VALLENFYRE - Splinters
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2014
Mehr über Vallenfyre
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Century Media (Universal)
- Release:
- 09.05.2014
- Scabs
- Bereft
- Instinct Slaughter
- Odious Bliss
- Savages Arise
- Aghast
- The Wolves Of Sin
- Cattle
- Dragged To Gehenna
- Thirst For Extinction
- Splinters
Der Doom/Death der Engländer hält die hohe Qualität des Debütalbums.
Vor knapp drei Jahren durfte ich euch VALLENFYREs Debütalbum "A Fragile King" vorstellen, das bei mir doch etliche Euphorie auslösen konnte, zelebrierte es doch magischen Doom/Death der klassischen Schule, der von wunderschönen, melancholischen Sorrow-Leads ebenso lebte, wie von tonnenschweren, alles zermalmenden, tiefergestimmten Death-Metal-Riffs der zäheren Sorte und von Gregor Mackintoshs gut verständlichem, markantem Growl-Gesang. Damit schlossen die Protagonisten, zu zwei Dritteln auch in den Reihen von MY DYING BRIDE oder PARADISE LOST vertreten, die klaffende Lücke zwischen dem Schaffen der eigenen, inzwischen deutlich zahmer agierenden Stammbands und deren Wurzeln im Doom/Death. Ja, VALLENFYRE klingt auch heute, auf dem zweiten Album "Splinters", exakt so, wie man sich vorstellen könnte, dass die Stammbands klängen, wären sie niemals mit Gothic, Violinen, Frauengesang oder Depeche Mode in Berührung gekommen.
Auch wenn die Band seit dem Debüt durch den Weggang des Rhythmusgitarristen Mully vom Quintett zum Quartett geschrumpft ist, hat sich weder an der stilistischen Ausrichtung noch an der Durchschlagskraft der Band etwas geändert. Der Death Metal der Engländer ist wuchtig und tonnenschwer, er hat hierdurch eine doomige Schwere und gibt sich meist schleppend bis getragen, kennt jedoch auch Geschwindigkeitsausbrüche, so dass wir hier keinesfalls in eine Funeral-Doom-artige Zeitlupenorgie gezogen werden. Es handelt sich um massigen, drückenden Headbanger-Stoff der finsteren Sorte, der seine Herkunft nicht verleugnet, sondern schlicht und einfach das Beste aus dem frühen britischen Doom/Death mit all dem verbindet, was den songorientierten, basischen Death Metal der europäischen Spielart ausmachte, wie er Ende der Achtziger ersonnen und Anfang der Neunziger in Vollendung zelebriert wurde.
Auf diese Art und Weise hat sich die Band bereits mit "A Fragile King" die Gunst der Zielgruppe erspielt, und auch "Splinters" sollte bei all jenen für Begeisterung sorgen, die neben "Lost Paradise", "Gothic" und "As the Flower Withers" auch Truppen wie ASPHYX, GRAVE und AUTOPSY schätzen. Dass natürlich in diesem Stilbereich stets auch das Erbe CELTIC FROSTs irgendwo präsent ist, das wird keinen überraschen, oder? Da es sich um ein sehr homogenes Album handelt, fällt es relativ schwer, einzelne Songs herauszuheben. Doch wer Anspieltipps sucht, der wird mit dem ein wenig in Richtung ENTOMBED schielenden 'Dragged To Gehenna', dem schnellen, hackenden 'Thirst Of Extinction', dem mich deutlich an GRAVE erinnernden, flotten Opener 'Scabs', dem schleppenden 'Bereft' oder dem am Schluss episch und zäh dahin walzenden Doom-Death-Titelsong sicher einige Perlen zur Verkostung finden, die ihm einen Kauf nahe legen sollten.
Jedenfalls hält der Zweitling der Engländer relativ problemlos die hohe Qualität des Debütalbums, ohne dabei an Charme zu verlieren; allerdings auch ohne eine nennenswerte Weiterentwicklung erkennen zu lassen, oder sich eine größere Profilschärfe zu verschaffen. Letztlich denke ich aber, dass dies gar nicht nötig ist, da das Genre derzeit nicht unbedingt überbevölkert ist, und vor allem auch, weil die Musiker das Thema Weiterentwicklung ja bereits mit PARADISE LOST und MY DYING BRIDE ausreichend bedienen. Um es mit OVERKILL zu sagen: "Here's to the Old School!" - und wenn man das handwerklich so vollendet macht wie die Briten, dann ist doch alles andere völlig egal, gell?
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle