VANILLA REX - Parallel Worlds
Mehr über Vanilla Rex
- Genre:
- Progressive Power Metal
- Release:
- 11.10.2005
- Prelude (Welcome The Newborn Child)
- Awaken The Sphinx
- Losing
- Gone With The Tide
- Five Senses
- The Winged Serpent
- Wasted Life
- 2005-Tears Of A Gargoyle
Progressiver Power Metal aus Koblenz. Ich bin gespannt. Der Fünfer hat bereits ein paar Jährchen Erfahrung auf dem Buckel und in dieser Zeit bereits einen Long- und einen Kurzplayer in Eigenregie veröffentlicht. Also keine unerfahrenen, jungen Hasen. Und genau das hört man auch sofort heraus, denn VANILLA REX klingen vom ersten Takt an eigenständig und selbstbewusst. Allein die Tatsache, dass außer dem Intro lediglich 'Gone With The Tide' unterhalb des Sechs-Minuten-Radars über die Grenze hottet und trotzdem weder Langatmigkeit noch gefrickeltes Zurschaustellen angesagt sind, sind eindeutige Indizien für gekonntes Songwriting. Hier sind Könner am Werk, die trotz des amüsanten Namens (königliche Eiscreme war meine spontane Assoziation) sehr ernsthaft Musik kreiert haben.
Gleich das Beste zuerst: Mir fallen keine Vergleiche ein. VANILLA REX klingen also im höchsten Maße eigenständig. Ein fetter Pluspunkt in der heutigen Musikwelt. Das liegt natürlich am Gesang von Andi Wagener, der zwar nicht gänzlich undeutsch aus den Boxen trällert, sich aber trotzdem sehr gut in Szene zu setzen vermag. Gut, er trällert manchmal etwas arg hoch, aber mich stört so etwas nicht. Ganz im Gegenteil.
Beleuchten wir die Kompositionen etwas genauer. Drei der insgesamt sieben Nummern (plus einem Intro) stammen bereits von den älteren Veröffentlichungen- 'Losing', 'Wasted Life' und 'Tears Of A Gargoyle' - wurden aber neu aufgenommen. Da mir die alten Versionen nicht bekannt sind, stört mich diese Tatsache auch nicht besonders, auffällig ist lediglich, dass man bei den aktuellen Stücken einen paar Bricketts Heaviness zugelegt hat. Gefällt mir schon mal sehr gut und lässt sich beim Opener 'Awaken The Sphinx' gleich herrlich nachhören. Druckvolle Gitarren paaren sich mit intelligenten Keyboardsequenzen, die teilweise etwas zu sehr im Vordergrund stehen. Sicherlich ein rein soundtechnisches Problem, allerdings nimmt es den Titeln manchmal etwas den nötigen Druck. Ganz großes Kino finden wir zum Beispiel in der sechsten Nummer 'Five Senses', die durch herrliche Uptempo-Beats flott nach vorne losprescht. Das orientalisch anmutende Anfangssegment erfreut mit Violinenklängen, die diese Atmosphäre fantastisch unterstreiche(r)n. So muss das klingen. Im nachfolgenden 'The Winged Serpent' setzt man dem gar die Krone auf und erfreut mit der erforderlichen Portion an Power, um Matten zum Kreisen zu bringen. Hier wird auch endlich mal der Doublebass aus dem Käfig gelassen und fröhlich losgehackt. In solchen Momenten ist die Balance zwischen Gitarre und Keyboard genau im richtigen Verhältnis. Schön verspielt und doch noch songdienlich jonglieren die Fünf mit all' ihrer Kunst vor sich hin. Weitaus bedächtiger kommt das oben erwähnte kurze 'Gone With The Tide' daher. Schlichte fünf Minuten und 55 Sekunden dauert die Gehörgangbalsamierung. Hier kann Andi beweisen, dass er sehr wohl auch die tiefen Lagen meistert. Sollte er vielleicht etwas häufiger einsetzen.
Nun zu den älteren Nummern: 'Losing' ist die längste Komposition auf "Parallel Worlds", entführt den Hörer aber mit zauberhafter Leichtigkeit ins Reich der Proggies. Eine spannende, instrumentale Einleitung weckt hohe Erwartungen, die sich dann erst in einem sanften Teppich ausbreitet, bevor die Jungs schön das Tempo anziehen und gut nach vorne treiben. Ein extrem eingängiger Chorus sowie intelligente Interaktionen der einzelnen Musikanten lassen diese Nummer zu einem echten Highlight werden. Kein Wunder, dass man es erneut aufgenommen hat. Ähnlich verhält es sich mit 'Wasted Life'. Auch hier bestechen schöne Spannungsbögen das Bild, wobei mir hier der allerletzte Kick fehlt. Geschmacksache. Gänzlich anders tönt hingegen der Rausschmeißer '2005 – Tears Of A Gargoyle'. Eine herrliche Gitarrenmelodie, ein treibender Rhythmus, schöne Chöre und fertig ist die Bandhymne. Dass dieses Nummer zum Livestandard geworden ist, wundert nicht. Klasse.
All dies ergibt unterm Strich ein sehr gelungenes Album, dem lediglich ein etwas dynamischerer Sound fehlt. An einigen Stellen klingt einfach die Klampfe zu dünn oder das Keyboard zu laut, je nach Blick– bzw. Hörwinkel. Es überrascht übrigens nicht, dass VANILLA REX auf ihrer schönen Site Bands wie VICIOUS RUMORS, DREAM THEATER und SYMPHONY X verlinken. Wären allesamt gute Tour-Partner.
Anspieltipps: Five Senses; The Winged Serpent, 2005 – Tears Of A Gargoyle
- Redakteur:
- Holger Andrae