VELVETSEAL - Lend Me Your Wings
Mehr über Velvetseal
- Genre:
- Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Dark Balance
- Release:
- 08.05.2009
- Opening
- Lend Me Your Wings
- The One
- Desperati
- Torn Within
- Where Statues Cry
- The Divine Comedy?
- Free Fall
- This Tragic Overture
Tatsächlich gibt es nun auch Symphonic Dark Metal aus Ungarn.<br />VELVETSEAL haben sich unter der Anleitung von Frontfrau Gabriella<br />aufgemacht, das Bombast-Metier mit einer weiteren Mischung aus Metal,<br />weiblichen Vocals und Orchesterarrangements zu ergänzen. <br />
2006 hat Gabriella sich mit drei Herren zusammengeschlossen, in der Absicht, eine Art von Gothic Metal zu schaffen, in der die Heavyness mehr im Vordergrund steht als bei den Kollegen von WITHIN TEMPTATION oder den inzwischen dahin gestorbenen AFTER FOREVER. Und wenn auch das CD-Cover von "Lend Me Your Wings", das eine wasserstoffsuperoxidfarbene Blondine mit pelzbesetzten Engelsflügelchen zeigt, etwas übertrieben süßlich wirkt, so ist die Singstimme der Bandleaderin zumindest kräftig genug, um so manches Frauchenklischee hinter sich zu lassen.
Nicht nur deshalb, sondern auch aufgrund der Gesamtkomposition passt das Debutalbum von VELVETSEAL gar nicht unbedingt in die Schublade des Symphonic Metal. Zwar gibt es immer mal wieder Passagen, in denen die einzelnen Songs durch Streicher angereichert werden, im Vordergrund stehen hier aber doch insgesamt eher rockige Phrasen, die von wechselnder Rhythmik belebt werden.
Das beginnt bereits mit dem Titeltrack 'Lend Me Your Wings', der sich nach einer kurzen orchestral getragenen Ouvertüre dominiert durch ein kräftiges Schlagzeug Bahn bricht. 'The One', die Folgenummer, wird hingegen mit orientalisch anmutenden Klängen eingeleitet, die sich unterschwellig durch den gesamten Song ziehen und dem Stück eine interessante Individualität verleihen. 'Desperati' hingegen beginnt wieder in herkömmlicher Weise mit einem düsteren Orchesterauftakt, ergänzt durch einen männlichen Backgroundchor, mit dem jedoch kurz darauf durch einen abrupten Taktwechsel gebrochen wird. Gabriellas Gesang mutet hier modernistisch an und kontrastiert so Chor und Orchester.
Etwas schwächelnd kommt 'Torn Within' daher. Enthält es zwar die gleichen Ingredienzien wie die übrigen Songs auch, so wirkt es aber insgesamt plätschernd, poppig und am Ende eben doch – zuckersüß. Manchmal ist der Grat eben schmal.
Noch mal fett ab geht es dann mit 'The Devine Comedy?', das sich nicht durch eine geschmeidige Melodie auszeichnet, sondern eher durch ein sperriges Wechselspiel unterschiedlicher Rhythmen. Dennoch spricht es gerade hiermit an und dabei erweist sich auch die voluminöse Produktion der Scheibe als Vorteil. Soundtechnisch wird hier im positiven Sinne dick aufgetragen und Gabrielle darf gesangstechnisch mit Recht als Rockröhre bezeichnet werden. Zum Schluss gibt es mit 'This Tragic Overture' noch eine interessante Soundspielerei. Synthetische Klänge paaren sich mit einem erneut dominierenden Schlagzeug, dazu die inzwischen gar nicht mehr symphonischen Gesangslinien von Gabriella – ja, gegen Ende des Longplayers scheint sich der Anspruch der Band nach mehr Härte und modernen Riffs doch noch verwirklicht zu haben.
VELVETSEALs Erstlingswerk ist interessant für all jene, die beim symphonischen Metal einmal jenseits der ausgetretenen traditionellen Pfade, die stets gerne um die Einflüsse der Klassik kreisen, über den Tellerrand gucken wollen und sich einem progressiven Soundgemisch nähern wollen. Wenn dieser Weg auch teilweise auf Kosten eingängiger Melodiösität geht und mancher Song etwas poppig verhunzt ist, so kann das Gesamtwerk doch als gelungen bezeichnet werden. Entwicklungspotential ist bei den Ungarn jedenfalls zu erahnen.
Anspieltipps: Lend Me Your Wings, The Devine Comedy?
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Erika Becker