TEMPLE OF BLOOD - Overlord
Mehr über Temple Of Blood
- Genre:
- Thrash
- Descent Into Treachery
- Behind The Inverted Star
- Summon The Accused
- Fearsome Warrior
- Illusion of Control
- Black Day Of Execution
- Pawn Of The Liar
- Harbinger
- Forbidden Evil
- Anthem To The Unseen
- The Return
Thrash with Class. Eine Auszeichnung, die vor zwei Dekaden inflationär verteilt wurde. Heuer fällt dies deutlich schwerer, da es kaum noch Bands gibt, die sich dieser Spielart mit Herz und Seele verschrieben haben. TEMPLE OF BLOOD darf man allerdings zum auserlesenen Kreis der Vorzeige-Thrasher von heute zählen.
Da schon der Erstling der Christen-Thrasher TEMPLE OF BLOOD ein extrem leckeres Scheibchen war, habe ich mich sehr auf den lange angekündigten Nachfolger gefreut. Mit leicht veränderter Besetzung hat das Quartett nun "Overlord" eingezimmert, denn Jim Lewis von ANTITHESIS zupft heuer den Tieftöner.
Nach einem kurzen Intro macht 'Behind The Inverted Star' sofort klar, dass Jim Mullis und seine Mannen rein musikalisch keine großartigen Veränderungen vorgenommen haben. Zackige Thrashriffs rasen durch die Songs, die bereits beim ersten Durchlauf mitreißen können. Auch wenn man den Eindruck hat, es würde an manchen Stellen zu viel auf einmal passieren, ist man als Freund der alten Thrash-Schule erfreut, denn TEMPLE OF BLOOD vermeidet neumodischen Firlefanz. Weder bewegt man sich in tiefer gelegten Saitenlagen, noch hustet Fronter Jim unverständliches Zeug ins Mikrophon. Vielmehr jongliert er sich mit relativ hohem Sprechgesang durch die hektischen Songkonstrukte. Ein Umstand, der manchmal auch etwas übertrieben wird. So merkt man bei beim musikalisch furios umgesetzten Cover von 'Forbidden Evil' (FORBIDDEN), dass Jim Mullis eben nicht an die Qualitäten des damaligen Russ Anderson heranreicht. Dieses minimale Manko wird aber durch die musikalischen Leistungen der Band mehr als ausgeglichen.
Es werden Erinnerungen an Kapellen wie AGENT STEEL, VIO-LENCE oder auch DARK ANGEL wach. Ein Fakt, den sicherlich nicht nur ich sehr begrüßenswert finde. Denn auch wenn TEMPLE OF BLOOD vorwiegend Vollgas fährt, wird Abwechslung beim Songwriting sehr groß geschrieben. Da gibt es neben unerwarteten Breaks auch gerne schleppende Passagen, die dem Zuhörer eine kleine Atempause verschaffen. In diesen Momenten gehe ich sogar soweit, Parallelen zu den tollen TORMAN MAXT zu ziehen. Falls die noch jemand kennen sollte …
Auch wenn man an einigen Stellen gern eine etwas druckvollere Produktion gehört hätte, setzen die Doublebassangriffe schon die nötigen Energieschübe frei. Wer das nicht glaubt, soll dringend das extrem rasante 'Fearsome Warrior' anpeilen und sich an den pfeilschnellen Hackakkorden erfreuen. Diese Nummer ist wie ein bösartiges Überfallkommando, bricht es doch ohne einschmeichelnde Einführung unwillkürlich über den Hörer her und knüppelt ihn in die Knie. Drei Minuten Thrash-Ohrgasmus. Dass es aber auch ganz anders geht, belegt dann das schleppend-vertrackte 'Black Day Of Execution', bei welchem die Melodieführung beinahe beschwörende Formen annimmt. Die Schlange Kaa im musikalischen Gewand quasi, für alle, die sich an das Dschungelbuch erinnern. Toll.
Dies sind aber nur wahllose Beispiele aus einem reichhaltigen Fundus großartiger Kompositionen. Und: bei dieser Ruppigkeit kommt keiner auf den Gedanken, es mit christlichen Texten zu tun zu haben. Erwartet also keine Predigten.
Ein superbes Geschoss, welches ich deutlich über diversen Bands der so genannten New Wave Of Thrash ansiedeln möchte. Pflichtprogramm für Maniacs.
Anspieltipps: Behind The Inverted Cross; Fearsome Warrior; Black Day Of Execution; Anthem To The Unseen
- Redakteur:
- Holger Andrae