TUBULAR WORLD, ROBERT REED - Tubular Bells
Mehr über Tubular World, Robert Reed
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Just For Kicks
- Release:
- 18.12.2020
- Tubular Bells Part 1 (Artist Mix)
- Tubular Bells Part 2 (Artist Mix)
- Tubular Bells Part 1 (Tom Newman Mix)
- Tubular Bells Part 2(Tom Newman Mix)
- Documentary Part 1 (DVD)
- Documentary Part 2 (DVD)
Nachspielen mit Könnern.
Ein wahrlich monumentales Paket bietet diese Deluxe-Ausgabe mit dem Titel "Tubular Bells performed by Tubular World". Die Beschreibung muss bei einer Dokumentation beginnen, denn das ist der Ausgangspunkt für dieses Projekt. Tigermoth Productions hat eine Dokumentation produziert, die die Aufnahmen des MIKE OLDFIELD-Albums "Tubular Bells" und die Anfänge der Virgin Unternehmensgruppe des Briten Richard Branson nacherzählt. Beide sind untrennbar verbunden, denn erst der Erfolg von "Tubular Bells" machte den Aufstieg von Branson und Virgin möglich.
Für uns ist allerdings die Doppel-CD von besonderem Interesse. Da Mike Odfields Debütalbum "Tubular Bells" zu den Pflichtwerken progressiver Musik gehört, muss ich nicht auf die einzelnen Teile eingehen und kann zum Originalwerk nur sagen, dass der Tausendsassa Oldfield das Album innerhalb eine Woche nahezu allein einspielte und einen Meilenstein schuf. Wer das Werk nicht kennt, sollte an dieser Stelle pausieren und zumindest einmal reinhören, besser noch, einmal durchhören, denn was nützt meine Meinung zu einer Neuenspielung, wenn man das Original nicht kennt?
Der Macher Mike Oldfield hat sein Durchbruchswerk selbst bereits mehrfach interpretiert und erweitert um "Tubular Bells 2" und "Tubular Bells 3", die aber meiner Meinung nach nicht an das erste Album heranreichen können. Zum 30-jährigen Jubiläum hat der Meister selbst sogar eine Neuaufnahme des Originals als "Tubular Bells 2003" veröffentlicht, die es mit modernen Mitteln und größerem Budget in die Neuzeit hieven.
Jetzt kommt Robert Reed also mit seiner neuen Version. Da stellt sich zuerst einmal die Frage, was der Auslöser für die Neueinspielung war. Die Antwort ist "die Dokumentation", denn die Aufnahmen bilden den Soundtrack für die Dokumentation, sodass davon auszugehen ist, dass die Originals nicht zur Verfügung standen. Also wurde das Werk mit 34 Musikern neu eingespielt. Dabei wollte man sich bewusst nah an das Original halten, was auch weitgehend gelungen ist. Nur stellt man sich als Hörer dann die Frage, wozu man diese Version hören sollte statt des Originals? Darauf habe ich leider nur die Antwort, dass man es tatsächlich nicht sollte. Auch die Tatsache, dass es einen weiteren Mix als zweite CD gibt, ändert nichts daran. Hier muss man schon ein wirklich akribischer Kenner der beiden Stücke sein, um Freude an den Unterschieden der Abmischungen der einzelnen Musiker und der Neufassung von Tom Newman zu haben. Das ist muskalisches Malen-nach-Zahlen.
Bleibt die Deluxe-Version und damit die Dokumentation, deren voller Titel recht sperrig "From the Manor born: The Story of the People that made the Album that launched the Virgin Business Empire" lautet. Sie verteilt sich auf zwei DVDs mit jeweils zwei Stunden Spielzeit und besteht hauptsächlich aus Gesprächen mit den Protagonisten der damaligen Zeit, sowohl des Albums als auch des beginnenden Firmenimperiums von Richard Branson. Allerdings: Sowohl dieser als auch Mike Oldfield fehlen. Meiner Ansicht nach entzieht das bereits der Dokumentation die Daseinsberechtigung. Wenn ich eine Rallye fahren will und kein Auto bekomme, macht es keinen Sinn, mit einem Kettcar an den Start zu gehen.
Dieses Manko scheinen die Macher durch Länge ausgleichen zu wollen, denn die vier Stunden sind wirklich schwer durchzustehen. Langatmige Erklärungen, Wiederholungen, bei denen man meint, dass etwas erst als gesagt gilt, wenn es jeder einzelne konstatiert hat, und ein generelles Fehlen von Spannung charakterisieren die Dokumentation. Die Kunst des Filmemachens ist auch, zu wissen, was herausgeschnitten werden sollte. Der Informationsgehalt der DVDs hätte sicher locker auf die Hälfte der Spielzeit reduziert werden können. Durch die zweite DVD musste ich mich wirklich durchkämpfen.
Was bleibt also? Eine Dokumentation für echte Fans und Musikhistoriker und eine Coverversion von limitiertem Erkenntnisgewinn. Eine Benotung spare ich mir, weil die Musik klasse und die Musiker Könner sind und weder an dem einen noch dem anderen meine Kritik ansetzt. Diese beiden Punkte würden eine hohe Note verdienen, aber das Gesamtpaket ist dennoch so uninteressant geworden, dass ich es sicherlich nie wieder auflegen werde. Die daraus resultierende Note gebe ich aber aus Rücksicht auf die Leistung der Künstler nicht.
Hörprobe gefällig? Gerne:
- Redakteur:
- Frank Jaeger