TCHORNOBOG - Tchornobog
Mehr über Tchornobog
- Genre:
- Doom Metal / Experimental / Extreme Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- I, Voidhanger Records
- Release:
- 28.07.2017
- The Vomiting Tchornobog
- Hallucinatory Black Breath Of Possession (Mountain-Eye Amalgamation)
- Here, At The Disposition Of Time (Inverting A Solar Giant)
Ein emotionales, episches und brutales Meisterwerk
Dass TCHORNOBOG-Mastermind Markov Soroka wahrscheinlich nicht in der Lage sein wird, sein Projekt auf die Bühne zu bringen, hat mehrere Gründe. Zum einen ist der isländische Musiker und Künstler derzeit noch das einzige Mitglied dieses Mammutwerkes, und zum anderen kann man sich kaum vorstellen, dass ein Bandgefüge die überlangen Stücke mit all jener technischen Perfektion wird reproduzieren können, gerade dann nicht, wenn die Songs von TCHORNOBOG extremer, brutaler und schließlich auch anspruchsvoller werden.
Seit seinem 14. Lebensjahr (!) arbeitet Markov bereits an seiner musikalischen Vision, hat sie verändert, modifiziert, angepasst, über den Haufen geworden und auch gerne wieder von Neuem angepackt. Doch die Motivation ist geblieben und hat den Songschreiber auf eine umfasende Reise geschickt, bei der er die Grenzlandschaften der brutaleren Genres allesamt bis ins letzte Detail kennen lernen und schließlich mit ihnen arbeiten durfte.
Das gleichnamige TCHORNOBOG-Debüt ist daher auch ein allumfassender Frontalschlag mit vier monströsen Epen, die allesamt im zweistelligen Minutenbereich angesiedelt sind und in ihrer üppigen Spielzeit so viele Facetten kreuzen, dass selbst der konzentrierte Hörer intensiv gefordert wird. Ist es zunächst noch ein Exkurs in brutal ausgemaltem Doom, den die Band im Opener 'The Vomiting Tchornobog' mit größtmöglicher Intensität schmückt, gerät die Platte im darauf folgenden 'Hallucinatory Black Breath of Possession (Mountain-Eye Amalgamation)' für einen Moment komplett aus den Fugen, weil sich die dauerhaften Attacken aus aggressivstem Thrash Metal, brachialem Death Metal und vereinzelten Sludge-Passagen kaum eine Erholungspause gönnt und TCHORNOBOG folgerichtig fast 20 Minuten durchknüppelt. Doch das Erstaunliche: Chefdenker Markov hält die Spannung aufrecht, schafft brillante Übergänge und setzt immer wieder neue Akzente.
In der zweiten Hälfte öffnet sich die Platte dann den sphäischen Klängen, arbeitet mit Black-Metal-Versatzstücken, ohne sich dabei jedoch zu weit ins finstere Genre vorzuwagen. Beide Songs entwickeln sich zu melodischen, teils auch nachdenklichen Epen, die vielleicht nicht mehr ganz so viele Gänsehautaugenblicke garantieren wie die brutaleren Nummern zu Beginn des Albums, aber trotzdem gefeiert werden dürfen, weil der Komponist über die gesamte Strecke erstklassig gearbeitet hat.
TCHORNOBOG ist letztendlich einer jener Acts, dem man ohne Umschweife eine spontane Liebeserklärung zukommen lässt. In diesem Projekt steckt eine Menge Leidenschaft, ganz viel Herzblut und ein Grundverständnis vom Songwriting, das bei wenigen jungen Menschen so stark ausgeprägt ist wie bei diesem Isländer. Absolut empfehlnswert!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes