UNLEASHED - Dawn Of The Nine
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2015
Mehr über Unleashed
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 24.04.2015
- A New Day Will Rise
- They Came To Die
- Defenders Of Midgard
- Where Is Your God Now?
- The Bolt Thrower
- Let The Hammer Fly
- Where Churches Once Burned
- Land Of The Thousand Lakes
- Dawn Of The Nine
- Welcome The Son Of Thor
Und wieder stürmen sie völlig verdient zum Soundcheck-Sieg.
Ein gutes Vierteljahrhundert hat die Band inzwischen auf dem Buckel, und da "Dawn Of The Nine" der Schweden zwölfter Streich ist, bedarf es keiner höheren Mathematik, um festzustellen, dass UNLEASHED im Schnitt fast alle zwei Jahre Thors Hammer über die Ostsee wirft. Auch wenn es dieses Mal drei Jahre waren, schlägt Mjölnir wie gewohnt exakt im Soundcheck unserer Redaktion ein, denn wie schon die beiden Vorgängeralben kann auch das neue Werk die Konkurrenz dominieren und sich die Spitzenposition sichern.
Dabei ist es für altgediente Routiniers ohne progressive Ambitionen gar nicht immer so leicht, unser doch hin und wieder umbesetztes Soundchecker-Team zu begeistern. Doch hier spielt das Quartett aus Kungsängen eben seine ganze Klasse aus, die eine Band auch braucht, wenn sie es schaffen will, ihre Anhänger regelmäßig mit Altbewährtem zu begeistern. Sicher, es gibt auch Menschen, die UNLEASHED vorwerfen, sich seit 20 Jahren zu wiederholen und nichts Spannendes mehr zu Wege zu bringen. Ja, selbst der Verfasser dieser Zeilen ertappte sich im Vorfeld der Veröffentlichung dieses Albums dabei, keine allzu große Vorfreude, geschweige denn Spannung verspürt zu haben. Auch dass die Band manchem Death-Metal-Puristen zu eingängig und hymnisch ist, kann ich gut verstehen.
Doch dann rotiert die neue Scheibe im Schacht, und plötzlich ist alles ganz anders und alles gut. Der unverkennbare Gitarrensound, die herrlichen Trademark-Soli und natürlich Johnny Hedlunds charakteristisch grollende und kommandierende Stimme sind für den UNLEASHED-Fan das, was die Schären für die alten Waräger gewesen sein müssen: Es ist wie Heimkommen! Bei aller Routine und Nibelungentreue zum eigenen Stil schafft es diese Band nämlich immer wieder, ihre Fans mit ihren Songs zu packen. So entführt uns gleich der flott und dynamisch ratternde Opener 'A New Day Will Rise' mit seinen schönen Leadmelodien in die Welt der Entfesselten, bevor 'They Came To Die' rhythmisch hackend etwas ursprünglichere Death-Metal-Reize liefert, und 'Defenders Of Midgard' mit seinem gezupften Intro die schleppende, doomige Variante des Bandsounds verkörpert und dabei mächtig in den Nacken geht.
Wie immer sind so ziemlich alle Songs komplett mitsingbar, was es im Death Metal an sich nur bei UNLEASHED gibt. Manchem in der Wolle gefärbtem Todesmetaller ist das bekanntlich des Guten zu viel, doch was soll ich sagen? Genau daran habe ich immer eine riesige Freude. Selbst wenn es rasend schnell wird wie bei der Vorabsingle 'Where Is Your God Now?', setzt die Band doch stets prägnante Hooks, die dem Gros der Genrekonkurrenz ebenso abgehen, wie ein charismatischer Frontmann mit unverkennbarer Stimme. Dass 'The Bolt Thrower' einen walzenden Panzerketten-Groove aufbietet, versteht sich bei diesem Titel quasi von selbst, doch auch hier finden sich einige sehr spannende Gitarrenharmonien, die ich in der Form von UNLEASHED noch nicht gehört habe.
Im weiteren Verlauf geben sich immer wieder schnelle und schleppende Songs die Klinke in die Hand, die jedoch allesamt hängen bleiben und stets die Qualität problemlos halten, die man von UNLEASHED seit Jahrzehnten gewohnt ist. Die dezenten Black-Metal-Einflüsse, die "Odalheim" aufwies, sind zum größten Teil verschwunden, schimmern jedoch speziell in einigen surrenden Gitarrenparts und dem mystisch gezupften Outro bei 'Where Churches Once Burned' ein wenig durch. Weitere Aufhorcher liefern auch die schönen Soli des hymnischen 'Let The Hammer Fly', die Bassakzente beim flotten, traditionell metallisch angehauchten 'Land Of The Thousand Lakes' und der tonnenschwere Doom-Groove des mächtigen Titelstücks.
Wenn das Album schließlich mit 'Welcome The Son Of Thor!' stampfend und packend verklingt, ist einmal mehr klar, was jeder bereits im Vorfeld wusste: Bei UNLEASHED brennt nichts an und trotz aller Routine wirkt die neue Schlachtplatte voller feinster Hymnen erstaunlich frisch und motiviert, was den dritten Soundcheck-Sieg in Folge fraglos rechtfertigt.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle