TWISTED TOWER DIRE - Netherworlds
Mehr über Twisted Tower Dire
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Remedy Records / Soulfood Music
- Release:
- 23.02.2007
- Starshine
- Dire Wolf
- Fortress
- Killing Kind
- Netherworlds
- Casualty Of Cruel Times
- Tales Of Submission
- No One Left To Blame
- Firebird
Fast vier Jahre ist es her, dass TWISTED TOWER DIRE mit "Crest Of The Martyrs" ihr drittes und bislang letztes Album veröffentlicht haben. Diese Scheibe wurde damals allgemein sehr positiv aufgenommen, auch wenn ganz engstirnige Undergroundler die eher massenkompatible Ausrichtung und die zu glatte Produktion beklagten - ja, ja, manchen Leuten kann man es halt nicht recht machen). Wie auch immer - in der Folge absolvierte die Band um Scott Waldrop (g.) jede Menge Live-Auftritte, und zweimal machten sie sogar in Deutschland Station (Metal Bash, Wacken Open Air). Zwischen 2004 und 2006 ging die Band aber dann durch ein Wechselbad der Gefühle - zum einen standen auch weiterhin viele Konzerte an und man arbeitete auch schon am neuen Album, doch zum anderen gab es wohl immer wieder Probleme mit Sänger Tony Taylor, der an Depressionen litt und leidet. Im September 2006 war es dann auch so weit, und Tony verließ die Band.
Auf dem neuen Album von TWISTED TOWER DIRE, "Netherworlds", um das es hier nun gehen soll, ist Tony aber noch zu hören, und somit handelt es sich quasi um sein Abschiedsgeschenk an seine langjährigen Gefährten ...
Mit dem Opener 'Starshine' geht es gleich ziemlich flott los, denn schnelle Gitarrenriffs und -läufe, die es aber auch an Heaviness nicht fehlen lassen, dominieren hier erstmal das Geschehen. Daneben wird der Song aber auch von Tonys hohem und trotzdem kraftvollem Gesang bestimmt, der durchaus einen gewissen Wiedererkennungswert hat, und so hört man bei diesem harmonischen Song doch relativ schnell, dass hier eigentlich nur TWISTED TOWER DIRE am Werk sein können. Anschließend legen die US-Amerikaner sogar noch einen Zahn zu, denn 'Dire Wolf' kommt ausgesprochen geradlinig und zielgerichtet daher. Entsprechend stehen hier wieder recht zackige Gitarrenriffs im Vordergrund, die die ausgeprägten europäischen Einflüsse der Band deutlich werden lassen. Passend dazu schraubt Tony seine Stimme hier in schwindelerregende Höhen, die vielleicht nicht jedermanns Fall sein dürften. Dieser sirenenmäßige Gesang setzt sich auch bei 'Fortress' fort, das nicht mehr ganz so schnell, aber dafür etwas kraftvoller ausgefallen ist. Insbesondere der Chorus ist hier erneut band-typisch sehr eingängig ausgefallen, und so bleibt auch diese Nummer relativ schnell im Ohr hängen. Das ist auch bei dem Uptempo-Rocker 'Killing Kind' nicht anders, der für TWISTED TOWER DIRE-Verhältnisse ziemlich simpel gestrickt ist. Doch da die beiden Gitarristen Scott und Dave hier mal wieder ihr technisches Können in die Waagschale werfen, ist auch diese Nummer im Genre-Vergleich überdurchschnittlich.
Ein richtig gut gelungenes Stück Musik ist dann der Titelsong 'Netherworlds', bei dem der - wie dieses Mal recht häufig - düstere Text auch musikalisch entsprechend umgesetzt wurde. Besonders auffällig ist auch hier wieder die großartige Gitarrenarbeit - unglaublich, was diese beiden Jungs immer wieder aus dem Ärmel schütteln -, und auch der mehrstimmige Chorus mit der wiederkehrenden Frage "Am I dreaming?" weiß zu gefallen. In Punkto Heaviness legen TWISTED TOWER DIRE mit 'Casualty Of Cruel Times' dann noch etwas zu, und so sind die Gitarrenriffs hier beispielsweise auch etwas schwerfälliger ausgefallen. An der melodischen Ausrichtung und Eingängigkeit dieses Songs ändert das natürlich nichts, und auch das anschließende 'Tales Of Submission' weiß diesbezüglich zu überzeugen. Tony singt hier nicht ganz so hoch wie sonst, was gut zu der düsteren Grundstimmung des Songs passt, die von der Instrumentalfraktion hervorragend aufgebaut wird. Deutlich fröhlicher klingen da dann schon die Gitarrenriffs zu 'No One Left To Blame', das auch sonst aus instrumentaler Sicht ein absoluter Ohrenschmaus ist - ohne die gesangliche Leistung von Tony schmälern zu wollen. Aber gerade Scott und Dave laufen hier zu Höchstform auf und lassen Riff auf Riff folgen und streuen immer wieder auch mal ein Break und/oder einen Rhythmuswechsel ein. Den vielleicht besten Song haben sich TWISTED TOWER DIRE aber bis zum Schluss aufgehoben, nämlich das episch anmutende 'Firebird', das wohl als Fortsetzung zu 'Sign Of The Storm' (vom zweiten Album "The Isle Of Hydra") zu verstehen ist. Hier präsentiert sich die Band durch die Bank äußerst flexibel und abwechslungsreich und es macht einfach Spaß, hier zuzuhören. Ja, und dass man den wieder einmal extrem eingängigen Chorus noch Stunden später im Ohr hat, muss ich wohl nicht besonders erwähnen.
Insgesamt lässt sich also festhalten, dass TWISTED TOWER DIRE auch mit "Netherworlds" wieder ein äußerst gelungenes Album am Start haben. Eigentlich alle Songs bewegen sich im gehobenen Qualitätsbereich, und ein paar Stücke tun sich sogar noch besonders hervor. In Sachen "Songwriting" gibt es hier also überhaupt nichts zu bemängeln, und die technischen Fertigkeiten und Fähigkeiten des Quintetts stehen sowieso außer Frage. Das Einzige, was man TWISTED TOWER DIRE vielleicht ankreiden kann, ist die fehlende Innovation, denn wirklich Neues wird hier natürlich nicht geboten. Aber sowohl langjährige Fans als auch potenzielle Zielgruppen - dazu zählt eigentlich jeder, der traditionellen Metal gut findet - werden das von dieser Band gar nicht erwarten. Und so bleibt eben ein äußerst positiver Gesamteindruck, und die Empfehlung von mir: Hört euch das Album ein paar mal in Ruhe an - es lohnt sich!
Anspieltipps: Starshine, Netherworlds, Firebird
- Redakteur:
- Martin Schaich