TOOL - Lateralus
Mehr über Tool
- Genre:
- TOOL
- Label:
- Volcano / Rough Trade
- Release:
- 14.05.2001
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- Mantra
- Schism
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- Parabola
- Ticks & Leeches
- Lateralus
- Disposition
- Reflection
- Triad
- Faaip De Oiad
Wie viele Reviews habe ich über dieses Album gelesen, bis ich mich endlich dazu entschloss, mir TOOLs "Lateralus" zu besorgen. Es ist vollkommen unmöglich, ein gerechtes Review über dieses Album zu schreiben, und ich schließe mich gerne an die Liste der Masse der mittelmäßigen Texte über dieses Album an, um genau dir da draußen, der dieses Kunstwerk immer noch nicht gehört hat, eine letzte Chance zu geben, "Lateralus" zu bestellen, anzuhören, aufzusaugen und nie wieder loszulassen.
Beginnen wir doch mal mit den Rahmenbedingungen: Ist die CD bei euch zu Hause, gibt es nichts Weiteres als ein Booklet im Jewel Case, das an eine Biologie-Illustration erinnert, und die fast vollständig schwarze CD. Keine Infos, keine Texte, nicht mal die Songtitel finden sich irgendwo. Egal, denkt man sich, lege ich den Rundling eben so in den Player. Ich werde mich mein Leben lang an den Moment erinnern, während ich trotz aller Vorschusslorbeeren die ersten Sekunden relativ emotionslos genoss. Nach dem ersten Durchlauf: Hey, ganz nett, es gibt noch Bands auf dieser Welt, die sich einen Dreck um Trends oder Genres kümmern. Die nächsten paar Durchläufe offenbarten die ersten Highlights, die ersten musikalischen Gimmicks, die man bei zig hoch gelobten Alben nach tausend Durchläufen vergeblich sucht. Songs kristallisieren sich nicht wirklich heraus, die CD wirkt zusammenhängend wie am ersten Tag. Nach einem Dutzend mal Anhören nimmt man endlich wahr, was die Bandmitglieder auch individuell draufhaben. Okay, die komplizierten Songstrukturen sprechen auch anfangs für sich, aber die diversen Soli, die dynamische Abwechslung, diese vielschichtigen Vocals ... jedes einzelne, verdammte Bandmitglied ist nicht nur Meister seines Fachs, sondern ein Gott. Was passiert nach noch mehr Durchläufen? Man realisiert die Texte, die man sich irgendwo im Internet besorgt und die übrigens als "explicit lyrics" gekennzeichnet sind, und beginnt noch mehr Bilder, noch mehr Gefühle mit der Musik zu verbinden. Ich bin trotzdem meilenweit davon entfernt, das Werk von TOOL zu verstehen, geschweige denn erklären zu können. Aber eins weiß ich: TOOL haben Metal vom anderen Stern erschaffen. Komplizierten, keyboardlosen Metal, der von jeder erdenklichen Musikrichtung, die sowieso nur von Schubladendenkern erfunden werden, Einflüsse besitzt; Songs, bei denen die Strukturen erst nach laaaaaaanger Zeit ersichtlich werden, Passagen, die aufgrund ihrer Intensität nicht zu toppen sind, Steigerungen, die beginnen, wenn man denkt, sie seien schon vorbei. Refrains? So gut wie nie der Höhepunkt des Songs, trotzdem vorhanden.
TOOL sind schwierig, aber dennoch einfach, sind ruhig, aber dennoch aggressiv, sind melancholisch, aber nie traurig. Mit anderen Worten: TOOL sind nicht zu beschreiben, einfach unbeschreiblich, unbeschreiblich genial.
Kaum zu glauben, dass es sich bei TOOL um Menschen handelt. Die Songs könnten nicht ausgereifter sein, die Spannungsbögen könnten nicht besser inszeniert werden, die vielen kleinen Details, wie der immer wiederkehrenden Wechsel zwischen 4/4- und 6/8-Takt der Bassdrums, die Titelmelodie, die sich in einem akustischen Inferno langsam aufbaut und euch nie wieder loslassen wird, die gewaltigen Gesangsausbrüche, die euch nicht mehr schlafen lassen oder kleinste Moll/Dur-Tonartwechsel, die so dermaßen perfekt vorgetragen werden, sind nur wenige von unzähligen Beispielen, die belegen, dass diese Band unsterblich werden wird beziehungsweise jetzt schon ist.
Gibt es was Schöneres als abhängig von einer CD zu sein? Gibt es was Besseres als eine niemals langweilig werdende CD? Gibt es was Gigantischeres als eine CD, die auch nach so vielen Durchläufen immer noch Details offenbart? Musik ist die schönste Droge der Welt! Und wer zukünftig von eben dieser Musik spricht oder schreibt, wird nicht wissen, was er eigentlich von sich gibt, so lange er Götterbands wie TOOL nicht kennt. Es braucht eben solche Truppen, um zu wissen, was Musik ausmacht, bedeutet oder darstellt. TOOL vereinen Musik aus dem Bauch, der Seele, dem Herzen und dem Kopf, und diese Symbiose wird euer Leben verändern, wenn ihr die nötige Zeit mitbringt. Ich verfluche sämtliche Rezensenten, die nicht die volle Punktzahl aushändigten!
p.s.: Reinhören kann man unter http://www.toolband.com/album/index.html ;
Klick auf das unterste Cover genügt (diese Mini-Samples sind logischerweise nicht mal ansatzweise aussagekräftig).
p.p.s.: Ich weigere mich bei diesem Album Anspieltipps zu geben ...
- Redakteur:
- Christian Hubert