VARIOUS ARTISTS - Niewelkraien
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- Genre:
- Black Metal/Pagan Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Det Germanske Folket/Ureuropa
- Release:
- 15.04.2009
- HEIMDALLS WACHT - Threnos
- WINTERLIEKE - Nebelkrähen
- HEERVADER - Berserkgangr
- HEERVADER - Voorwaarts!
Optisch schmuckes und musikalisch ganz nettes Underground-Split-Scheibchen für germanische Paganisten.
Den Anfang machen dabei die Westfalen von HEIMDALLS WACHT mit dem Stück "Threnos", das sie allen widmen, die in die Ferne ziehen mussten. Verträumt, mit akustischen Gitarren eingeleitet, erklingt zunächst klarer Gesang, der im zweiten Vers zwar aggresiver wird, doch zunächst noch nicht in schwarzmetallisches Keifen umschlägt. Das geschiet erst nach gut fünf Minuten, als die Band zunächst einen schön dramatischen Übergang setzt. Das folgende Black-Metal-Inferno mit seinen ratternden Blasts, infernalischen Screams und surrenden Gitarren, ist dann leider etwas arg eindimensional, auch wenn einige weitere cleane Einschübe und melodische Gitarrenleads, oder der in Westfälischem Platt (?) gesungene Schlussvers für etwas Abwechslung sorgen. Ein gutes Stück, das aber die Spannung nicht ganz über die dreizehneinhalb Minuten Spielzeit hält. Dennoch, nicht zuletzt wegen des lokalpatriotischen und muttersprachlichen Einschlags, eine interessante Band, die ich sicher mal näher unter die Lupe nehmen werde. Immerhin hat die Truppe ja schon drei komplette Alben am Start.
WINTERLIEKE hingegen sind absolute Newcomer, die auf dieser Split debütieren. Zu der Band gibt es bislang kaum Informationen. Das dargebotene Stück 'Nebelkrähen' ist sozusagen das Titelstück des Albums und mit siebeneinhalb Minuten Spielzeit ebenfalls recht ausladend. Thematisch geht es um ein erlösendes, einsames Lebensende. Musikalisch bietet die Band traditionellen, sehr rohen und ungeschliffenen Black Metal, der sich im Wesentlichen in den Gefilden der Tritonus-Huldigung und des verhallten Keifens aufhält. Mir passiert hier eindeutig zu wenig Aufregendes, um einen neuen Stern am Horizont wahrnehmen zu können, aber es ist ja auch der erste veröffentlichte Track der Band. Schön ist indes das beigefügte Gedicht der 1982 im Alter von 90 Jahren verstorbenen kurländischen Heimatdichterin Gertrud von den Brincken.
Beschlossen wird das Album von der niederländischen Band HEERVADER und auch die singt, dem Einäugigen sei Dank, in ihrer Muttersprache. Die beiden Stücke 'Berserkgangr' und 'Voorwaarts!' stammen von ihrem ersten und bislang einzigen Demotape "Herjannsmál" und sind für meinen Geschmack die besten Momente der vorliegenden Split-EP. Das liegt daran, dass sich die Band mit durchschnittlich sieben Minuten halbwegs knapp hält und diese Spielzeiten auch ausreichend mit Stimmungswechseln und eingängigen, folkig angehauchten Leads füllen kann. Die Atmosphäre ist kämpferisch, der Rhythmus marschierend, die Aura durch dezente Backing-Chöre sogar ein wenig episch, wobei die Labelinfo mit dem Verweis auf die "besten Tage BATHORYs" den Mund doch ein wenig arg voll nimmt. EINHERJER würden mir als Vergleich besser gefallen. Egal: Der HEERVADER-Beitrag macht mir am meisten Spaß, vor allem klingt die Varus-Sage auf Niederländisch echt dramatisch: "De strijd is gewonnen, Rome is verslagen!" Ach ja, ihr dürftet es gemerkt haben: Das wunderschön aufgemachte und auf hochwertigem Papier gedruckte Booklet macht ebenso wenig halt vor verklärter Heidenphantasie und Germanophilie wie weite Teile der Texte, doch das lassen Bandnamen, Label und Artwork ja bereits erwarten. Wer in dem Bereich noch Bedarf für neue, unbekannte Bands hat, die sich sehr achtbar schlagen, der kann sich das schmucke Scheibchen gerne in die Sammlung stellen. Neues, Wegweisendes oder Bahnbrechendes wird indes nicht geboten.
Anspieltipps: Threnos, Voorwaarts!
Einzelwertungen: HEIMDALLS WACHT (6,5) - WINTERLIEKE (5,5) - HEERVADER (7)
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle