THYRFING - Hels Vite
Mehr über Thyrfing
- Genre:
- Viking Metal
- Label:
- Regain / Soulfood
- Release:
- 24.10.2008
- En Sista Litania
- Från Stormens Öga
- Isolation
- Hels Vite
- Griftefrid
- Becoming The Eye
- Tre Vintrar / Två Solar
Progressiv-epischer Viking Metal aus gutem schwedischem Hause mit langer Tradition.
Obwohl ich seit Ewigkeiten ein großer Anhänger zahlreicher Viking-Metal-Truppen bin, hab ich bisher leider nie die Kurve gekriegt, mich ausführlicher mit dem Schaffen der Schweden von THYRFING zu befassen, die ja durchaus zu den Vorreitern und zu den großen Namen des Genres gehören. Das hat den Nachteil, dass ich den langjährigen Anhängern des Stockholmer Quintetts leider nicht sagen kann, wie denn nun das mittlerweile sechste Studioalbum "Hels Vite" im Vergleich zu seinen fünf Vorgängern abschneidet. Andererseits kann ich komplett unbefangen an das Album herangehen und habe jedenfalls keine falschen Erwartungen. So nehme ich den Neustart der Band, der sich im Jahre 2007 durch den Ausstieg des langjährigen Frontmannes Thomas Väänänen und des Gitarristen Henrik Svegsjö sowie durch die Verpflichtung des neuen Sängers Jens Rydén (den meisten von euch sicher bekannt von NAGLFAR, PROFUNDI ANCIENT WISDOM oder DEAD SILENT SLUMBER) manifestierte, zum Anlass, damit anzufangen, eine Bildungslücke zu schließen.
Schon beim vielschichtigen Einstieg mit 'En Sista Litania' ist klar, dass sich die Band Zeit lässt, Spannungsbögen aufzubauen. Das Stück entfaltet sich langsam und episch. Die spürbar vorhandenen, aber nicht zu dominanten Keyboards schaffen eine kalte, erhabene Atmosphäre, vor welcher sich schöne Nordland-Riffs mit durchaus merklicher BATHORY-Neigung entfalten können, und sie verzichten in dankenswerter Weise darauf, den Hörer zum folkloristischen Herumhüpfen animieren zu wollen. Das folgende 'Från Stormens Öga' setzt dem noch eins drauf. Die Struktur des Liedes ist episch (nein, nicht kitschig!), wie sie epischer nicht sein könnte, die wunderbaren akustischen Einschübe erzeugen eine bizarre, kalte Anmut und dazu die geisterhafte Stimme von Jens Rydén: Es ist echt der Wahnsinn. Doch auch im angezogenen Marschtempo weiß die neue, relativ progressiv ausgerichtete Version des THYRFING-Metals zu überzeugen, was zum Beispiel 'Isolation' sehr schön wiedergibt.
Beim folgenden Titelstück schlägt wieder die Anmut und Atmosphäre voll durch. Die Band punktet in den musikalisch ruhigen, entspannten Momenten, in welchen Jens im Vordergrund einen schönen Kontrast zu einer kalten, von sphärischen Synths und einer gelungenen Mischung aus surrenden Riffs und akustischen Gitarren geprägten Klanglandschaft bildet. Auch die abschließenden drei Stücke können auf ganzer Linie überzeugen: 'Griftefrid' durch seine martialische Schwere und das zwingende Hauptriff, 'Becoming The Eye' durch die rhythmisch-doomige Ausrichtung und abschließende 'Tre Vintrar' durch den ausladenden Einsatz von Piano, akustischen Gitarren, geflüstertem Gesang und weiteren schönen Details.
Trotz des Line-up-Wechsels und der Tatsache, dass ich die älteren Alben der Band nur auszugsweise kenne, kann ich mir nicht vorstellen, dass THYRFING ihre alten Fans mit diesem mächtigen Epos vor den Kopf stoßen könnten. Deshalb will ich die Scheibe allen Anhängern des Viking-Metal-Genres ans Herz legen, die ihre Lieblingsmusik atmosphärisch und anmutig wollen und wie ich gerne auf Schunkelelemente und Schwulst verzichten. Für mich wird "Hels Vite" jedenfalls der Anlass sein, mich nunmehr in der Bandbiographie chronologisch rückwärts zu bewegen und diese großartige Band neu zu entdecken.
Anspieltipps: Från Stormens Öga, Hels Vite, Griftefrid, Tre Vintrar
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle