TOUCHE AMORE - Stage Four
Mehr über Touche Amore
- Genre:
- Post Hardcore / Emo / Punkrock
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Epitaph Records / Indigo
- Release:
- 16.09.2016
- Flowers And You
- New Halloween
- Rapture
- Displacement
- Benediction
- Eight Seconds
- Palm Dreams
- Softer Spoken
- Posing Holy
- Water Damage
- Skyscrapers
Herz sticht nicht immer.
Vergangenen Herbst erschien "Stage Four", das vierte Album der kalifornischen Post Hardcoreler TOUCHÉ AMORÉ, und angesichts der Lobeshymnen vieler Pressekollegen kann ich mir nur verwundert die Ohren reiben. Haben wir da wirklich das gleiche Werk gehört? "Stage Four" ist ein ordentliches Post-Hardcore-Album mit ziemlich punkigem Einschlag – aber auch nach rund einem Dutzend Durchläufen höre ich hier immer noch kein Meisterwerk heraus.
Im Gegenteil: Je öfter ich mich dem neuen Streich der Amis aussetze, desto mehr geht mir Sänger Jeremy Bolm mit seinem eintönig genölten Geschrei auf die Nerven. Sicher, das gehört in dieser Spielart eben so, aber Bolm gelingt das Kunststück, in einem ohnehin eng gefassten Gesangsbereich noch zusätzlich limitiert zu klingen, mit seinen ewiggleichen monotonen Klagerufen. Okay, Geschmackssache. Mag sein. Und überhaupt, wenn Bolm auf "Stage Four" im Vergleich zu den vorangegangenen Alben vermehrt clean singt, ist der Höreindruck ja schon deutlich positiver! Warum eigentlich nicht mehr davon? Dass Bolm als Fronter sein Publikum bis zur letzten Reihe mitreißt und von den Fans als authentisches Aushängeschild seiner Combo geliebt wird, liegt unter anderem an seiner schmerzvollen Offenherzigkeit, die auch "Stage Four" prägt – der Albumtitel ist ein direkter Verweis auf den Krebstod seiner Mutter, Stufe vier das schwerste, unheilbare Stadium der Erkrankung. Umso schwerer fällt es mir, hier meinen Unmut über seine Gesangsperformance auszudrücken, aber es ist eben so, dass rein musikalisch betrachtet die Vokalarbeit bei TOUCHÉ AMORÉ das dicke Haar in der Suppe ist.
Was TOUCHÉ AMORÉ schon immer auszeichnete, ist jedoch die melodisch-punkige Gitarrenarbeit. So auch auf Album Nr. 4: Das melancholische Intro-Lick zu 'Flowers And You', die wehmütigen Oldschool-Punkrock-Gitarren von 'New Halloween', und erst recht die GREEN DAY-Reminiszenz 'Benediction' – rein instrumental betrachtet liefert der Fünfer aus L.A. auch auf seinem neuesten Dreher saubere Arbeit ab, nämlich flotten Post Hardcore mit stark emotionaler Färbung und besagtem punkigen Drive. Gäbe es jetzt noch den einen oder anderen Übersong auf dieser Platte, der sich im Ohr festbeißen und unwiderstehlich zum Mitrocken animieren würde, wöge der Makel am Mikrofon weniger schwer. Doch auch hier bleibt TOUCHÉ AMORÉ die Rechnung schuldig. 'Benediction' ist noch erfreulich abwechslungsreich, 'Skyscrapers' zum Abschluss spannend post-rockig – ansonsten sind es leider immer nur einzelne Riffs und Licks, die sich damit abmühen, Haftung im Gehörgang zu entwickeln, aufgrund des anstrengenden Geschreis jedoch nur leidlich erfolgreich sind.
Somit bleibt unterm Strich ein gefällig rockendes, instrumental in Teilen mitreißendes Post-Hardcore-Album, an dessen Gesangsleistung sich die Geister scheiden. Ich bleibe lieber bei unseren Landsleuten von LASTING TRACES und ihrem Referenzwerk "You + Me".
Anspieltipps: Flowers And You, Benediction, Skyscrapers
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause