TRäUMEN VON AURORA - Rekonvaleszenz
Mehr über Träumen von Aurora
- Genre:
- Post Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Trollzorn Records (Soulfood)
- Release:
- 10.05.2013
- Phönix und Asche
- Im Morgengrauen
- Der Sommerregen auf Asphalt
- Orion 2.1
- Was einst im Wind der Wälder lag
Querschnitt durch den aktuellen Post Black Metal
Bereits ein Jahr nach ihrem Label-Debüt "Sehnsuchts Wogen" steht TRÄUMEN VON AURORAs Zweitling "Rekonvaleszenz" ins Haus. Und ich bin wirklich positiv überrascht worden. Bis jetzt schreckte mich der Bandname immer ab und lies Visionen grausam kitsch-romantischen Black Metals in mir aufsteigen. Aber weit gefehlt. Romantisch ist auch "Rekonvaleszenz" sicherlich, aber im positiven Sinne und mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass Black Metal zu einem gewissen Teil immer schon der Romantik nahestand. Aber: um diese Art des Black Metals handelt es sich hier gar nicht, folgerichtig ist dem Ganzen das Label "Post Black Metal" angehängt worden. Was ja mittlerweile eine durchaus gängige Bezeichnung geworden ist und in diesem Fall sehr logisch die Verbindung von Black Metal mit Post-Rock-Elementen meint, was ebenso nicht mehr besonders neu ist. Der Qualität von "Rekonvaleszenz" tut dies jedoch keinen Abbruch.
Der Album-Opener 'Phönix und Asche' weiß einen dabei gleich einmal zu überraschen, aufzuwecken, weil das, was aus den Lautsprechern schallt, wesentlich straighter und typischer im Sinne von Black Metal klingt, als erwartet. Dabei rufen die deutschen Vocals etwas Erinnerungen an AGRYPNIE wach (an die auch die teils etwas "urbane" Betitelung und Sprache erinnert) und scheinen sich späterhin mit der latenten Hysterie bei A FOREST OF STARS zu paaren. 'Im Morgengrauen' ist Kontrastprogramm mit seinem postrockigen Anfang mit schwebenden, an ALCEST erinnernde Clean-Gitarren, der sehr bassdominiert(!) fortgeführt wird und sich in breiten Gitarrenwänden á la IMPERIUM DEKADENZ ergießt. Spätestens mit den zwei wunderschönen, teils überlangen Instrumentalkompositionen 'Der Sommerregen auf Asphalt', sowie 'Orion 2.1' zeigt man, dass man das "Post" in der eigenen Schublade ziemlich ernst nimmt, es bleibt zunehmend sphärisch, harmonisch, schwebend und erinnert bisweilen an die gemäßigteren Momente der Australier NE OBLIVISCARIS, auch im Sinne eines hier gesteigert zu Tage tretenden, progressiven Ansatzes. Reminiszenzen an AGALLOCHs neueres Werk werden hier und da wach, es gibt Klavier-Interludien und die mittlerweile bekannten Wechsel des Schlagzeugs zwischen Metal-typischen Spielarten und eher rockig bis jazzigen Patterns. 'Orion 2.1' erweist sich trotz der etwas nüchtern scheinenden Titelgebung als geradezu euphorisch und sogar mit diversen Uptempobeats. Die "Rekonvaleszenz" schließt versöhnlich mit 'Was einst im Wind der Wälder lag', mit einer knappen Viertelstunde das längste Stück des Albums, diesmal wieder mit Gesang und auch noch weiblicher Unterstützung.
Auf "Rekonvaleszenz" gibt es eigentlich alles, was Freunde atmosphärischen Black Metals mögen sollten, mit einer klaren Tendenz über Metal hinaus: träumerische Leads, mal ruhig, mal tremmolierend gespielt, melancholische Gitarrenwände, klagenden und versammelten Klargesang oder Schreien, auch mal mit weibliche Unterstützung, eine luftige-transparente, organische Produktion. Ein gelungene Bestandsaufnahme der heutigen Post-Black-Metal-Subszene. Zudem muss man TRÄUMEN VON AURORA attestieren, dass sie auch verstanden haben, das Konzept des Albums ansprechend in ihre Musik umzusetzen: Zum Anfang der aggressiven Ausbruch von 'Phönix und Asche', was sich aber stetig wandelnd in größere Reinheit, Harmonie und Frieden – die musikalische Umsetzung der "Rekonvaleszenz" des lyrischen Ichs, welches von größter Verzweiflung geplagt zu einer "gesunden Resignation" findet.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Christian Schwarzer