TYR - Hel
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2019
Mehr über Tyr
- Genre:
- Heavy/Folk Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 08.03.2019
- Gates Of Hel
- All Heroes Fall
- Ragnars Kvæði
- Garmr
- Sunset Shore
- Downhill Drunk
- Empire Of The North
- Far From The Worries Of The World
- King Of Time
- Fire And Flame
- Against The Gods
- Songs Of War
- Álvur Kongur
Hart, vertrackt, balladesk. Färöer-Metal at it's best.
Zermürbende sechs Jahre ist das letzte musikalische Lebenszeichen der färingischen Metal-Heroen TÝR namens "Valkyrja" her. Nachdem zuvor etwa alle zwei Jahre neue Alben erschienen, tat sich die Gruppe um Heri Joensen mit dem achten Album wohl etwas schwer. Live trat man zwar häufiger in Erscheinung (zumindest da, wo Veranstalter trotz der lächerlichen Boykottaufrufe, weil bei Heri heimische Tiere auf dem Speiseplan stehen, den gebuchten Act auch auf die Bühne ließen), doch neuer Stoff ließ extrem lang auf sich warten.
In der Zwischenzeit ist aber auch viel passiert. So schied Gründungsmitglied Kári Streymoy (Schlagzeug) schon 2013 nach einer 2008 erlittenen Rückenverletzung aus dem Dienst aus. Nachdem die vakante Stelle zunächst durch HELJAREYGA-Drummer Amon Djurhuus besetzt wurde, fand sich 2016 der Ungar Tadeusz Rieckmann (ex-DALRIADA) als neue Stammbesetzung. Ebenso einschneidend ist der Abgang von Gitarrist Terji Skibenæs, der nach 17 Jahren Bandzugehörigkeit laut eigener Aussage einfach keine Freude mehr an Musik im TÝR-Stil hat. Auch für diesen Posten fand sich mit Attila Vörös ein erfahrener Ungar, der als Live-Gitarrist schon mit NEVERMORE und SATYRICON auf der Bühne stand. Die einst färingische Band ist nun also zur Hälfte ungarisch.
Und diese Mischung funktioniert prächtig. "Hel" klingt natürlich wie man es von TÝR gewohnt ist und setzt doch mehr auf einen etwas technischeren Ansatz als auf den letzten Alben. Ja, der Färöer-Metal ist wieder etwas vertrackter geworden und gleichzeitig so hart wie nie zuvor. An vielen Stellen wird das Gaspedal wirklich voll durchgedrückt (hört euch nur mal 'Empire Of The North' an), wahre Riffwände bäumen sich auf und auch durch Rieckmanns Einschlag wirkt 'Hel' deutlich metallischer. Nicht zuletzt klingt auch Heris Stimme dem Albumtitel angemessen fieser und dunkler.
Trotzdem ist "Hel" voller Ohrwürmer. Das wunderschöne, progressive 'Far From The Worries Of The World' geht mir beispielsweise seit Tagen nicht aus dem Kopf. Oder das dem gleichnamigen Wachhund Hels gewidmete 'Garmr', das stampfend-melodisch den Weg in mein Herz gefunden hat. Auch das abschließende Epos 'Álvur kongur', das auf einer mittelalterlichen skandinavischen Ballade basiert, die von einem König handelt, der nach Odins Rat seinen unliebsamen Schwiegersohn loswird. Ein anderes Lied in heimischer Sprache ist 'Ragnars kvæði', das auf der traditionellen färingischen Ballade über Ragnar Loðbrók basiert, den viele sicher durch die Erfolgsserie "Vikings" kennengelernt haben. Da die Ballade allerdings über 100 Verse umspannt und damit etwas zu lang ist, werden hier nur die drei Verse behandelt, in denen sich Ragnar und Aslaug kennen lernen. Funktioniert wunderbar.
Es gibt nichts zu mäkeln an "Hel". Ich bin nach bisher zu wenigen Durchgängen geneigt zu behaupten, es ist sogar das beste Album seit "Land", das mein persönlicher Favorit ist. Etwas weniger englisch fänd ich zwar hübsch (meinetwegen kann darauf sogar ganz verzichtet werden), aber das schlägt bei diesem Songmaterial wirklich nicht weiter ins Gewicht. Es bleibt am Ende nur der Wunsch, die Songs auch live erleben zu dürfen. Das liegt aus oben genannten Gründen aber allein in den Händen der Götter (und im Verstand der Veranstalter...)
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Marius Luehring