VARATHRON - Crowsreign
Mehr über Varathron
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Black Lotus / Soulfood
- Release:
- 30.11.2004
- Evil Gets An Upgrade
- There Is No God
- The Grim Palace
- Darkness Falling
- Creation Of Satan
- The Sign Of Eternal Curse
- A Vision Of A Nameless Soul
- Emerging From The Immortals
- The King Of Asine
- Spirit Of The Tomb
- Angel Of Revenge
Anfang der 90er veröffentlichten NECROMANTIA und VARATHRON die legendäre Split-LP "Black Arts Lead To Everlasting Sins". Diese beiden Bands definierten zusammen mit ROTTING CHRIST seinerzeit den typisch griechischen Black-Metal-Stil, der sich stark von der skandinavischen Schule abhob. Leider habe ich damals diese Spielart zugunsten der norwegischen Szene ein wenig vernachlässigt und schließlich fast völlig aus den Augen verloren, was ich heute bereue, hatte Griechenland doch von jeher eine Menge guter und origineller Bands zu bieten, und eine davon ist eben VARATHRON.
Zwischen 1993 und 1998 veröffentlichten die Griechen drei weitere Studiowerke, von denen das erste vollständige Album "His Majesty At The Swamp" durchaus einen gewissen Kultstatus besitzt. Nach der MCD "The Lament Of Gods" (1998) war jedoch lange Zeit nichts mehr von ihnen zu hören. Nun ist die mehrfach fast komplett umbesetzte Truppe nach fast sechs Jahren endlich mit dem dritten richtigen Longplayer "Crowsreign" zurück, auf dem sich dann auch viele alte Trademarks wiederfinden, die den griechischen Black Metal so anders machen.
Zuallererst spielen die Keyboards eine sehr tragende Rolle. Allerdings liefern sie nicht den heute sehr populären Pomp und Bombast, es gibt - vom rein orchestral arrangierten Instrumental 'Spirit Of The Tomb' abgesehen - kaum monumentale, ausladende Keyboardteppiche. Das Keyboard wird mehr als zweites Melodieinstrument neben der Gitarre eingesetzt und eher wie ein richtiges Klavier gespielt, als man es sonst gewohnt ist (man höre hierzu 'Emerging From The Immortals'). VARATHRON lieben das getragene Tempo und gediegene Schwere, können aber auch mal richtig Gas geben, wie sie es im ersten Teil von 'Angel Of Revenge' oder im mächtigen Opener 'There Is No God' demonstrieren, der sich dann auch am stärksten an den typischen Black Metal annähert. Im instrumentalen Bereich geht die Truppe manchmal Wege, die mehr mit doomigem Gothic / Death Metal gemeinsam haben als mit schwarzem Metall ('Creation Of Satan', 'The Sign Of Eternal Curse'). Dazu kommen im Gitarrenbereich auch noch eine ganze Menge sehr traditioneller Elemente des Heavy und Thrash Metals der 80er, was man zum Beispiel bei 'A Vision Of A Nameless Soul' wunderbar heraushören kann. Dazu finden sich sehr viele Passagen mit akustischen, leicht folkloristisch, gelegentlich auch orientalisch angehauchten Gitarren (z. B. beim Interludium 'Darkness Falling') und auch einige sehr schöne melodische Leads.
Der Gesang des letzten verbliebenen Gründungsmitgliedes Stefan Necroabyssious kommt eher in recht tiefer Tonlage daher. Er growlt mehr als dass er kreischt, arbeitet aber auch mit etlichen gesprochenen Passagen - wie etwa im Intro 'Evil Gets An Upgrade' oder im Mittelteil des zwölfminütigen Epics 'The King Of Asine'. All dies trägt dazu bei, dass sich die Hellenen zu Recht lieber eine eigene Schublade basteln, als sich ins viel zu enge Black-Metal-Regal quetschen zu lassen. Laut Stefan & Co. haben wir es also mit okkult-atmosphärischem Düstermetall zu tun, was durchaus passend erscheint. Denn trotz all der genrefremden und wirklich originellen Elemente dürften in erster Linie Schwarzmetaller zur Zielgruppe VARATHRONs gehören. Es gibt nämlich logischerweise auch viele Riffs, die dem Black Metal nahe stehen, besonders in den schnelleren Passagen. Auch die erzeugte Atmosphäre ist finster aber stets würdig und majestätisch.
Alles in allem ist "Crowsreign" eine sehr gute, enorm abwechslungsreiche Scheibe geworden, die eingefleischten Black-Metal-Fans die Möglichkeit gibt, ihren musikalischen Horizont zu erweitern und dabei dennoch beim gewohnten Image und textlichen Ansatz zu verweilen. Black-Metal-Skeptiker hingegen haben die Chance, durch VARATHRON und ihre sehr variantenreiche Musik einen guten Einstieg in ein neues Genre zu finden, das oberflächlich betrachtet oft sehr eindimensional erscheinen mag. VARATHRON ist ein wirklich sehr empfehlenswertes Werk gelungen, das definitiv eine große Bereicherung für viele Metalfans darstellen könnte.
Anspieltipps: There Is No God, A Vision Of A Nameless Soul, The King Of Asine
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle