technology
- Calling Down The Rain
- Caught In The Deadlights
- I Walk Forever
- Sleep In The Dark
- Gone
- End Of Everything
Marco Hietala ohne störenden Frauengesang, traditioneller Heavy Metal, der auch Finnland-verrückten Frauen gefällt, und Musik, welche Abwechslung mit Anspruch und Spielfreude verbindet - all das und mehr gibt's auf TAROTs "Gravity Of Light".
Während NIGHTWISH eine Pause einlegen, bringen TAROT ein neues Album auf den Markt - ein Rhythmus, an den man sich echt gewöhnen kann. Denn auch wenn ich die seit über zwanzig Jahren existierende Formation um Marco Hietala und dessen Bruder Zachary zugegebenermaßen erst durch ihr Nuclear Blast-Debüt "Crows Fly Black" kennen und schätzen gelernt habe, bin ich doch hoch erfreut, die meiner Meinung nach bessere Gesangshälfte der finnischen Bombast-Metaller öfters mal ohne weibliche Dominanz genießen zu dürfen und als Bonus sogar noch eine zweite starke Männerstimme in der Person von Samples-Tüftler Tommi Salmela oben drauf zu bekommen. Der 2006 das Licht der Welt erblickende Vorgänger überzeugte durch eine gelungene Mischung aus traditionellem Heavy Metal und nordischer Schwermut - eine Kombination, die sogar einen bekennenden Nicht-Traditionalisten wie mich zum Fan macht.
Das neue Werk hört auf den Namen "Gravitiy of Light", und der Titel ist Programm. Der erste Eindruck ist nämlich weniger düster als zuvor, was mich fast dazu verleiten könnte, die Platte vorschnell zur Seite zu legen. Doch dank der feinen Details gewinnt das Licht schnell an Schwere, und auch wenn unterm Strich immer noch mehr Tradition übrig bleibt, als mir normalerweise lieb ist, so haben sich TAROT doch zum Glück nicht grundlegend verändert. Während das proklamierende 'Rise!', das von rasanten Gitarre-Keyboard-Duellen begleitete 'The Pilot Of All Dreams', das schwungvolle 'Calling Down The Rain' und das rifflastige 'Sleep In The Darkness' einfach livetauglichen, sehr gut gemachten Power Metal servieren, findet man im hymnischen Opener 'Satan Is Dead' eine Prise schwarzen Humor und in 'Hell Knows' etwas dramatisch-treibende Verzweiflung. 'Magic And Technology' kommt wie in Zeitlupe mit mächtig tiefer gestimmten Klampfen und herzzerreißendem Marco-Gesang um die Ecke gekrochen und geht dabei tief unter die Haut, und im bedächtigen 'Caught In The Deadlights' lassen die Tastenmänner Janne Solsa und Tommi Salmela eine moderne Note einfließen. 'I Walk Forever' ist so etwas wie die Quintessenz von finnischem Melodic Metal, mit großartigen Gesangsharmonien, ohrwurmhaftem Refrain, einer gut ausbalancierten Mischung aus Gitarren und Keys und natürlich ganz viel Leidenschaft. Und die finale Power-Ballade 'Gone' lässt sich grob mit "'The Islander' meets NIGHTWISH-Bombast" zusammen fassen, ein bisschen dick aufgetragen, aber dank der akustischen Einsprengsel trotzdem authentisch.
Das Duo Hietala/Salmela agiert auf "Gravity Of Light" übrigens noch gleichberechtigter als zuvor, was den nicht ganz so markant tönenden Knöpfchenmann zwar etwas in den Hintergrund rückt (sein Soloauftritt 'Veteran Of Psychic Wars' auf dem letzten Album ließ erahnen, was in dem Kerl steckt, wenn man ihm freie Hand gibt), ihn aber immer noch einen erkennbaren Gegenpol zu Hietalas kraftvoller Röhre bilden lässt.
Somit stimme ich Kollege Alex Straka absolut zu, dass "Gravity Of Light" vor Abwechslungsreichtum nur so strotzt, allerdings sehe ich die Höhepunkte an anderen Stellen. Traditionalisten orientieren sich daher vielleicht besser an seinen Ausführungen, während Anhänger finnischer Depressions-Musik mir Glauben schenken dürfen, dass auch sie hier viel geboten bekommen.
Anspieltipps: Satan Is Dead, Hell Knows, Magic And Technology, I Walk Forever
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Elke Huber