THUNDERSTORM - Nero Enigma
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2010
Mehr über Thunderstorm
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Audioglobe/Soulfood
- Release:
- 02.04.2010
- Nero Enigma
- When April Dies
- Ophrys
- 5025 (Roman Goddess)
- Shallow
- The Trial Of Life
- Mechanical Delights
- Monologue
- Modus Operandi
Epischer 70ies Doom aus Italien. Die Meister sind zurück.
Das italienische Trio um Fabio "Thunder" Bellan legt mit "Nero Enigma" sein fünftes Album in zehn Jahren vor. Für eine Doomband ganz schön fix, die Jungs. Und dass der Qualitätsstandard bisher immer sehr hoch war, muss ich eingeweihten Dommstern nicht verklickern. THUNDERSTORM ist eine angesehene Institution in schlürfenden Epikzirkeln. Und das auch völlig zu recht. Entsprechend gespannt gehe ich also an "Nero Enigma" heran, handelt es sich dieses Mal doch sogar um eine interessante Konzeptidee. Inspiriert von morbider Schundliteratur und gruseligen C-Movies, befasst sich jeder Song mit einem Mordfall. Als Hörer darf man mit rätseln. Sherlock-Holmes-Metal.
Neben der lyrischen Inspiration, scheint auch die Musik immer deutlicher von längst vergangenen Zeiten beeinflusst zu werden. So wabert ein großer Seventies-Geist durch die Songs auf "Nero Enigma" und verleiht der Chose ein beinahe staubiges Ambiente. Es schlürft gewaltig, ohne dabei hüftsteif zu wirken. Das Trio hat den Bogen heraus, sehr alte Traditionen mit neueren Einflüssen der schwermütigen Rockmusik zu kombinieren. So wird im gewaltigen 'Ophrys' die Epik-Keule geschwungen. Das können selbst SOLITUDE AETURNUS nicht besser. Acht Minuten lang schwelgen die Italiener in einer erhabenen Rifforgie, die ihren Höhepunkt im mystischen Mittelteil findet. Gänsehaut. Diese Nummer ist mir bereits beim allerersten Durchlauf sehr positiv aufgefallen, während der Rest des Albums etwas sperrig wirkte. Ein nicht seltenes Phänomen bei dieser Musikrichtung. Man muss etwas mehr Zeit investieren, um die wahre Qualität zu erkennen … oder eben nicht.
Im Falle THUNDERSTORM hat sich die Investition mehr als gelohnt, denn bereits nach wenigen Durchläufen ist klar, dass "Nero Enigma" sehr viele Highlights in sich birgt und vor allem von der vielseitigen Rhythmik und den extrem einschmeichelnden Gesangsmelodien lebt. Immer wieder gibt es druckvolle Uptempo-Passagen, die den vermeintlich drögen Sound der Melancholiewalzen nach vorne drückt. Da ballt sich die Faust, da wackelt der Kopf.
Testet nur einmal das famose 'The Trial Of Life', in welchem sowohl die luftige Taktvorgabe, wie auch die fluffige Bassarbeit für gelupfte Augenbrauen in traditionellen Herzen sorgen dürften. Alles klingt herrlich organisch und warm. Überhaupt spielt der Tieftöner bei THUNDERSTORM einer sehr bedeutende Rolle. Da, wo andere Brummelsaitisten lediglich rhythmische Notdurft verrichten, zaubert unser Freund hier voluminöse Soundwälle aus seinem viersaitigen Herzblatt, die nicht selten sehr prominent in Szene gesetzt werden. Auch hierfür ist der genannte Song ein exzellentes Hörbeispiel.
Ihr habt es alle verstanden: THUNDERSTORM haben mit "Nero Enigma" ein sehr spannendes, angenehm altmodisches und emotional ergreifendes Doomwerk erschaffen, welches in ein paar Jahren vielleicht zu den Genreklassikern gezählt werden kann.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae