ULVER - Wars of the Roses
Mehr über Ulver
- Genre:
- Gothic Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Kscope (Irascible Distribution)
- Release:
- 03.05.2011
- February MMX
- Norwegian Gothic
- Providence
- September IV
- England
- Island
- Stone Angels
Eine Provokation...
...der Sinne: Denkt man, dass das neue ULVER-Album lediglich ein Hörerlebnis wäre, so wird diese Erwartungshaltung schon nach den ersten Minuten massiv kontrastiert. Die Atmosphäre, die grauen Landschaften voller farblicher Andeutungen, die Intensität, all das ist keinesfalls nur mit den Ohren zu erleben. Natürlich ist es der Einstieg, doch "Wars Of The Roses" ist vielmehr eine meditative Rock-Reise in die Tiefen der faszinierenden und unendlichen Welt im eigenen Selbst.
...der Erwartungen: Schafft man es tatsächlich, vor einem neuen ULVER-Album noch so etwas wie eine fundierte Erwartungshaltung zu haben, glaubt man sicherlich auch ganz fest an den Weltuntergang 2012 oder ein Leben nach dem Tod (stimmt sogar wirklich!). Kaum eine andere Band zerstört so konsequent und nachhaltig alles, was auch nur im entferntesten an Schubladen erinnert, in die man diese Kiste der kreativen Pandora stecken möchte. So auch dieses Mal. Zwischen DEPECHE MODE, Art-Rock und der wohligen Atmosphäre eines Stromausfalls während eines Regenabends an dem Tag, an dem die jahrelange Beziehung spontan gekündigt wurde, schafft "Wars Of The Roses" gleichzeitig eines der heterogensten Alben der letzten Zeit zu sein, ohne auch nur einmal eine umfassende Verbindung zwischen den Songs vermissen zu lassen.
...des Rocks: Es ist ein Krieg, der auf dem neuen Album ausgetragen wird. Ein Rosenkrieg? Vielleicht, denn in diesem Potpourri setzt sich eine Dynamik frei, die über die Konkurrenz der Musikstile funktioniert. Scheint es zunächst so, als würde gothisch angehauchter, dark-waviger Rock überwiegen, tritt in diesem kosmischen Chaos plötzlich ein starker Ambient-Touch an, den Thron an sich zu reißen. All das wird auf dem Hof des König Filmscore abgehalten, ein verrückter, undurchsichtiger Monarch, der sich zunächst zurückhält, dem trippig-hoppigen Turnier kaum Beachtung schenkt, dann für tot erklärt wird, nur um den anmaßenden Streithähnen schließlich das musikalische Szepter in einer epischen Zeremonie über den Kopf zu ziehen. Niemanden dürfte an dieser Stelle überraschen, dass sich alle in einer drogenberauschten Zeremonie in transzendente Energiewesen verwandeln, die in einem tausende Lichter zählenden Meer aus Klang und Rhythmik vergehen. Dies ist möglicherweise das Ende des Universums, vielleicht aber auch nur der Beat des Urknalls.
...der Fans: Wer hätte gedacht, dass ULVER sogar fast poppige Melodien in ihr Oeuvre mitaufnehmen? Das ist nun geschehen – und im Spiegel der gesamten Entwicklung, die die Band bis dato genommen hat, passiert es kongenial. Denn die Melodien stehen keineswegs für sich oder eine kommerziellere Ausrichtung – was bei dieser Band auch sehr komisch wäre – sondern stellen logische Schritte im Songwriting dar. Ganz im Sinne der Atmosphäre scharwenzelt die Band um das Ohr des Hörers herum und erzeugt dabei eine Zugänglichkeit, die so nicht zu erwarten wäre. Nur um sie im nächsten Moment durch eine Nuance oder den dritten Weltkrieg zu Boden zu stampfen und das zu tun, was man am besten kann: Überraschen.
Fazit: Ein Album, das eine lange Zeit braucht, um auch im Ohr des Hörers das zu werden, was es ist: Eine Glanztat.
Anspieltipps: Kein Song gibt den vielfältigen Charakter des ganzen Albums wieder. Deswegen: Anhören. Alles. Am Stück. Mehrfach.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer