UFO - The Visitor
Mehr über UFO
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Steamhammer/SPV
- Release:
- 29.05.2009
- Saving Me
- On The Waterfront
- Hell Driver
- Stop Breaking Down
- Rock Ready
- Living Proof
- Can't Buy A Thrill
- Forsaken
- Villains & Thieves
- Stranger In Town
40 Jahre, und kein bisschen leise: UFO rocken hard, aber auch bluesig.<br />
Eine Rockinstitution. Punkt. Als solche betrachtet, ist es immer recht schwierig, ein neues Album der alten Haudegen UFO zu besprechen. Wie immer herrscht bei mir Vorfreude, vor allem da sich besetzungstechnisch wenig getan hat und ich hoffen darf, dass der mitreißende Rock des Vorgängers "The Monkey Puzzle" weitergeführt werden wird. Und so setze ich mich zurück und lasse mich von den ersten Tönen von 'Saving Me' überraschen. Ein ruhiger, akustischer Beginn, dann Phil Moggs unverwechselbare Stimme, und dann kommt eine klassische UFO-Nummer, die einen kleinen Southern-Rock-Touch nicht verbergen kann. Ja, großartig.
UFO sind an einem Punkt, an dem sie niemandem mehr etwas beweisen müssen, ganz so wie es DEEP PURPLE mittlerweile machen. Die Herren machen einfach die Musik, die ihnen Spaß macht und scheren sich nicht um Konventionen, Charts und neue Moden. Andy Parker ist ans Schlagzeug zurückgekehrt und trommelt songdienlich wie immer, Paul Raymong orgelt, nur Pete Way fehlt aufgrund einer Lebererkrankung – ein Schelm, wer jetzt an ein typisches Musikerlaster denkt – und Vinnie Moore... Ja, Vinnie Moore. Nix mehr mit Saitenflitzer, keine Jazzeinsprengsel, der Herr predigt die reine Lehre in Sachen Blues. Diese starke Schlagseite zum Blues ist spätestens im zweiten Song 'On The Waterfront' nicht mehr zu überhören. Moore legt viel Gefühl in sein Spiel und spielt heutzutage lieber eine Note weniger, dafür setzt er seine Töne effektiver ein.
Ich tue ihnen bestimmt unrecht, wenn ich sage, dass Parker und Raymond auf dem Album nur als Beiwerk fungieren, aber "The Visitor" macht genau diesen Eindruck, denn das Gitarrenspiel Vinnies und Phils Stimme machen das Album aus. Sein Organ ist seit jeher das Markenzeichen der Band, und auch wenn die Zeit nicht spurlose an Mogg vorbeigegangen ist – wiederum eine Parallele zu DEEP PURPLE – und er etwas zurückhaltender agiert, so ist seine melodisch-raue Stimme sowieso bereits die halbe Miete. Dazu gibt es große Refrains wie in 'Stop Breaking Down' und 'Can't Buy A Thrill', die sich im Ohr festsetzen, und schon kann nichts mehr schief gehen.
Einen gewisses Faible für Blues sollte man aber schon haben, denn "The Visitor" setzt sich aus altem UFO-Sound und Blues zusammen, so dass auch mal Platz ist für echte Blues-Rocksongs wie 'Rock Ready' oder 'On The Waterfront'. Außerdem wird gegroovt in 'Living Proof' und emotional geschunkelt in 'Can't Buy A Thrill', mit 'Forsaken' eine augezeichnete Rockballade in Stellung gebracht, echt gerockt in 'Hell Driver' und das Honkytonk in 'Villains & Thieves' ausgepackt. "That’s how the west was won"? Yessir. Und als Rausschmeißer hat man sich noch ein Ass in den Ärmel gesteckt und es 'Stranger In Town' genannt, eindeutig das Highlight des Albums, bei dem Vinnie Moore sein bestes Solo loslässt.
Die Band sagt, sie hätten etwa drei Dutzend Songs geschrieben und die besten auf das neue Album gepackt. Ich bin sicher, auch unter den verworfenen würden einige echte Perlen sein, allerdings muss ich bei aller persönlichen Begeisterung auch eingestehen, dass keine echte Überhymne zu finden ist, auch wenn der letzte Song der Sache recht nahe kommt. Stattdessen gibt es aber auch keine Langeweile, sondern einfach zehnmal erdigen, großartigen Hard Rock auf gleichbleibend hohem Niveau. Ehrlich, direkt, handgemacht. Und knapp besser als der Vorgänger "The Monkey Puzzle". Aber in der Diskographie von UFO ein Album, das man haben sollte, jedoch nicht muss. Bei der hochwertigen Historie der Band ist das aber eigentlich eine glatte Kaufempfehlung.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger