VISE VERSA - Living A Lie
Mehr über Vise Versa
- Genre:
- (Modern) Rock / Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Send The Wood Music
- Release:
- 19.01.2015
- Voices
- Thorn In My Side
- Killing Me
- Living A Lie
- All I've Got
- Command And Conquer
- Misery
- Running With Scissors
- Stranger
- Take It Back
- Why?
- Ether
Wem LINKIN PARK mittlerweile zu soft sind ...
Die Puristen unter Euch dürfen gerne schon wieder abschalten, denn mit VISE VERSA und dem Debütalbum "Living A Lie" haben wir es hier mit einer modernen Metal-Rock-Variante im Fahrwasser von LINKIN PARK zu tun. Dazu passend setzt das Quartett auf dominante elektronische Spielereien, die zwar stimmig zur Musik sind, dem geneigten Metaller aber bereits beim Lesen die Fußnägel nach oben rollen lässt.
Doch die drei Jungs und das Mädel am Bass machen die Sache sehr ordentlich. Vor allem Gitarrist Eddy Chaumulot (ex-TANK) haut das eine oder andere fette Riff heraus ('Misery', 'Living A Lie'), was die Chose nicht nur für alle Freunde der Stromgitarre interessant macht, sondern sie darüber hinaus auch von ihren amerikanischen Nu-Metal-Vorbildern unterscheidet. Problematisch bei der Sache ist nur, dass sowohl die Gitarren- als auch die Elektroparts enorm weit im Vordergrund stehen, sodass sie schon fast miteinander zu konkurrieren scheinen, anstatt sich im Gesamtbild zu ergänzen. In dieser Hinsicht ist es auch nicht sehr hilfreich, wenn man gitarrentechnisch bereits in den Strophen das volle Brett fährt, da einem beim eigentlichen Höhepunkt, dem Refrain, dann die Argumente ausgehen – oder eben alles überladen wirkt. Insgesamt ist das jedoch eine amtlich fette Produktion, die halt nur erwartungsgemäß modern an die Wand gefahren ist. Da wäre in Zukunft weniger vielleicht mehr, denn die Musik kann sicherlich mehr Raum, mehr Tiefe und lebendigere Flächen vertragen.
Musikalisch konzentriert sich die Band auf das Wesentliche, verzichtet größtenteils auf Gitarrenmelodien oder Soli und mag es auch in Sachen Songaufbau und Spannung eher knackig und kompakt. Da besteht natürlich wie immer die Gefahr, dass mit fortlaufender Spieldauer die Musik an einem vorbeizurauschen droht, dürfte aber ansonsten den Nerv der Zielgruppe nicht verfehlen. Mir persönlich gefällt VISE VERSA am besten, wenn sie das Tempo ein wenig anzieht ('Running With Scissors', 'Take It Back', 'Thorn In My Side') und dadurch kraftvoll treibend durch die Gegend rockt. Viele der zwölf Songs haben echt starke einzelne Parts ('Why', 'All I've Got', 'Voices'), können jedoch am Ende des Tages meist leider nicht vollends überzeugen. Dafür fehlen auch die zwingenden Ohrwurmmelodien.
Fluch und Segen zugleich ist eh der Gesang von Jon Howard (THREAT SIGNAL), der wie der kleine Bruder von LINKIN-PARK-Frontmann Chester Bennington klingt - ein Kompliment. Seine Stärken liegen eindeutig in den aggressiveren, höheren Tonlagen, die überwiegend in den Refrains zum Einsatz kommen. Jon gefällt mir auch vor allem dann, wenn er rhythmisch etwas schneller singt und nicht zu sehr auf langgezogene und fast schon austauschbare Melodien setzt. Der Kanadier hat enorm viel Power in der Stimme, das darf er ruhig öfter zeigen. Letztendlich denke ich, dass die Nähe zum Original (zumal gut gemacht) bei einem Debütalbum (noch) nicht so ausschlaggebend ist. Die Zukunft und Entwicklung wird entscheidend sein.
"Living A Lie" ist ein gutes Modern-Metal-Album, das mit Haut und Haaren in die heutige Zeit passt. Es gibt sicherlich viele coole Momente, Licks und Parts auf diesem 45-minütigen Werk zu entdecken, eine anhaltende Langzeitwirkung kann ich mir jedoch nicht vorstellen. Trotzdem sollten vor allem die LINKIN-PARK-Fans ein Ohr riskieren, die eher auf die härtere Seite der Kalifornier stehen und die Hip-Hop-Parts definitiv nicht vermissen würden.
Anspieltipps: Running With Scissors, Misery, Take It Back
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Chris Staubach