TREEBEARD - Nostalgia
Mehr über Treebeard
- Genre:
- Post Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Bird
- Release:
- 27.10.2023
- Flatgates
- The Ratcatcher
- Pollen
- Nostalgia
- 8x0
- Terra
- Dear Magdalena
- Nostalgia II
Nostalgisch? Eher nicht.
Tja, man kann ein Album natürlich "Nostalgia" nennen, dann wäre es aber besser, man macht auch etwas, das die Vorsilbe Retro verdienen würde. TREEBEARD macht aber Post Rock und ist damit ziemlich modern unterwegs. Ist der Titel also sarkastisch gemeint? Ich denke nicht, mein Eindruck ist vielmehr, dass die tiefe Melancholie, die sich durch das ganze Album zieht, Grundlage für den Titel bildet.
Daran hat sicherlich auch der Zeitpunkt der Entstehung des Werkes einen Anteil, denn die Band veröffentlichte ihr Debüt bereits vor zwei Jahren. Vor zwei Jahren? Da war doch etwas, oder? Richtig, die Kompositionen stammen alle aus der Corona-Zeit und wurden während des Lockdowns von der Leine gelassen. So beginnt der Abschlusstrack mit dem Satz "just a flu". Oh ja, da kommen Erinnerungen auf, und nicht nur gute.
Nun ist Post Rock per se schon nicht das fröhlichste Genre, aber TREEBEARD lässt beim Hörer auch den letzten Rest des Lächelns in einem Meer aus Wehmut versinken. Dabei weiß die Band mit Dynamik umzugehen, sehr beeindruckend ist das kurze, instrumentale Titellied, das in das sich bedrohlich steigernde '8x0' übergeht, bis sich die Spannung in ein paar lauten Schrammel-Akkorden entlädt, nur um Platz zu schaffen für schwermetallisches Riffing. Post Rock meets Stoner Metal. Um Mitternacht. Harter Tobak manchmal, der sich dann eher wie Noise-talgia anhört, aber auch ein Füllhorn an nachvollziehbaren Melodien und Wendungen, die kraftvoll alle Regler auf elf gestellt haben.
Das Album ist weitgehend, aber nicht durchgehend, instrumental, neben zahlreichen Spoken Word-Einspielern gibt es in 'Dear Magdalena' sogar echten Gesang. So säuseln und lärmen sich die vier Australier durch acht Stücke in 64 Minuten, was unterstreicht, dass die Herren den Hörer langsam in ihre Kompositonen ziehen, dabei aber tatsächlich nicht langweilen. Dass dieses Album jetzt auch international über Bird's Robe erschienen ist, ist absolut angemessen. Postrocker, Progrocker und Freunde des gepflegten, melancholisch in-den-Regen-Schauens müssen sofort reinhören. Auch wenn sie im Laufe des Albums dann aufpassen müssen, dass sie nicht bangend den Kopf an die Fensterscheibe hauen.
Damit ihr wisst, was euch entgeht, wenn ihr die Scheibe nicht umgehend eintütet, folgt hier 'Terra', das meine Worte oben großartig zusammenfasst:
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger