THY LIGHT - Thy Light
Mehr über Thy Light
- Genre:
- Depressive Black Metal
- Label:
- Talheim Records
- Release:
- 06.06.2021
- Infinite Stars Thereof
- The Crossing Of The Great White Bear
Die Beerdigung der Außenwelt
Wenn wir in diesen Tagen Richtung Glasgow gucken, wird es ungemein finster, bedrohlich und frostig. Das allerdings liegt ganz alleine an THY LIGHT, lassen die beiden gebürtigen Brasilianer doch mit der selbstbetitelten EP einen 36-minütigen, depressiven, eindringlichen und unbarmherzigen Gefühlsbastard von der Leine, der perfekter auf das durch und durch triste Artwork nicht besser hätte abgestimmt werden können. Schaut es euch an und lasst es wirken, dieses tieftraurige Friedhofscover, diese dichte, kaum zu durchdringende Wolkendecke, diese Atmosphäre, die ungemütlicher nicht hätte ausfallen können. Herrlich.
Und so verhält es sich auch mit den beiden Stücken auf "Thy Light", die die mit Abstand längsten Tracks der bisherigen Diskographie der beiden darstellen: 'Infinite Stars Thereof' leitet das depressiv-schwarzmetallische Schauspiel hervorragend ein: Regen- und Unwettersounds hier, der sanfte Klagegesang der Akustikgitarre, die pechschwarze Melodielava, die sich unaufhaltsam durch das komplette Tal frisst, und als Piemont-Kirsche auf dem Eisbecher der wehleidigen Trostlosigkeit ist es vor allem besagte Aura, die den Zuhörer definitiv nicht kalt lässt: Sie berührt ihn, stimmt ihn zum Nachdenken, Sinnieren, zur Trauerbewältigung.
Von dieser Wirkung kann auch 'The Crossing of the Great White Bear', der andere Longtrack in der Runde, ein immens tiefgründiges Liedchen singen. Anders als beim Black Metal üblich schreddern Multiinstrumentalist Paolo Bruno und sein Textgeber Alex Witchfinder nicht auf Beelzebub komm' raus drauflos und versuchen ihrem Sound noch eine perverse, fiese Fratze zu verleihen. Nein, den beiden kommt es einzig und allein auf die Atmosphäre in ihrem ganz eigenwilligen, erkennbaren Sound an: Mal wird es etwas dynamischer, mal drosselt das Duo gekonnt das Tempo, um schlichtweg die Aura der Introspektive, der fast schon depressiven Trauer, aber auch der Faszination für sich spielen zu lassen.
Fehlten "No Morrow Shall Dawn" von 2013 und dem 2007 "Suici.De.pression"-Demo noch der Feinschliff in Sachen Atmosphäre, der berühmte rote Faden, erzählen 'Infinite Stars Thereof' und 'The Crossing Of The Great White Bear' im fiesesten Schmuddelwetter eine hochinteressante, tieftraurige Geschichte, die 36 Minuten lang nicht nur fesselt, bewegt und innerlich aufräumt, sondern das draußen umherwütende Unwetter komplett vergessen lässt. Es herrscht einzig und allein der Fokus auf die Introspektive, auf die innere Gedanken- und Gefühlswelt. Das ist das einzige, was auf diesem Depressive-Black-Metal-Werk called "Thy Light" zählt.
- Redakteur:
- Marcel Rapp