VARONE, PHIL - Waking Up Dead (DVD)
Mehr über Varone, Phil
- Genre:
- Dokumentation
- Label:
- MVDisual
- Waking Up Dead
Die ernüchternde Geschichte eines Musikers, der die Schattenseiten des Business' kennen gelernt hat, bevor er von ihnen überrollt wurde
Wer ist Phil Varone? Diese provokante Frage mag Anhänger von klassischen Heavy-Rock-Acts wie SAIGON KICK UND SKID ROW, sicherlich verärgern, doch im Hinblick auf die namenstechnische Reputation hat der frühere Schlagwerker dieser beiden einst so erfolgreichen Kapellen heutzutage nicht mehr den Ruf eines populären Tausendsassas. Dennoch: Der Trommler und Schürzenjäger Varone hat in seiner aktiven Laufbahn eine Menge mitgemacht, hat das Business von all seinen bittersüßen Seiten kennen gelernt, die Kehrseiten geschmeckt und schließlich auch mitbekommen, wie eine ganze Szene abrutschte und ihre Protagonisten gleich mit in den Sumpf zog.
Jahre später geht Varone mit seiner Story an die Öffentlichkeit und erzählt die Geschichte eines Musikers, der die Schlagzeilen nie mit Skandalen füllte, immer im Hintergrund blieb, aber trotzdem hautnah miterlebt hat, wie die Rädchen im Musikzirkus gedreht werden - und Varone hat definitiv einige Dinger gedreht, die dem Klischeeverhalten des typischen Rockstars schmeicheln dürften.
In seiner in Eigenregie erstellten Dokumentation "Waking Up Dead" berichtet der Schlagzeuger nun von seinen Erfahrungen mit dem Business und der Szene, erzählt über seinen tragischen, fast schon unheimlichen Werdegang und widerlegt die These, dass Sex, Drugs & Rock & Roll einzig und alleine geschaffen wurden, um sie als Heiligen Gral der harten Musik zu glorifizieren!
Vom Erfolg getrieben, wähnte sich Varone recht schnell an der Spitze. SAIGON KICK, seine erste Band, füllte bereits größere Hallen und befriedigte zudem die Aussicht, sich mit einigen netten Chicks vor und nach den Shows die Zeit zu vertreiben. Es waren die wilden Achtziger, und Varone hat sie gelebt wie dereinst vielleicht nur die Jungs von MÖTLEY CRÜE. Allerdings sind die Skandale des Trommlers wesentlich dramatischer als die des medienträchtigen Baywatch-Absschleppdienstes. Zwar folgt mit dem Einstieg bei den damalige Szene-Heroen von SKID ROW der endgültige Schritt an die Spitze, gefolgt von Stadion-Tourneen und ausverkauften Arena-Shows, allerdings muss sich Varone eingestehen, dass er mit dem Druck und den parallelen Freiheiten völlig überfordert ist. Die Verlockungen, die im Hintergrund lauern, machen auch vor seinem Konsumverhalten nicht Halt und führen ihn ins klebrige Netz der Exzesse und befördern ihn schließlich ins Aus - gesundheitlich und finanziell. Jahre später ist er nun bereit, über dieses Leben zu reden und sich seiner Vergangenheit zu stellen. Und genau hier setzt diese DVD an...
Varone nutzt "Waking Up Dead" überraschenderweise aber nicht als Forum für die selbstverherrlichende Darstellung seines Rock & Roll-Lebens, sondern nutzt die Chance vielmehr zur Richtigstellung aller heldenhaften Vorstellungen, die mit dieser Position verbunden sind. Der Ansatz ist insgeheim mit den Kapiteln aus "The Dirt" vergleichbar, unterscheidet sich dann aber wieder darin, dass er den Fokus trotz allem auf die Musik setzt und keine langatmigen Vorträge von seinen persönlichen Eskapaden hält. Die Sache wirkt frisch und auch rund, da das Ganze in einem stringenten biografischen Rahmen eingebunden wird, der linear aufgearbeitet wird und in seiner Präsentation auch jederzeit glaubwürdig bleibt. Noch so ein Unterschied zur überladenen MÖTLEY CRÜE-Bio...
Andererseits muss man sich auch vor Augen halten, dass "Waking Up Dead" eine Low-Budget-Produktion ist und dementsprechend nicht als spektakuläres Event nach außen getragen wird. Doch wenn man mal genauer hinsieht, wäre dies auch für die gesamte Darstellung des Streifens kontraproduktiv gewesen, weil dieser nun mal nicht als schillerndes Ereignis in die Geschichte eingehen soll - eher schon als Beweis dafür, dass der Rock & Roll einen aufzufressen droht, wenn man ihn herausfordert. Und genau dieser Aspekt wird in "Waking Up Dead" richtig prima hervorgehoben. Daher: Auch wenn man Phil Varone als Musiker nicht kennt; seine Geschichte ist mehr als interessant!
- Redakteur:
- Björn Backes