THRESHOLD - Dividing Lines
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2022
Mehr über Threshold
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nuclear Blast (Warner)
- Release:
- 18.11.2022
- Haunted
- Hall Of Echoes
- Let It Burn
- Silenced
- The Domino Effect
- Complex
- King Of Nothing
- Lost Along The Way
- Run
- Defence Condition
Der nächste Geniestreich.
Über fünf lange Jahre ist es schon her, dass mein Bruder geheiratet hat. Dass ich mich so gut erinnere, liegt daran, dass ich an diesem Tag das erste Mal das letzte THRESHOLD-Album "Legends Of The Shires" gehört habe. Es war die Rückkehr von Glynn Morgan, der anno 1994 "Psychedelicatessen" veredelt hatte, es war das erste Konzept- und Doppelalbum der Band und es war das sage und schreibe sechste(!) 10-Punkte-Album der meiner bescheidenen Meinung nach besten Band der Welt. Die Erwartungen an "Dividing Lines" sind also hoch, aber THRESHOLD hat mich noch nie wirklich enttäuscht. Selbst die am wenigsten großartigen Alben der Band (in meinen Ohren "Critical Mass" und "Extinct Instinct") kratzen bei mir noch an der Neun-Punkte-Marke.
So überrascht es natürlich nicht, dass mich auch "Dividing Lines" sowohl beim ersten wie auch beim vierzigsten Durchlauf komplett überzeugt. Bereits die drei vorab veröffentlichten Songs 'Silenced', 'King Of Nothing' und 'Complex' begeistern mit der bekannten und geliebten Mischung aus Anspruch, Power und Eingängigkeit. Die Refrains sind zum Niederknien, Karl Grooms Gitarrenarbeit ein Ohrenschmaus, Glynns Stimme hat nichts an Kraft und Ausdruck verloren und vor allem der Text von 'Complex' dürfte zudem nicht nur mir aus der Seele sprechen. Jeden der Songs habe ich schon unvermittelt im Ohr gehabt, teilweise Tage nach dem letzten Durchlauf. Die Definition von Ohrwürmern.
Das eröffnende Doppel 'Haunted' und 'Hall Of Echoes' haut in eine ähnliche Kerbe und doch wirkt hier nichts gleichförmig, routiniert oder bereits bekannt. Es ist erstaunlich, dass es Karl Groom und Richard West auch auf dem zwölften Album der Bandgeschichte mit ihrem Signature-Sound gelingt, immer frisch wirkende Songs zu schreiben. Zumindest bei mir hat sich noch nie ein Album der Band auch nur einen My abgenutzt. 'Let It Burn' ist das nächste Beispiel für solche einen Song, der mit seinen eher untypischen 'ohohoh'-Chören livehaftig sogar zum Kracher avancieren dürfte. Die Chöre zu Beginnn sind ein Hinweis darauf, dass Glynn Morgan auch Songs geschrieben hat. Ein Aspekt, der zur Abwechslung beiträgt, wobei es schon erstaunlich ist, wie gut auch seine Songs in den THRESHOLD-Signature-Sound passen.
Dann haben wir natürlich auch noch die Zehnminüter, die sich anfühlen wie Single-Hits. Wie großartig die Refrains von 'The Domino Effect' und 'Defence Condition' sind, ist kaum in Worte zu packen. Gerade ersterer verfolgt mich nach jedem Hören für viele, viele Tage. Das gilt sogar auch für den instrumentalen Part, wo vor allem Richard und Karl ganz groß aufspielen. Was für ein Song!
Doch damit nicht genug, gibt es doch mit 'Run' auch eine dieser eindringlichen Power-Balladen, die einst mit 'Innocent' eingeführt wurden. Nicht nur, weil Glynn hier singt und die Nummer auch geschrieben hat, wirkt 'Run' für mich sogar wie der legitime Nachfolger zu jenem Edelstein, der auch textlich in eine ähnliche Richtung geht. Wenn Glynn Morgan singt "how could you walk away and sacrifice me, father?", ist wirklich alles vorbei. Völlig großartig und für mich wohl der höchste Höhepunkt unter vielen Achttausendern.
Ist "Dividing Lines" also das siebte 10-Punkte-Album in der Diskographie von THRESHOLD? Leider nicht. Der Grund dafür hört auf den Namen 'Lost Along The Way', den ich auch jetzt noch merkwürdig unspannend finde. Ihr könntet beinahe behaupten, dass ich auf dem Weg verloren gehe. Tatsächlich verorte ich den Songs neben 'Round And Round' und 'Keep My Head' auf der (sehr kurzen!) Bottom-List der Truppe. Es sei ihnen also verziehen. Ein halber Punkt Abzug ist es für den Augenblick aber trotzdem.
Dennoch hat THRESHOLD wieder einmal den absolut herausragenden Status im Progressive Metal unterstrichen. Es bleibt also dabei: THRESHOLD ist die beste Band der Welt.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk