TRAIL OF TEARS - Free Fall Into Fear
Mehr über Trail Of Tears
- Genre:
- Gothic/Death Metal
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 28.02.2005
- Joyless Trance Of Winter
- Carrier Of The Scars Of Life
- Frail Expectations
- Cold Hand Of Retribution
- Watch You Fall
- The Architect Of My Downfall
- Drink Away The Demons
- Point Zero
- Dry Well Of Life
- The Face Of Jealousy
Was für ein Pfund! Der Opener 'Joyless Trance Of Winter' von TRAIL OF TEARS´ neuer Scheiblette "Free Fall Into Fear" fräst sich gleich zu Beginn dermaßen straight und hammerhart in die finstere Seele, dass es mir sofort eines meiner schönsten diabolischen Lächeln auf die glühenden Wangen treibt. Fett!!! Ein mächtiges Piano, gradliniger 4/4-Takt, fulminantes Bassgehämmer, Growls und Grunts vom Feinsten und eine hakende Gitarrenwand, die einem mit voller Gewalt die Ohren vom Schädel reißt. Der Melodiegehalt ist sehr hoch, von Ohrwurmeligkeit aber dennoch ziemlich weit entfernt. Vielmehr haben sich TRAIL OF TEARS mittlerweile auf ein gesundes Harmonie/Brutalitätsverhältnis eingeschossen, das in einigen Momenten, wie etwa beim Opener, beeindruckend massenkompatibel ist. Doch schon das folgende 'Carrier Of The Scars Of Life' liebkost zärtlich das Trümmerfeld mit Blastbeats. Der Gesang schwankt zwischen clean intonierter Verzweiflung und dem herausgekrischenem Seelenschmerz der beiden singenden Hauptakteure Ronny Thorsen und Kjetel Norhus. Ein Seelenschmerz, der scheinbar kaum nagender das Leben zur Hölle machen könnte. Immer wieder brechen gerade am Piano und der klassischen (Synthie)-Instrumentierung nordische Black-Metal-Harmonien durch, die dem zumutbaren Maß an Qualen und Hoffnungslosigkeit die letzte Grundlage entziehen. Zurück bleibt ein Loch, bodenlos, ziellos, geflutet von der Dunkelheit, die sich eisig um die Haut legt, wie der Schatten seinen Mantel im Rücken der Sonne über das Land ausbreitet.
'Frail Expectations' fährt die breite Klampfenwand, walzt als nieder wie ein Panzer, der sich unnachgiebig seinen Weg durch eine friedliche Baumsiedlung bahnt. Kraft pur, mit Anspruch und feinen Leads, mit gestrenger Härte und dennoch viel Gefühl. Immer wieder brechen melancholische Momente durch, in denen die Tränen gleich einem Aderlass durch die Speaker zu sprudeln scheinen. TRAIL OF TEARS beweisen auf "Free Fall Into Fear" wahre Größe und songwriterisches Fingerspitzengefühl, da sich ihre Songs genau auf dem schmalen Grat zwischen verquerer Vertraktheit und blinder Eingängigkeit ausbalancieren. Eine Kunst, die nur wenige ihrer Zunft annähernd gut beherrschen.
'Cold Hand Of Retribution' beginnt mit einem Sturm aus Drums, gleitet in eine schwer treibende Metalstrophe ab, um im Refrain die Bestimmung in der durch weiblichen Gesang unterlegten atmosphärisch schwebenden Weite des Stereospektrums zu finden. 'Watch You Fall' markiert danach einen gradlinigen Killer, der sich mit der gesamten Kraft des messerscharfen Strophenriffs durch die Gehörgänge schneidet. Aufgrund des hypnotischen Refrains und des strukturellen Aufbaus des Stückes ergibt sich der wohl massentauglichste Track, der die Herzen des internationalen Tanztempelvolkes im Sturm nehmen wird.
Mit 'My Architect Of My Downfall' verneigen sich TRAIL OF TEARS anfangs vor den großen SAMAEL, um in der Strophe in einen infernalischen Orkan BORGIRscher Machart zu kippen. Blinde Wut ergießt sich pulsierend und infiziert mit einer mächtigen Portion Aggression, die sich in gewaltigen Zuckungen der Nackenmuskulatur entlädt. 'Drink Away The Demons' lässt sich noch tiefer auf SAMAELsche Direktiven ein und verbindet gothische Melancholie mit den brettharten Vorgaben treibenden Heavy Metals. Der Refrain könnte dabei sogar Airplay bekommen, derart hymnisch rockend lachen uns die Meister der Tränen ins Gesicht. Dieses rockige Flair wird auch bei 'Point Zero' beibehalten, jedoch mit einer nachtgleichen Stimmung untermauert, die sich mit keinem Gedanken sonnigen Zeiten widmet.
Nach dieser straighten Einstampfkur beginnt nun der wahre "Free Fall Into Fear". 'Dry Well Of Life' ist mit der Harmonieführung wieder sehr nah am melodischen Black Metal. Die Strophen sind aus Moll gemauert, errichten eine Säule des Terrors, auf der der majestätische Chorus gekrönt auf einem Thron aus Blut residiert. In seinem Namen wird die angeschlagene Hörerschaft mit dem finalen 'The Face Of Jealousy' dahingemetzelt. Die filigranen Riffs der tadellos agierenden Axtfraktion bohren sich in die Hirnwindungen, bluten ein und drohen unter der drückenden Einwirkung der Bässe und der unfassbar treibenden Drums zu explodieren.
Ich bin sehr angetan von dieser Scheibe, die äußerst homogen geworden ist und interessante Ansätze für eine rosige Zukunft der Band bietet. TRAIL OF TEARS exerzieren einen Brückenschlag zwischen Massenkonsum (eingängige Melodien und straighte Strukturen) und Massenignoranz (Death- und Black-Metal-Roots und die allgegenwärtige pechschwarze Grundstimmung). Das macht es schwer, sie innerhalb der Metalwelt zu platzieren. Und gerade das ist ihr größter Vorteil. "Free Fall Into Fear" ist eigen, einzig mit dem Stil ihrer Schöpfer behaftet. Ein produktionstechnisch über alle Maßen hämmerndes Kleinod des Unwohlseins. Ein freier Fall in die Angst!
Anspieltipps: Joyless Trance Of Winter, Cold Hand Of Retribution, Watch You Fall, Dry Well Of Life, The Face Of Jealousy
- Redakteur:
- Alex Straka