TREPONEM PAL - Weird Machine
Mehr über Treponem Pal
- Genre:
- Industrial Rock/Metal
- Label:
- Listenable Records / Soulfood
- Release:
- 11.04.2008
- Dirty Dance
- Planet Crash
- Unclean
- Hardcore Massive Soldier
- Mad Box
- Sonic Life
- Freak Machine
- Human Attack
- Evil Angel
- One More Time
- Never Give Up
In den frühen Neunzigern gehörten die Pariser TREPONEM PAL zur kreativen Speerspitze der Industrial-Metal-Szene und setzten sich mit Genre-Klassikern wie "Aggravation" oder "Excess And Overdrive" schon früh selbst ein Denkmal. Der innovative Sound der Truppe um Sänger und Mastermind Marco Neves klang wie eine giftigere, ruppigere Version von PRONG und KILLING JOKE, mit räudigen Thrash- und Hardcore-Elementen angereichert. Damit waren TREPNONEM nicht so kompromisslos brutal wie MINISTRY und auch nicht so elektronisch tanzbar wie KMFDM, dafür klangen sie aber vielschichtiger und abwechslungsreicher als jene Puristen. Genau diese Charakteristika sind es auch, die das Comeback-Album "Weird Machine" auszeichnen.
Die neuen Songs faszinieren und begeistern mich jedenfalls aufs Heftigste: Treibende Rhythmusteppiche tragen mächtig drückende Gitarrensalven, sphärische Keyboards und beschwörende Gesänge umnebeln und verführen den Geist, überaus intensive, prägnante Hooklines fräsen sich durchs Gehirn des Hörers. Die klassischen Industrial-Stilelemente treten an vielen Stellen noch weiter in den Hintergrund, damit die Songs auf eindringliche und unwiderstehliche Weise das tun können, was ihnen einfach im Blut steckt: rocken, was das Zeug hält. Auch wenn "Weird Machine" immer noch unterschwellig subversiv, aggressiv und gefährlich klingt, sind es doch ganz klar die treffsichere kompositorischen Intuition und die (richtig dosierte) stilistische Offenheit, die den besonderen Reiz dieser Platte ausmachen. Diese Musik kommt tief aus dem Bauch, ohne das Hirn auszublenden. Sicherlich war es auch kein Fehler, Könner wie Tad Parsons (SWANS, PRONG) am Schlagzeug und Paul Paven (KILLING JOKE) am Bass für ein paar Songs ins Boot zu holen. Tragische zusätzliche Bedeutung erhält die Performance von Raven dadurch, dass dieser kurz nach den Aufnahmen verstarb und "Weird Machine" somit als letztes Dokument gelten darf.
Typisch TREPONEM PAL ist, dass die CD mit einer aufwühlend eingängigen, sehr ungewöhnlichen Nummer beginnt. 'Dirty Dance' ist nichts Geringeres als die grandios ins Ohr gehende Vereinigung von Tango und Industrial Rock. Vor allem der Kontrast zwischen dem staubtrockenem Riff und den lasziven Pianoparts ist perfekt gelungen. Songs wie 'Planet Crash' oder 'Evil Angel' hingegen sind Rock-'n'-Roll-Adrenalin pur, solcher Stoff geht live gewöhnlich ab wie ein geöltes Zäpfchen. Ebenfalls ein prächtiger Hit ist die hypnotische Industrial-Hymne 'Hardcore Massive Soldier'. Richtig funky wird es dann bei 'Mad Box'; ein durchaus gelungenes Experiment, auch wenn der Track insgesamt nicht zu den Highlights gehört, weil die Explosion im Chorus fehlt. Psychedelisch zugedröhnt kommt 'Sonic Life' daher, "THE DOORS goes Industrial Metal" könnte man das nennen. 'Freak Machine' ist eine tonnenschwere Doom-Walze, die einen förmlich in den Sessel drückt, während 'One More Time' Fans von WHITE ZOMBIE und DANZIG in freudige Nervosität versetzen dürfte. Für Abwechslung ist also definitiv gesorgt, und dabei wirkt "White Machine" als Ganzes sehr homogen und flüssig, weil der unverkennbare TREPONEM PAL-Stempel auf all diesen musikalischen Wundertüten prangt.
Somit kann ich die sympathischen Franzosen zu dieser prachtvollen Wiedergeburt nur beglückwünschen und euch dazu auffordern, "Weird Machine" auf jeden Fall mal einem ausführlichen Test zu unterziehen. So frisch, innovativ und energiegeladen bekommt man seinen Industrial-Groove-Rock-Metal-Cocktail nirgendwo sonst serviert. Weltklasse!
Anspieltipps: Dirty Dance, Planet Crash, Hardcore Massive Soldier, Sonic Life
- Redakteur:
- Martin van der Laan