THYRFING - Farsotstider
Mehr über Thyrfing
- Genre:
- Viking Metal
- Label:
- Regain Records
- Release:
- 21.11.2005
- Far åt Helvete
- Jag Spår Fördärv
- Farsotstider
- Höst
- Själavrak
- Elddagjämning
- Baldersbalet
- Tiden Läker Intet
- Järnvidjors dans (Bonustrack)
THYRFING sind ein Phänomen. Mit "Urkraft" hat die Truppe anno 2000 wohl eines der besten Viking-Metal-Alben des Genres vorgelegt, nur um zwei Jahre später mit dem düsteren, verschachtelten, kopflastigen und irgendwie etwas anders wirkenden Album "Vasinnesvisor" einer Menge Anhänger vor den Kopf zu stoßen.
Doch spätestens mit der Veröffentlichung des neuen Meisterwerks "Farsotstider" (in etwa: "Pestzeit" oder "Plagenzeit") ist klar: Das war nur ein wichtiger, mittelgroßer Schritt hin zur Entwicklung des komplett eigenständigen Sounds, ein Zwischenspiel, dessen Absichten die Schweden mit dem neuen Werk perfektionieren.
Dieses Mal sind die Lyrics komplett in Schwedisch gehalten, was der düsteren Musik (passend zur düsteren Thematik) noch deutlich mehr Authenzität verleiht. Bereits bei den ersten Klängen von 'Far åt Helvete' dürfte jedem Hörer klar sein, dass die Zeiten von Schunkelmelodien, fröhlichem Keyboardgedudel und großen, sehr eingängigen Schlachthymnen vorbei ist. Wie sollte es auch anders sein - heißen die großen "Vorbilder" in der Wikingerszene doch wohl eher BATHORY oder ENSLAVED und nicht MITHOTYN oder? Dementsprechend rau geht es zu, was jedoch nicht bedeutet, dass der Türfink jegliche Melodien über Bord geschmissen hätte. Man höre 'Jag spår Fördärv' oder 'Elddagjämning' (!) und genieße die fein eingeflochtenen Melodiebögen, welche die unglaubliche Spannung, die auf "Farsotstider" aufgebaut wird, meisterhaft unterstützen.
Überhaupt ist so viel neu auf der Scheibe - und so vieles doch bekannt, wenn man sich etwas intensiver mit der Truppe auseinandersetzt. Den Hang zu etwas längeren Stücken hatte das Sextett schon immer, ansonsten ist man deutlich reifer und, auch wenn der Begriff stets etwas deplatziert und vor allem ausgeleiert sein mag, irgendwie erwachsener geworden. Hier wird nicht mehr mit teils süßlichen Melodien auf dem Wikingerschiff schunkelnd in den Sonnenuntergang gesegelt, hier befindet man sich noch direkt in der Schlacht, sinnierend vor eben jener oder sitzt danach desillusioniert am Lagerfeuer und denkt über das Übel in der Welt nach.
Fast schon amüsant, dass die musikalischen Querverweise eher nach Norwegen als in das eigene Heimatland von THYRFING weisen, selbst mit den Finnen von MOONSORROW hat man deutlich mehr gemeinsam als mit Alibi-Wikingern der Marke AMON AMARTH, ENSIFERUM oder gar EQUILIBRIUM. Liegt wohl einzig und allein am Namen BATHORY, da man "Farsotstider" durchaus auch eine stilistische Nähe zu HELHEIM attestieren kann, alleine schon die Zähigkeit mancher Kompositionen spricht hier Bände. Quorthon verbindet.
Das beste an "Farsotstider" ist, dass alles wie aus einem Guss klingt. Egal, ob die einzelnen Stücke beim ersten Eindruck zueinander etwas in Kontrast stehen, spätestens ab dem fünften Umlauf des Silberlings wird klar, dass THYRFING hier ihr absolutes Meisterwerk vorgelegt haben. Jawollja, dieses Album kann so viel, dass im direkten Vergleich sogar der Genremeilenstein "Urkraft" verblasst. Ehrlich.
Der Sechser hat es nach einigen eher misslungenen Experimenten auf "Vasinnesvisor" endlich raus, nicht nur den Spannungsbogen innerhalb eines Songs konstant hoch zu halten, sondern kann dies auch eine Dreiviertelstunde lang. Da fällt es nicht sonderlich ins Gewicht, dass man als ca. 539. Metalband auch gleich mal im Opener das "Dies Irae"-Thema verbrät - passt ja immerhin bestens zur Thematik.
Geblastet wird im Übrigen auch, und endlich wirken diese Aggressionsausbrüche platziert und souverän, halten die Stimmung und steigern sie, statt sie ein wenig zu zerstören. Setzt dann noch Thomas Väänänens ergreifender Clean-Gesang ein, bleibt einem fast nichts anderes mehr übrig, als selig die Augen zu schließen und still zu genießen.
Was soll ich noch groß schreiben? "Farsotstider" ist ein fabelhaft tolles Stück Musik, das ich der Band ehrlich gesagt nach dem teils zerfahrenen Vorgänger nicht wirklich zugetraut habe. Falls jemals Zweifel an der Positionierung THYRFINGS an der Speerspitze der Viking-Metal-Mucke gegeben haben sollte, so wird das neue Album diese schnellstens ausräumen. Pflichtkauf nicht nur für BATHORY-Jünger und MOONSORROW-Verehrer, sondern für alle, die in Zukunft noch mitreden wollen, wenn es um gehörnte Männer ohne Pferdefüße geht. Grandios!
Anspieltipps: Far åt Helvete, Höst, Elddagjämning
- Redakteur:
- Rouven Dorn