TONGUES - Hreilia
Mehr über Tongues
- Genre:
- Black Metal / Death Metal / Doom
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- I, Voidhanger Records
- Release:
- 08.12.2017
- Perennial Waves
- Theophagous Wounds Of Earth
- Interlude
- ...And The Ever Watchful Clouds
- Grove Of Mithridate
- Acumen Numinous
- Hreilia
Das Überraschungsmoment als kreative Kraft.
"Hreilia" ist mal wieder so ein verdammt schwieriges Album, das eigentlich von seinen vielfältigen kreativen Impulsen zehren sollte, sich dabei aber doch immer wieder in irgendwelchen Spielereien verrennt und am Ende nicht mehr klar wiedergeben kann, wie die musikalische Standortbestimmung denn nun lauten könnte. Die Dänen sind definitiv in den traditionelleren Gefilden des düsteren Death Metals verwurzelt und schöpfen den größten Teil ihrer Einflüsse auch aus dem doomigeren, atmosphärisch belebteren Teil der Szene, versuchen aber dennoch mittels verschiedenster Experimente, neue Wege einzuschlagen und Tradition und Moderne ab einem gewissen Punkt zu vereinen. Der Haken allerdings: es klappt nicht immer sofort!
Grundsätzlich ist aber ohnehin ein bisschen mehr Geduld gefragt, will man sich ernsthaft in den kompositorischen Kosmos von TONGUES hineindenken. Die Mischung aus brachialen Grooves und flehenden Depressive-Black-Metal-Parts im Opener 'Perennial Waves' suggeriert schon in den ersten Noten, dass die Nordeuropäer jenseits der Schubladen arbeiten und sich gerne auch von vereinzelten Überraschungseffekten leiten lassen, und dieses Bestreben ist auch in den nachfolgenden Stücken deutlich nachzuvollziehen. 'Theophagous Wounds Of Earth' beispielsweise lässt Dissonanzen und einträchtige Gitarrenharmonien gegeneinander antreten, während im Vordergrund die radikale Walze die gesamte Szenerie plättet. Und einen progressiven Track wie 'Acumen Numinous' oder das recht verspielte 'Grove Of Mithridate' schluckt man auch nicht im ersten Versuch - dazu sind die inhaltlichen Ansprüche einfach viel zu groß und das ambitionierte, manchmal aber sperrige Vorgehen mit zu starken polarisierenden Effekten ausgestattet.
Und um es vorwegzunehmen: Ganz so eindringlich ist "Hreilia" auch im Nachhinein nicht, und dennoch geht von diesem Album eine Faszination aus, die sich in Worten schwer belegen lässt, die aber mit zunehmender Konfrontation immer stärker spürbar ist. Vielleicht wollen die Dänen an manchen Stellen ein bisschen zu viel; aber das sei ihnen auch gestattet, denn als Songwriter haben sie eine Vision, die kreativ und impulsiv zugleich ist. Und alleine das sind schon Fakten, die eine nähere Auseinandersetzung mit diesen Songs zwingend rechtfertigen!
Anspieltipps: Theophagous Wounds Of Earth, Acumen Numinous
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes